“G’day mate! How are ya?” Diesen Satz habe ich während meines halbjährigen Aufenthaltes in Sydney, Australien wahrscheinlich am öftesten gehört. Ich besuchte die Mosman High School, eine öffentliche, koedukative Schule im schönen Stadtteil Mosman, relativ nahe am Stadtzentrum. Aber ich beginne mal am Anfang...
Als ich in der Jahrgangsstufe 9 war, erfuhr ich das erste Mal über die Möglichkeit einen Auslandsaustausch in der Klasse 11 zu unternehmen.
Zusammen mit einem Freund begann ich mich zu informieren. Wir nahmen Kontakt mit verschiedenen Austauschorganisationen auf, u.a. auch mit iSt. Mein Hauptaugenmerk lag von Anfang an auf Australien, da dich dort zuvor bereits mit meinen Eltern im Urlaub gewesen war und es mir sehr gut gefallen hatte. Ich bewarb mich also bei iSt für das Austauschprogramm mit Australien, woraufhin meine Eltern und ich nach Frankfurt eingeladen wurden, wo wir von einer iSt Mitarbeiterin weitere Informationen erhielten.
Mein zweiter Wunsch war es in eine größere Stadt zu gehen, da ich in Deutschland eher ländlich wohne und einmal den Gegensatz erfahren wollte. Mosman High School, sehr nahe am Stadtzentrum von Sydney, erschien mir ideal und bot außerdem auch alle Fächer, die ich belegen wollte, wie z.B. Französisch. Ich war bereits im ersten Halbjahr der 10. Klasse als ich iSt dann endgültig zusagte.
Über die folgenden sechs Monate musste dann viel Papierkram erledigt werden. Formulare mussten ausgefüllt werden, das Visum beantragt werden, eine ärztliches Attest eingeholt werden, ein Bewerbungspaket für die Gastfamiliensuche musste erstellt werden und noch einiges mehr. Erst wenige Wochen vor meinem geplanten Abflugtermin erhielt ich dann die langerwartete Adresse meiner Gastfamilie. Es war ein kinderloses Paar mittleren Alters, die auf halbem Weg zwischen der Schule und dem Stadtzentrum Sydneys in Neutral Bay wohnen.
Ich konnte mein Glück überhaupt nicht fassen. Etwas Besseres hätte ich mir nicht wünschen können. Die letzte Zeit in Deutschland verging wie im Flug und dann hieß es Abschied nehmen von Freunden und Familie. Am 13. Juli trat ich meine Reise an. Der Flug von Frankfurt nach Sydney dauert mit Zwischenstop in Singapur ungefähr 23 Stunden, das ist ganz schön strapaziös.
In Sydney am Flughafen wurde ich dann von meinem Ansprechpartner der dortigen Austauschorganisation abgeholt und zu meinen Gasteltern gefahren. Ich wurde dort sehr herzlich aufgenommen, war allerdings so KO, dass ich eigentlich direkt ins Bett fiel.
An den darauf folgenden Tagen zeigten mir meine Gasteltern die Umgebung und dann kam auch schon der erste Schultag. Diesen verbrachte ich aber eigentlich nur mit organisatorischen Dingen. Ich musste für die Schule wieder einige Formulare ausfüllen und dann vor allem meine Fächer wählen. Da ich mich für Naturwissenschaften interessiere, entschied ich mich für maths advanced + extension (zusätzlicher Unterricht), physics, chemistry, English advanced und French. Außerdem führte mich ein Schüler meines Jahrgangs (Year 11) durch die Schule und zeigte mir alle Räume, die ich so kennen musste. Das war eine sehr gute Sache, weil ich dadurch auch gleich ein vertrautes Gesicht hatte. Mein normaler Schultag begann morgens um 9.00 Uhr. Vormittags gab es nur eine Pause von 20 Minuten. Die Mittagspause (“lunch“) war 40 Minuten lang und danach war noch Unterricht bis um ca. 15.00 Uhr. Am Anfang erschien mir dieser Tagesablauf sehr lang und anstrengend, doch man gewöhnt sich recht schnell daran. Nach und nach lernte ich dann auch immer mehr Schüler aus meinem Jahrgang kennen und abends oder am Wochenende gingen wir z.B. zusammen ins Kino. Ansonsten verbrachte ich meine Freizeit hauptsächlich damit, die Sehenswürdigkeiten von Sydney zu erkunden. Abgesehen vom berühmten ”Opera House“ und der ”Harbour Bridge“ gibt es noch eine ganze Reihe anderer interessanter Orte in Sydney, z.B. Darling Harbour oder die vielen Strände wie Manly oder Bondi beach. Auch meine Gasteltern zeigten mir einige ihrer Lieblingsstellen. Eins der besonderen Highlights meines Aufenthalts war eine Reise, die ich während der Schulferien unternahm. Ich flog als erstes nach Cairns ans Great Barrier Reef wo ich das Tauchen lernte. Anschließend flog ich nach Darwin an die Nordküste Australiens, von wo ich eine Safari durch den Kakadu National Park machte. Sowohl das Tauchen inmitten von Fischen und Korallen, bei dem man sogar Rochen, Schildkröten oder auch Haie beobachten konnte, als auch die einzigartige Landschaft des Kakadu National Parks mit seinen Aborigine Felsmalereien und seiner Vielfalt an Tier- und Pflanzenwelt haben unvergessliche Eindrücke hinterlassen. Gegen Ende des halben Jahres unternahm ich noch eine weitere Reise. Dieses Mal war mein Ziel die Südküste mit der sog. “Great Ocean Road”. Dazu flog ich erst einmal nach Melbourne. Australiens zweitgrößte Stadt hat ein ganz anderes Flair als Sydney. In Melbourne leben viele europäische Einwanderer, weshalb es eine große kulturelle Vielfalt gibt, die sich z.B. in einer Vielzahl von griechischen, italienischen, asiatischen usw. Restaurants äußert. Von dort aus nahm ich an einer Bustour teil, die entlang der Great Ocean Road nach Adelaide ging. Diese Küstenlinie mit ihren Sandsteinklippen ist vor allem bekannt für die sog. „12 Apostel“. Eine Reihe von Felssäulen, die in der Brandung stehen, obwohl ringsherum das Gestein weggespült wurde. Die Gischt der hohen Wellen dort erscheint einem fast wie Nebel und sieht besonders bei Sonnenuntergang sehr schön aus.
Abschluss dieser Tour war ein Besuch in Adelaide von wo aus ich auch zurück flog. Ein weiteres sehr interessantes Erlebnis war das erste Weihnachten meines Lebens im Sommer! Da auf der Südhalbkugel die Jahreszeiten vertauscht sind ist Weihnachten mitten im Hochsommer was Temperaturen von mind. 30°C bedeutet. Das Fest ist daher keineswegs ein besinnliches Beisammensein mit Kerzen und Spekulatius sondern viel mehr eine fröhliche Party. Viele Familien gehen an den Strand zum Baden und grillen dort zusammen. Am 26. Dezember, dem so genannten ”Boxing Day“, steht in Sydney ein weiteres Event ins Haus. Der alljährliche Start der ”Sydney to Hobart“ Segelregatta ist ein beeindruckendes Ereignis. Der Hafen von Sydney ist voller Boote. In einem durch Bojen markierten Kanal befinden sich die ca. 80 Yachten, die am Rennen teilnehmen. Darum verteilt sind hunderte Privatboote, von Schaulustigen ”Sydneysidern“, die den Start beobachten. Auch an den Ufern stehen tausende Zuschauer. Zusammen mit den Rennyachten fahren dann, nach dem Startschuss, auch die Privatboote hinaus aufs Meer und geleiten die Segelschiffe auf ihren Weg. Der Abschluss meines Australienaufenthaltes war die Silvesterfeier in Sydney. Feuerwerke gibt es gleich zwei. Eins um 21 Uhr für Familien mit Kindern und natürlich das berühmte Hauptfeuerwerk um Mitternacht. Ich erlebte es vom Fort Denison, was auf einer kleinen Insel im Hafen liegt. Das Feuerwerk war unbeschreiblich, einfach gigantisch! Eine Million Menschen sehen dem Spektakel zu. Danach brach unter allen Zuschauern spontan Applaus aus. Für mich war es auch gleichzeitig der Abschied von Australien. Wenige Stunden nach beginn des neuen Jahres verließ ich Australien. Insgesamt war mein Australienaufenthalt eine tolle Erfahrung und ich bin sehr froh, dass ich mich dazu entschieden habe. Obwohl ich diesem Spruch aus den Werbebroschüren der Austauschorganisationen nie so richtig glauben wollte, muss ich sagen: „Es war die beste Zeit meines Lebens!“ Martin Enno Kügler Mosman High School, Sydney, New South Wales, Australia
- Eva S.
- ·
Sydney: Eva S.
Wenn man morgens am anderen Ende der Welt aufwacht, die Sonne einem ins Gesicht strahlt und vor der Schule noch eine…