Es war schon lange mein Traum gewesen, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Mitte der neunten Klasse machte ich mich also bei vielen Organisationen schlau und bewarb mich letztendlich bei iSt. Ich war schon immer fasziniert gewesen von Australien, und meine Auswahl fiel auf die Ballina High School. Eines meiner Interessen ist nämlich die Luftfahrt, und die Ballina High School bietet „Aeronautics“ als Schulfach an – Ideal! Aber von Anfang an: Nach meinem Bewerbungsgespräch und der darauf folgenden Bewerbung ging es für ein Wochenende nach Hannover, wo sich alle zukünftigen International Students trafen. Dort wurden uns viele wichtige Hinweise und Tipps gegeben und das Treffen hat sehr geholfen und viele offene Fragen zu Schule, Gastfamilie, Visum, Geld etc. beantwortet. Im Juli ging es dann endlich los. Der Abschied von Zuhause fiel nicht so furchtbar schwer, und die Vorfreude war riesig. Nach zwei Tagen in Flugzeugen und auf Flughäfen kamen wir endlich alle in Sydney an, von wo aus ich mit zwei anderen Schülern weiter nach Ballina flog, wo wir von unseren Gastfamilien empfangen wurden. Ballina ist eine kleine Stadt ganz im Norden von New South Wales und liegt direkt an der Küste und es gibt wundervolle, kilometerlange Sandstrände die sich perfekt zum Surfen eignen (und dafür ist die Gegend auch bekannt). Mit meiner Familie hatte ich wirklich Glück, denn es sind wirklich nette und hilfsbereite Leute. Tim, mein Gastvater, ist ein echter Aussie, aufgewachsen auf einer Farm im Inland von New South Wales. Später wurde er Polizist, und jetzt arbeitet er von Zuhause aus als Webdesigner. Boshena, meine Gastmutter, ist gebürtige Polin, kam mit 16 Jahren zum ersten Mal nach Australien und lebt jetzt insgesamt schon 26 Jahre dort. Beide haben jeweils drei Kinder, die allerdings schon alle Erwachsen sind und zum Zeitpunkt meiner Ankunft schon ausgezogen waren. Später allerdings zog Boshenas Sohn Konrad doch wieder bei uns ein, so dass wir dann zu viert waren. Die erste Zeit war dann allerdings ein bisschen schwierig. Es war recht schwierig die Aussies zu verstehen, das allerdings ändert sich sehr schnell und nach nur wenigen Wochen versteht man nicht nur alles, sondern denkt und träumt gelegentlich auch schon auf Englisch. Auch war es für mich zu Beginn etwas schwierig, neue Freunde zu finden. Aber auch diese Anfängliche Schwierigkeit war dann nach relativ kurzer Zeit überwunden und von da an ging es erst so richtig los. In der Schule habe ich die Fächer English Advanced, Maths Advanced, Physics, Chemistry, Metals & Engineering, Photography und natürlich Aeronautics belegt. Alle Fächer haben viel Spaß gemacht, die Lehrer waren freundlich und hilfsbereit und die Klassenkameraden sowieso. Wie schon gesagt, anfangs gab es ein paar sprachliche Probleme, vor allem in Chemie wo ja viele Wörter vorkommen, die man im Schulenglisch hier in Deutschland nicht lernt. Am Ende aber waren die Lehrer sogar alle recht beeindruckt, was natürlich schön ist. Ein Schultag ging von normalerweise von 9.00 bis 15.30, dreimal pro Woche musste ich allerdings für Photography schon 50 Minuten früher da sein. Vormittags gab es eine 20-minütige Pause, und mittags eine 40-minütige Lunch Break. Wir konnten uns in der Schule etwas kaufen, durften aber auch in die Innenstadt gehen, um dort zu essen. In meiner Freizeit bin ich viel Schwimmen gegangen im Schwimmverein, das aber nur um fit zu bleiben für etwas anderes: Surfen! Die Surfkultur in Australien ist weit verbreitet und bei vielen Jugendlichen fast etwas wie eine Religion. Und da wir direkt am Strand lebten, habe ich tatsächlich oft mein Board unter den Arm geklemmt und bin nachmittags noch mal ins Wasser gesprungen. An den Wochenenden war ich im „Surf Club“. Hierbei handelt es sich um
Surf Life Saving Australia, die größte Freiwilligen-Organisation in Australien. Hauptziel ist die Sicherung der Strände und die Rettung von möglichen Ertrinkenden. Es hat sehr viel Spaß gemacht, als „Surf Life Saver“ den Strand zu bewachen, aber vor allem auch, jeden Sonntag mit vielen anderen zu Surfen, das Rettungsboot zu fahren, den Jetski etc. Der Surf Club ist sicherlich eine der Sachen, die ich jetzt am meisten vermisse. Während meiner Zeit in Australien bin ich recht viel gereist. Ich war häufig in Brisbane, welches die nächste große Stadt ist und sonst noch einige Male in Sydney, in Canberra und vielen anderen Orten in unserer Umgebung mit meiner Gastfamilie, in Coffs Harbour Zelten mit einer Freundin und auch sonst an vielen weiteren Orten. Mein bester Freund aus Deutschland war auch in Australien, allerdings nur für drei Monate. Wir haben uns mehrere Male getroffen, am besten war aber unser gemeinsamer Flug nach Sydney. Sydney war immer ein Traum von uns gewesen, und so entschieden wir uns morgens mit der ersten Maschine aus Brisbane loszufliegen und abends mit der letzten wieder zurück zu kommen. Wir hatten also eine Tag, um Sydney zu erkunden, und das war sicherlich einer der besten Tage meines Lebens. Nach den 12 Monaten kam dann auch noch meine Familie um mich abzuholen, und zusammen mit denen bin ich auch noch viel gereist – wir sind mit einem Wohnmobil von Ballina bis nach Cairns gefahren. Dabei haben wir auch noch mal sehr viele verschiedene Teile Australiens gesehen und unzählige tolle Erlebnisse gehabt. Der Abschied aus Australien und von meinen Freunden und meiner Gastfamilie war dann wirklich schwierig, was wirklich als Beweis dient, wie wohl ich mich gefühlt habe und wie sehr Australien ein zweites Zuhause für mich geworden ist. Ein Jahr im Ausland, das kann ich echt nur jedem empfehlen, es war das beste Jahr meines Lebens (bis jetzt). Ich habe viel gelernt, bin viel erwachsener geworden, habe tolle Freunde gefunden und viele unbezahlbare Erfahrungen gemacht. Stefan Edelmann Ballina High School, New South Wales