Mein größter und aufregendster Trip, den ich während meiner Schullaufbahn machen durfte: Die ganze Vorfreude fing schon im Februar beim Vorbereitungsseminar in Düsseldorf an. Eine ganze Reihe von Returnees hatte von den aufregendsten Dingen erzählt und alle ihre kleinen Geheimnisse ausgepackt, die uns die ganze Sache noch viel interessanter gestaltet haben. Nach 4-monatiger Vorfreude ging es am 4. Juli dann endlich los! Ich bin mit meiner Familie, einem Freund und seiner Familie zum Frankfurter Flughafen gefahren. Wir beide haben den Flug ganz unabhängig von iSt gebucht und sind deshalb ganz alleine mit Zwischensstop in Singapur nach Brisbane geflogen. Es war ein langer, sehr langer Flug, der uns mehr als einen Tag gestohlen hatte. Das war uns beiden aber total egal, weil wir uns während des Fluges super beschäftigen konnten. Die letzte Stunde vor Ankunft wurden wir dann ziemlich nervös. Was würde uns nur erwarten? Erzielen wir den absoluten Fehltreffer oder wird es genauso werden wie es uns die anderen erzählt hatten? In Brisbane am Flughafen hatte mich meine Schulkoordinatorin schon erwartet, an ihrer Seite standen zahlreiche Jugendliche aus den verschiedensten Nationen. Da ich mit meinen Schoolmates südlich an die Gold Coast fahren musste, war hier der Zeitpunkt an dem ich mich von meinem Freund zu verabschieden hatte. Im Bus wurde mir erst klar, was gerade wirklich passiert und ganz besonders dass ich alleine bin. Ich habe es in dem Moment als eine Lebensherausforderung gesehen, egal ob es mir gefallen würde oder nicht - es musste getan werden. Allerdings als wir vor unserer Schule, der Merrimac State High School, ankamen und meine Gastmama mich herzergreifend in den Arm genommen hatte, war ich schon um einiges glücklicher und hoffnungsvoller. Sie war sehr aufgeschlossen, hat mich nach Hause gebracht, mir das Haus gezeigt, ihren Ehemann und den süßen Dalmatiner Cleo vorgestellt. Das Haus war fast wie alle Häuser, die ich auf der Hinfahrt schon sehen konnte. Sehr modernisiert, eingeschossig und auf großem Grundstück gelegen mit Pool. Mein Zimmer war im Vergleich zu meinem Zimmer in Deutschland sehr klein, aber es war alles drin was ich wirklich brauchte - ein riesiger Kleiderschrank, ein großes Bett, Schreibtisch und Fernseher. Den Rest konnte ich mir mit Fotos und sonstigem Kram dekorieren, den ich von Zuhause mitgebracht hatte. Im Nachhinein habe ich mich wie Zuhause gefühlt, jedoch kam das erst nach kurzer Zeit... Die ersten Tage waren leider meine Pechphase. Nachts konnte ich nicht schlafen wegen Heimweh und abends aufgrund dessen auch nichts essen. Das einzige was dann nur helfen kann ist so schnell wie möglich Freunde außerhalb des Hauses zu finden und dieses Privileg hatte ich gleich auf der Fahrt vom Flughafen zur Schule. Dadurch war ich tagsüber durchgehend unterwegs und habe mich abends versucht mit meinen Gasteltern abzulenken. Was mir im Nachhinein als einziges riesig gefehlt hatte, waren meine Geschwister, da ich in Deutschland 3 Geschwister habe und zuhause immer viel los ist, wovon ich in Australien nicht reden konnte, weil ich in meiner Gastfamilie nur eine chinesische, 19-jährige Gastschwester hatte, die kaum Englisch sprechen konnte und wir nicht auf der gleichen Ebene schwebten. Wir haben uns auch fast nie gesehen, deshalb war es fast so als wär ich mit meinen Gasteltern allein gewesen, was aber auch toll war! Mein Gastvater, Alan, und meine Gastmama, Rosie, haben sich immer sehr um mich gekümmert und mir einiges erlaubt, weil wir uns unglaublich gut verstanden haben. Zu mir haben sie immer gesagt "Du hast ein halbes Jahr Urlaub und den wollen wir dir möglichst schön gestalten.“ Besonders gut war, dass ich einen guten Freund in Brisbane hatte, mit dem ich zusammen geflogen war. Und meine beste Freundin an der Sunshine Coast, die ich dann auch öfters für eine Woche besucht hatte oder sie mich, das hat einem immer ein Stückchen Heimat zurückgegeben. Die Schule war ein kleiner Witz, da mir der Stoff im 10. Schuljahr zu einfach war, habe ich mich hochstufen lassen in die Stufe 11, wo meine deutschen Freunde, die ich dort kennengelernt hatte, und ich immer noch besser waren als die Australier! Dafür hatten wir teilweise sehr coole Fächer, wie beispielsweise Kochen und Tourismus. Mit den Internationals aus der Schule haben wir drei sehr coole Ausflüge gemacht. Einmal haben wir den Mount Warning bestiegen, ein anderes mal in einen Freizeitpark gefahren und dann noch an die Sunshine Coast zum Australia Zoo gefahren. Es war der schönste Zoo den ich je gesehen hatte. Dort waren Tiere aus aller Welt, aber am meisten hatten mich Kängurus beeindruckt, ich hätte gerne eins mit nach Deutschland genommen! Bei uns an der Schule hatten wir einige Probleme Kontakt zu den Australiern aufzunehmen. Da man zu Anfang nie allein sein wollte und sich mit den Internationals herumtrieb wollten die nichts mit einem zu tun haben. Wenn man jedoch im Unterricht ganz alleine und ein bisschen auf sie zukam, waren alle nett und nach wenigen Wochen bauten sich auch ein paar Freundschaften auf. Leider habe ich, wie fast jedes ausländische Mädchen, das in Australien war, einige Kilos zugenommen. In meinem Gasthaus gab es fast nie frisches Essen, es sei denn ich habe mal selber gekocht mit meinen Freunden, denn meinem Gastvater war frisches Kochen zu viel Mühe. Dazu haben sie auch noch sehr viele Süßigkeiten gekauft und wir haben riesengroße Lunchpakete mit in die Schule bekommen. Die ersten Tage war es mit der Sprache ein riesiges Problem. Der Akzent der Australier war nicht zu verstehen. Ich hatte jedoch Glück, weil meine Gastmama britisch aufgezogen wurde und sehr deutlich sprach. Nach 3 Wochen flutschte die Sprache von alleine und zurück in Deutschland merke ich, dass es keinerlei Verständnisprobleme mehr gab und für den Englisch LK hat sich alles gelohnt!! Am Ende meines Aufenthalts kam mein Vater für 3 Wochen nach Australien, mit ihm habe ich noch einen schönen Sommerurlaub verbracht. Wir sind zuerst nach Sydney geflogen und von dort aus mit dem Auto hoch zur Gold Coast gefahren, wo wir noch ein paar Tage Sonne genossen haben, bevor es zurück in den kalten Winter ging! 3 Tage vor Weihnachten waren wir wieder zurück und es war als wäre hier die Zeit stehengeblieben. Ich war froh meine Familie und Freunde wieder zu haben, trotz dass ich selbst nach fast einem Jahr noch oft Bilder ansehe und in Erinnerungen versinke. Wie erwähnt habe ich mich besonders gut mit meiner Gastmama verstanden und zwar war es so gut, dass meine deutsche Mutter sie auch unbedingt kennen lernen wollte und wir deshalb diesen Sommer ein Wochenende mit ihr in Paris verbracht haben. Für mich war das allerwichtigste eine tolle Gastfamilie zu haben, weil ich immer einen Ansprechpartner brauche und das habe ich bei ihr vollkommen erzielt.