Ein halbes Jahr Australien, ganz auf sich allein gestellt, weg von der Familie, den Freunden, der Schule und der bekannten Umgebung. Es fiel mir nicht leicht, mich von allem zu verabschieden. Und bei dem Gedanken, für fünf Monate allein auf einem Kontinent auf der anderen Seite der Erde zu sein, hatte ich schon ein bisschen Angst. Doch war ich auch sehr gespannt auf das Leben in einer Gastfamilie, auf die neue Schule, die neue Kultur, die schöne Natur und die kilometerlangen Strände Australiens. Nachdem ich mich am Flughafen in Düsseldorf von meiner Familie verabschiedet hatte, begann das Abenteuer. 21 Stunden dauerte der Flug, mit zwei Zwischenstopps in Frankfurt und Singapur, dann war ich endlich am Ziel meiner Reise: Brisbane. Mit einigen anderen Internationalen wurden wir zu unseren Gastfamilien an die Gold Coast gefahren. Ich war so aufgeregt, schließlich kannte ich sie nur vom Email-Schreiben. Erst um Mitternacht kam ich an der Gold Coast an. Alles war dunkel, man konnte nicht viel sehen. Total müde war ich, als wir vor dem Haus meiner Gastfamilie angehalten haben, andererseits auch ziemlich neugierig auf meine neuen Familienmitglieder. Von allen wurde ich sehr nett empfangen, sie haben mir auch gleich ihr Haus gezeigt. Meine Gastfamilie bestand aus meinen Gasteltern, drei Gastschwestern und einer anderen Austauschschülerin aus Taiwan. Wir wohnten in einem typisch australischen Haus mit Pool und Garten, das nur eine Minute vom Strand entfernt lag. Von Anfang an habe ich mich mit allen richtig gut verstanden. Sie haben sich sehr bemüht, mir meinen Aufenthalt unvergesslich zu machen. Die Barbecues am Strand und auf der Terrasse, Kochabende und die regelmäßigen Ausflüge, die wir gemeinsam unternommen haben, werden immer in meinen Erinnerungen bleiben. Wir waren im Currumbin Wildlife Sanctuary, wo ich einen Koala auf dem Arm gehalten, Kängurus gestreichelt und gefüttert habe, ein unglaubliches Erlebnis. Außerdem waren wir für ein ganzes Wochenende an der Sunshine Coast in einer Ferienwohnung, in Brisbane und in Byron Bay am Leuchtturm. An der Gold Coast ging ich zur Miami State High School. Morgens bin ich mit dem Fahrrad an der Strandpromenade entlang zur Schule gefahren. Insgesamt waren ungefähr 30 andere Austauschschüler an meiner Schule. Sie kamen von überall her: Deutschland, Brasilien, Italien, Frankreich, Spanien und Japan. Sehr schnell habe ich neue Freundschaften geknüpft und nach einiger Zeit auch Freundinnen aus Australien kennen gelernt. Meine Schulfächer waren Englisch, Mathe, Geschichte, Erdkunde, Outdoor Recreation (u.a. Boote bauen, schnorcheln und klettern), Marine Studies (Meereskunde) und Surfen. Es war wie in einem Traum, die Schule direkt am Strand zu haben, surfen zu gehen … Da es viele Austauschschüler gab, haben wir mit unserer Schule häufig Ausflüge gemacht, unter anderem nach Brisbane zum EKKA (eine landwirtschaftliche Ausstellung von Queensland), Segeln, Gold Coast 600 (ein populäres Autorennen in Surfers Paradise), nach Byron Bay zum Schnorcheln. All diese Ausflüge waren natürlich eine gute Möglichkeit, um Anschluss mit den Australiern zu bekommen. In den Ferien zwischen dem dritten und vierten Term war ich für zehn Tage im Outback. An der Gold Coast habe ich mich ins Flugzeug gesetzt. Treffpunkt für alle war Melbourne. Von dort ging es per Bus nach Adelaide und weiter bis Alice Springs. Alles war sehr beeindruckend, die unbeschreibliche Leere in der Wildnis, der rote Sand, den ich vorher nur aus Filmen kannte. Highlights bei der Outback-Tour waren der Ayers Rock und der letzte Abend, den wir mit Aborigines verbracht haben. Sie zeigten uns, wie man einen Boomerang werfen musste. Abends haben wir noch ein Känguru gegessen und um uns aufzuwärmen, haben wir ein Lagerfeuer gemacht. Wir saßen alle drum herum, während ein Aborigine Didgeridoo gespielt hat. Als es dann spät wurde, sind wir in unsere Schlafsäcke geschlüpft und unter einem wunderschönen Sternenhimmel eingeschlafen. Die Zeit in Australien ist wie im Fluge vergangen. Der Abschied fiel mir unglaublich schwer. Meine Gastfamilie ist mir in den fünf Monaten sehr ans Herz gewachsen. Auch von meinen Freundinnen, die ich dort gefunden habe, konnte ich mich nur schwer trennen. Doch ich weiß, dass es irgendwann ein Wiedersehen geben wird. Höchstwahrscheinlich schon nach dem Abi! Der Auslandsaufenthalt in Australien war eine der besten und schönsten Erfahrungen in meinem Leben. Dabei habe ich mich sehr verändert, bin selbstbewusster und stärker geworden, habe richtig gute Freundschaften geschlossen, die für immer halten werden. Alle, die sich immer noch unsicher sind, ob sie einen Auslandsaufenthalt wirklich wagen sollen, denen kann ich nur sagen „Macht es unbedingt!“ Die Erfahrungen, die ihr dort sammelt, sind fürs Leben, ihr werdet sie nie vergessen!