Im Januar sollte mein großes Abenteuer beginnen. An einem besonders kalten und verschneiten Tag, stieg ich ins Flugzeug und ließ mein Deutsches Leben ganz schnell hinter mir. 4 Tage Singapur lagen noch vor meiner Ankunft in Australien. Und ich wusste nicht, ob ich mich darauf freuen sollte, nach Australien weiter zu reisen, oder ob ich hoffen sollte, dass die 4 Tage in Singapur nie umgingen. Natürlich freute ich mich total auf das nächste halbe Jahr, doch hatte ich erst in Singapur richtig bemerkt, was auf mich zu kam; 6 Monate ohne Familie und Freunde in einem fremden Land mit einer Sprache, die ich bis jetzt nur in der Schule gesprochen hatte und das alles auch noch am anderen Ende der Welt. Doch ich konnte meine Entscheidung nun nicht mehr rückgängig machen und schließlich hatte ich auch schon über ein Jahr auf diesen Augenblick gewartet. Als ich dann am Flughafen meine Gasteltern das erste Mal sah, fiel (fast) alle Aufregung von mir ab. Sie waren richtig nett und machten mir auch die Autofahrt zu meinem neuen zu Hause so angenehm wie möglich, obwohl ich vor dieser Autofahrt eigentlich Angst gehabt hatte, ob ich mit dem Englisch klar kommen würde und ich überhaupt richtig mit meinen Gasteltern reden konnte. Das Lob von meiner Koordinatorin, die mich ebenfalls vom Flughafen abholte, dass mein Englisch bereits sehr gut sei, motivierte mich noch mehr. Doch die ersten Tage waren trotzdem ein wenig schwierig. Ich wusste nicht richtig, was meine Gasteltern von mir erwarteten und wie ich mich mit ihnen unterhalten sollte. Wie sich später herausstellte waren das alles unnötige Sorgen, denn meine Gasteltern sahen alles ganz locker und halfen mir in jeder Situation.
Mein erster Schultag wurde dann zu einem ganz neuen Abenteuer. Da über Australien schon mehrere Tage ein Unwetter tobte, gab es Überschwemmungen und teilweise war der Strom ausgefallen, so auch an meiner Schule. Also wurde der Schulstart von Dienstag auf Mittwoch verschoben. Ich konnte jedoch am Dienstag schon meine Uniform kaufen. Am Dienstagabend stellte sich dann heraus, dass es auch am Mittwoch noch keinen Strom geben würde und so die Schule erst donnerstags anfangen würde. Ich ging am Mittwoch jedoch trotzdem in die Schule und bekam zusammen mit den anderen Internationals eine Einführung in das australische Schulleben und auch eine Führung auf dem Schulgelände (trotzdem hatte ich am ersten Tag noch keine Ahnung, wo meine Klassen waren). Außerdem bekam ich meinen Stundenplan. Ich hatte Englisch, Mathe, Graphics, Film und Television, Tourism und Geography gewählt. Später bekam ich auch mit, dass ich meine Fächer tauschen konnte, doch war ich mit meiner Wahl sehr zufrieden.
An diesem Tag lernte ich auch die anderen Internationals an meiner Schule kennen. Wir waren insgesamt nur 7 Internationals und wir 4 Deutschen machten unter uns aus, nur Englisch zu sprechen, was wir dann auch wirklich ein halbes Jahr durchhielten. Am Donnerstag fing dann endlich die Schule an und ich war mächtig aufgeregt. Doch es lief alles super und ich merkte ziemlich schnell, dass die Australier alle sehr offen waren und sie halfen mir wann immer ich Hilfe brauchte. Meine Mitschüler brachten mich am Anfang immer zu meinem Klassenzimmer und boten mir an, dass ich bei ihnen in der Pause sitzen konnte.
Natürlich dauerte es einige Wochen, bis ich richtige Freunde gefunden hatte und auch war die Verlockung groß, die Freundessuche aufzugeben und lieber etwas mit den anderen Internationals zu machen, doch wäre das wohl der größte Fehler, den ich hätte machen können. Dazu muss ich sagen, dass ich mich mit den anderen Deutschen am Anfang ‚zum Glück’ nicht so gut verstanden habe und mir nichts anderes übrig blieb, als australische Freunde zu finden. Und das geht ja auch ganz einfach, wenn man auf die Australier zugeht. Nun zu meinen Gasteltern: Sie hatten erwachsene Kinder und auch schon zwei Enkelkinder, die uns einmal die Woche besucht haben. Dann war immer etwas los im Haus, ansonsten war es eher ruhig. Da meine Gasteltern beide Rentner waren, hatten sie viel Zeit für mich und haben viel mit mir unternommen. Sie haben mir gleich am ersten Tag die Gegend gezeigt (auch wenn es da ohne Unterbrechung geregnet hat) und haben auch danach oft Ausflüge mit mir gemacht. Eine besondere Geschichte davon ist ein Wochenende an der Gold Coast. Die Nichte meiner Gastmutter hat geheiratet und zu dieser Hochzeit war ich dann auch eingeladen. Ich war mir zunächst unsicher, wie das werden würde, da mich von der Familie niemand kannte. Doch meine Gasteltern legten großen Wert darauf, dass auch mir das Wochenende gefiel und deshalb blieben wir sogar zwei Nächte an der Gold Coast und machten sozusagen einen Kurzurlaub. Doch nun zur Hochzeit selbst: Die Zeremonie fand am Strand statt, das war echt ein schönes Bild. Dann gingen alle in den Surfclub zum Essen. Ich saß mit meinen Gasteltern am Tisch und dann stellte ich fest, dass ich doch schon mehr Leute kannte, als ich dachte. Zum Beispiel die Kinder meiner Gasteltern, die wir öfter besucht hatten. Die Braut und deren Eltern lernte ich ganz schnell kennen und mich wunderte es, dass mich alle so selbstverständlich aufnahmen, obwohl mich die meisten der Gäste noch nie gesehen hatten. Also auch diese Sorge war völlig unbegründet. Wenn ich schon einmal dabei bin erzähle ich auch gleich noch von meinem anderen Trip: In den Osterferien ging ich auf eine Outbacktour. Diese war von der Regierung organisiert und wurde nur für Internationals angeboten. Wir starteten in Melbourne und fuhren mit dem Bus bis nach Alice Springs. Wir kamen an Adelaide, Coober Pedy, am Uluru und am Kings Canyon vorbei und obwohl wir auch viel Zeit im Bus verbrachten, lohnte sich die Reise auf jeden Fall. Ich lernte eine ganz andere Seite Australiens kennen. Und nebenbei gewann ich wieder viele neue Freunde. Die 10 Tage im Outback gingen (wie auch der Rest der Zeit) viel zu schnell um und bevor ich realisierte, wo ich überall gewesen bin, saß ich schon wieder im Flugzeug zurück nach Brisbane.
Und damit war schon die Hälfte meiner Zeit in Australien um und ich hatte das Gefühl, die zweite Hälfte verging noch viel schneller. Viel zu schnell musste ich mich von allen meinen neuen Freunden verabschieden, musste mein neu gewonnenes Zuhause verlassen, und überhaupt mein neues, australisches Leben aufgeben.
Doch ich bin nicht ohne das Versprechen gegangen, bald wieder zukommen. Denn Australien ist für mich jetzt nicht nur ein Land, in dem man Kilometer fahren kann, ohne ein Lebewesen, geschweige denn ein Lebenszeichen zu sehen, in dem es Tausende Strände gibt und man nicht sagen kann, welches der Schönste ist und in dem die Leute so unglaublich offen und gastfreundlich sind, wie nirgends sonst auf der Welt. Australien ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden und die Zeit die ich dort verbracht habe, werde ich immer in Erinnerung behalten.
Sunshine Coast: Malina S.
Wenn ich an die letzten 5 Monate zurück denke, habe ich als erstes meine liebevolle Gastfamilie, mein eigenes Surfbrett,…