Ich hatte mich Hals über Kopf entschieden nach der zehnten Klasse von Juli bis Dezember ein halbes Jahr in Australien zu verbringen. Damit ging ein großer Wunsch für mich in Erfüllung, denn Australien hatte für mich auch schon früher die Priorität eines Traumlandes. Die Monate der Vorbereitung waren natürlich ziemlich hart: alle Formulare mussten ausgefüllt werden, ärztliches Attest, Visum, Schulwahl in Australien, Gastfamilie und, und, und. So verging die Zeit bis zum Abflugsdatum relativ schnell. Die letzten beiden Wochen wurden dann aber noch einmal hektisch. Ich wollte unbedingt noch mit ganz vielen Freunden etwas unternehmen, schließlich würde ich sie ein halbes Jahr nicht mehr sehen! Leider habe ich dann doch nicht mehr alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte, aber im Nachhinein war es nicht allzu schlimm. Abschied von meinen Freunden und Eltern konnte ich nicht am Flughafen nehmen, weil sie alle schon in den Urlaub geflogen waren. Grund dafür war, dass die Flüge schon gebucht waren und ich mich so kurzfristig entschieden hatte. Aber wenigstens konnte mich mein Freund zum Flughafen bringen. Ein tränenreicher Abschied und man fragt sich in diesen Momenten einfach nur, warum wollte ich das eigentlich machen?! Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass meine Eltern nicht da waren, denn sonst wäre es noch schlimmer gewesen. Aber sobald man in Flugzeug sitzt, ist alles vergessen und man freut sich einfach nur riesig! Ich hab nur gedacht, jetzt geht meine Reise nach Down Under endlich los, und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Die Reise nach Brisbane war ziemlich anstrengend. Zum Glück sind wir in einer großen Gruppe gefahren sodass selbst das umsteigen in Singapur kein Problem war. Als ich dann endlich gelandet war und meine Koffer hatte, waren wir dann auf uns allein gestellt und ich bin dann doch ziemlich unsicher und müde zum Ausgang gelaufen. 6 Uhr morgens Ortszeit. Ich war total kaputt. Eine Koordinatorin von meiner Schule hat mich vom Flughafen abgeholt und direkt zu meiner Gastfamilie gebracht. Zwar hatte ich das alles immer noch nicht ganz realisiert, jedoch fällt man ihnen einfach nur glücklich in die Arme. Die weiteren zwei Tage habe ich dann nur mit Schlafen verbracht. Es war ziemlich kalt im ganzen Haus, aber das lag daran, dass die Häuser eher für den Winter als für den Sommer gebaut sind. Draußen dagegen war es dafür, das es Winter war, so warm wie in Deutschland der Sommer normalerweise ist. Also recht angenehm. Mit meiner Gastfamilie habe ich mich im Großen und Ganzen eigentlich ganz gut verstanden. Nur ab und zu gab es ein paar Probleme, die dazu führten, dass ich beinahe die Familie gewechselt hätte. Ich habe mich etwas überwacht gefühlt und manchmal war die Art meiner Gastmama etwas komisch. Jedoch habe ich mich ziemlich gut mit meiner Gastschwester und meinem Gastvater verstanden, sodass ich es nicht über Herz gebracht habe, sie zu verlassen und im Nachhinein weiß ich, dass ich richtig gehandelt habe. Im Laufe des halben Jahres hat mich meine Gastfamilie auch zu ihren Aktivitäten eingeladen. Zum Beispiel hatten sie ein Boot und wir waren ab und zu Wasserski fahren. Dann waren wir auf einigen Inseln, bei Verwandten, bei Freunden und immer wieder waren wir bei typisch australischen BBQ´s dabei. Die Zeit, die ich mit meiner Familie verbrachte, war leider nicht sehr viel, aber ich habe sie sehr genossen. Ich habe mir die Robina State High School an der Gold Coast ausgesucht und habe dort die zwölfte Klasse gemacht. Der Unterricht ist mir leichter gefallen, als der in Deutschland, aber wenn ich doch mal Probleme hatte, konnte ich mich immer an den Lehrer wenden und es wurde mir dann auch sofort erklärt. Mein Lieblingsfach war Fitness, Recreation and Lifestyle (kurz REC). In diesem Fach hatten wir auch ein Camp, das mir für immer in Erinnerung bleiben wird! Meine anderen Fächer waren Marine Studies (Ausflüge mit dem Motorboot), Surfing (Surfunterricht), Mathematik, Englisch, Sport und Kochen. Ansonsten war Schule auch total in Ordnung. Ich habe schnell Anschluss gefunden und hatte schon bald einen neuen Freundeskreis, der aus drei Deutschen und ungefähr acht Australiern bestand. Geredet wurde selbstverständlich in Englisch und wir haben auch außerschulisch eine Menge unternommen. Das unglaubliche an dieser Schule waren aber die Koordinatorinnen des „International Staff“. Sie haben sich wirklich um alles und jeden gekümmert. Von Bewerbungen über Formulare und Reiseorganisation bis hin zu der Gastfamilienorganisation und Veranstaltungen für die Internationals. Aber gerade dann wenn einen mal das Heimweh überkam oder man jemanden zum Reden brauchte, waren sie immer für einen da! Den Rest meiner Zeit habe ich außerschulisch verbracht. Ich habe viel mit meinen australischen und deutschen Freunden zusammen erlebt und mit ihnen meine Zeit in Australien zu einer der schönsten meines Lebens gemacht. Ich bin sehr oft an den Strand gegangen um zu schwimmen oder nur zu relaxen. Ich bin Fallschirm gesprungen… war in Sydney… in Zoos und speziellen Freizeitparks… habe Kängurus und Koalas gestreichelt… war Wasserski fahren… Surfers Paradise… Burleigh Beach… habe eine riesige Schlange gesehen… war natürlich viel shoppen… Brisbane… auf Cudchimudloo… in allen Staaten außer Western Australia und Tasmanien…habe eine Outbacktour gemacht in der ich so unglaublich viel gesehen hab wie zum Beispiel… den Ayers Rock …Kings Canyon… Coober Pedy… Alice Springs…Adelaide…Melbourne… Aborigines und, und, und. Ich könnte noch stundenlang weiter aufzählen. Natürlich gab es ab und zu auch mal Zeiten in denen es mir nicht so gut ging. Richtiges Heimweh hatte ich zum Glück nicht, aber ich habe schon vor allen Dingen meine Freunde, meine Familie, meine Haustiere und meinen Sport vermisst. Der Abschied von Australien dann nach einem halben Jahr kam für mich leider zu schnell. Ich wäre zu gerne noch dort geblieben und die Tränen liefen wie bei meinem Abschied in Deutschland. Der Rückflug war dann ziemlich unproblematisch, obwohl ich in der ganzen Zeit, die ich auf dem Rückweg verbrachte nicht einen einzigen Menschen kannte. Zuhause in Deutschland wurde ich dann von meiner Familie und all meinen Freunden lautstark und überschwänglich am Flughafen empfangen. Ich hab mich so gefreut alle wieder zu sehen und die Traurigkeit, Australien verlassen zu haben, war wie weggeblasen! Mit dem Jetlag hatte ich gar keine Probleme mehr und ich bin dann auch recht schnell wieder für die letzten Tage vor den Winterferien in die Schule gegangen. Ich habe mich wieder super eingelebt und Probleme hatte ich so gut wie gar keine. Nur in der Schule hat mir Mathematik etwas zu schaffen gemacht, aber ansonsten komme ich in allen Fächern gut mit. Zusammenfassend würde ich sagen, dass diese Zeit einfach unglaublich war. Ich habe so viel gesehen und gemacht wie ich es nie in meinem Leben für möglich gehalten hätte! Es war echt eine der schönsten Zeiten in meinem ganzen Leben, die ich nie vergessen werde. So viele neue Erfahrungen auf die ich nie hätte verzichten wollen. Von meinen ganzen Freundschaften, die ich geschlossen habe ganz zu schweigen. Mit vielen stehe ich immer noch in Kontakt und meine Eltern haben mir schon versprochen, in den Sommerferien nach Australien zu fliegen, sodass ich nicht allzu lange warten muss. Jedoch kann ich es kaum erwarten endlich wieder dort zu sein! Rabea E. Kühn-van Geldern Robina State High School, Gold Coast, Queensland