Erfahrungsberichte aus Tianjin
Tianjin: Friederike Haase
Hallo an alle (noch) Daheimgebliebenen!!! Mein Name ist Friederike, ich bin 16 und jetzt schon seit fast drei Monaten in China. Oder um genau zu sein in Tianjin, einer Stadt nicht weit von Beijing mit ca.10 Millionen Einwohnern. Inzwischen habe ich mich hier ganz gut eingelebt und natürlich auch schon einiges erlebt. Nach meiner Ankunft in China (insgesamt waren wir fünf Deutsche, die zusammen von Frankfurt nach Beijing geflogen sind), hatte wir erst mal ein 10-tägiges Vorbereitungsprogramm in der Nähe von Beijing, zusammen mit anderen Austauschschülern aus Mexiko, Thailand, Frankreich, Amerika, Dänemark und Schweden. Wir haben einiges über chinesische Kultur und Geschichte gelernt, ein bisschen Grundlagenchinesisch gepaukt und außerdem die Große Mauer und den Tiananmen-Platz in Beijing besucht. Danach war leider Abschiednehmen angesagt, weil wir alle zu unseren Gastfamilien geschickt wurden. Wir drei Gastschüler, für die es nach Tianjin ging sind mit einem Bullie gemeinsam von unseren Gasteltern abgeholt worden. Es ist schon relativ komisch, wenn man sich mit jemandem unterhalten will, aber eigentlich versteht man seine Sprache gar nicht. Trotzdem ist es uns auf der zweistündigen Fahrt nach Tianjin nie langweilig geworden. Warum ich ausgerechnet für ein Jahr nach China gehen wollte ist eigentlich schnell gesagt. Auch wenn viele meiner Freunde mich wegen dieser Entscheidung für verrückt erklärt haben („Die essen da Hund“). Ich reise einfach unheimlich gern und bin generell sehr an fremden Sprachen und Kulturen interessiert. Außerdem arbeitet mein Vater oft in Asien und was er so über China erzählt hat, hat mich einfach neugierig gemacht. Nachdem ich dann auch noch mit meiner Schule zwei Wochen nach Nanjing (im Raum Shanghai) gegangen bin, war für mich klar, dass es China sein musste. Da bin ich nun und ich muss sagen, dass es mir wirklich gut gefällt. Als Ausländer und besonders als Europäer ist man wahnsinnig interessant für die Chinesen. Also ist es relativ leicht Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Außerdem ist meine Gastfamilie supernett und mit meiner Gastschwester, mit der ich mir ein Zimmer teile komme ich auch richtig gut klar. Trotzdem war der Anfang sehr schwer für mich, weil ich fast gar keine Sprachkenntnisse mitgebracht habe. Zum Glück können alle in meiner Gastfamilie ein bisschen Englisch, so dass es nicht zu zu großen Missverständnissen gekommen ist. Inzwischen bin ich aber soweit, dass ich viel von dem, was um mich herumgeredet wird verstehen kann, oder zumindest das Wichtigste mitbekomme. Für die Schule reicht das allerdings leider noch lange nicht. Also sitze ich meistens im Unterricht und lerne Vokabeln oder Schriftzeichen für mich selbst. Außerdem habe ich jede Woche vier Chinesischstunden zusammen mit einem anderen deutschen Austauschschüler. Meine Schule ist die Tianjin No 1 High School und ich bekomme den chinesischen Schulalltag hier live geboten. Inklusive Schuluniform, täglicher Pausengymnastik und Putzdienst, auch wenn das letztere eher entbehrlich ist. Insgesamt gibt es hier über 3.000 Schüler und schon in meiner Jahrgangsstufe sind es rund 600, auf 12 Klassen verteilt. 50 Schüler pro Klasse sind zwar eine ganze Menge, aber trotzdem ist es im Unterricht immer ziemlich ruhig. Im übrigen war ich mit meiner Klasse auch schon 9 Tage in einem chinesischen Militärcamp. Das bestand größtenteils darin hin- und her zumarschieren, aber manchmal war es auch ziemlich lustig und einfach eine andere tolle Erfahrung in meiner Chinazeit. Trotzdem gibt es auch einige Sachen, an die man sich erst gewöhnen muss, z.B ist der Unterricht normalerweise nie vor vier Uhr zu Ende und meine Mitschüler haben meistens so viel Hausaufgaben, dass sie kaum Zeit haben abends wegzugehen oder sich mit Freunden zu treffen. Die chinesischen Schüler bekommen einfach viel mehr Druck von ihren Eltern und Lehrern als bei uns in Deutschland. Also muss ich oft alleine etwas unternehmen, was aber auch kein Problem ist, weil es in Tianjin es jede Menge zu sehen gibt und so gehe ich wenn ich Zeit habe oft raus und erkunde die Stadt oder versuche mit den Leuten auf der Straße zu reden. Das ist oft ziemlich chaotisch, aber auch lustig und nebenbei kann ich auch noch mein Chinesisch verbessern. Als letztes habe ich noch 2 Fotos für euch ausgesucht, eins von meiner Familie und mir und eins von meiner Schule. Viel Spaß beim Angucken. Friederike Haase Tianjin, China