Ich verbrachte mein Auslandsjahr in Lancaster im Nordwesten von England. Beim Abflug war ich natürlich supernervös, aber nachdem ich meine Koordinatorin Francis am Manchester Airport gefunden hatte und wir auf dem Weg nach Lancaster waren, freute ich mich nur noch darauf, dass ich meine Gastmutter bald das erste Mal treffen würde. Schon vor meinem Jahr in England hatte ich Brief- und Email-Kontakt mit ihr und sie wirkte damals schon sehr sympathisch. Das Haus, wo ich mein Jahr verbringen sollte, war zwar etwas klein aber trotzdem gemütlich. Ich verstand mich mit meiner Gastmutter Jane, nach anfänglicher Schüchternheit auf beiden Seiten, gut. Sie zeigte mir die Gegend und die Schule. Das Our Lady's Catholic College gefiel mir anfangs nicht so gut, aber das änderte sich schnell, als ich einige meiner zukünftigen Lehrer und Klassenkameraden traf. Sie waren sehr an einem interessiert und wie es so in Deutschland mit den Schulen und Lehrern aussieht. An meiner Schule waren noch ungefähr 15 andere Deutsche. Man hat ein total anderes Verhältnis mit den englischen Lehrern als mit den deutschen. Es war viel persönlicher, man hat private Sachen erzählt. Das würde man bei uns hier eher weniger machen. Ich hatte die Fächer Englisch, Geographie, Biologie und Mathematik gewählt. Mittwochnachmittags belegte man eine „extra activity“, also entweder PE (Sport), General Studies, Community Action oder Critical Thinking. In General Studies, welches ich belegte, diskutierte man oft über das (Fehl-)verhalten des Menschen und die Unterschiede zu anderen Ländern. Der Unterricht begann immer um 9 Uhr, man musste aber spätestens um Viertel vor da sein, um pünktlich registriert zu werden. Unterrichtsende war um 15:05 Uhr. In der Mittagspause gingen die Sixth Form (12. und 13. Klasse) meistens zum nahe gelegenen Supermarkt Sainsbury’s um sich dort ihr Mittagessen zu kaufen. Mit meiner Gastmutter (ihr Sohn Ben lebt in London) unternahm ich anfangs viel, besichtigte das Lancaster Castle etc. Mit ihr fuhr ich sogar mal für 2-3 Tage nach London. In der Schule wurden keine Kurztests oder Schulaufgaben geschrieben, es wurde auch selten abgefragt. Wenn der Lehrer Noten brauchte, musste man Referate halten. Alle Lehrer arbeiteten auf die Exams zu, die jeweils im Januar und Juni/Juli des Schuljahres statt fanden. Es war den Deutschen erst fremd, auf Englisch so ein Exam zu schreiben, aber nach einer Weile hatte man sich daran gewöhnt und es wirkte nicht mehr völlig chinesisch ein Exam zu schreiben. Die Exams liefen ganz gut, in der 12. Klasse bekam man die sogenannten AS-Levels, wenn man in den Exams gut abschnitt, die 13. schrieben die Abschluss-Exams für die A-Levels. Während der Weihnachtsferien flogen alle Austauschschüler nach Hause zu ihren deutschen Familien. Nach knapp zwei Wochen ging es wieder zurück nach England, man schrieb die Januar Exams und der Unterricht ging weiter, diesmal auf die Juni/Juli Exams zu. Ich musste in Geographie eine Facharbeit schreiben, d.h. ca. 15 Seiten über eine Geographical Investigation. Im Dezember war Geographie-Kurs der 12. und 13. zusammen auf einer Exkursion, wo wir Flüsse und Sanddünen untersuchten. Jeder Schüler musste eine Facharbeit über ein selbstgewähltes Thema schreiben. Ich entschied mich für die River Studies und schnitt mit „sehr gut“ ab. Im Januar fuhr ich für einen Tag alleine nach London um dort meinen Lieblingssänger im Musical „Chicago“ anzuschauen. Das war einer der besten Tage meines Auslandsjahres! Ende Februar besuchte mich meine Familie und noch am selben Tag teilte meine Gastmutter mir mit, dass ich nicht bis Juli bei ihr bleiben könne, da sie ihr Haus verkaufen wolle. Das kam für mich wie ein kleiner Schock, da ich ja nicht wusste, zu wem ich jetzt kommen würde. Doch es wandte sich alles zum Besten, ich zog bei der Nachbarsfamilie einer meiner besten Freundinnen ein. Die Familie war supernett, ich hatte jetzt eine Gastschwester, Cathy, die nur ein Jahr jünger war als ich, meine Gasteltern, Bernice und Mike, waren einfach nur toll. Ich hatte jetzt auch Haustiere, einen Golden Retriever Misty, den Nachbarshund Susi, eine schwarze Katze namens Twinkle, Fische, Meerschweinchen und Kaninchen, also einen halben Zoo. Es ging auch manchmal zu wie auf dem Jahrmarkt, es war immer was los, es wurde nie langweilig, wir haben viel unternommen, waren unter anderem auch noch mal für ein paar Tage in London – kurz gesagt, das war einfach die beste Zeit in England! Die Familie war einfach so klasse und ich vermisse sie total. Als es Juli wurde, dachte ich nur noch die ganze Zeit, es darf nicht wahr sein dass es schon Juli ist, ich will noch hier bleiben. Die Exams liefen ganz okay, die Ergebnisse bekam man dann im August per Post. Der Abschied von meiner Familie war für alle schmerzhaft, ich musste mich von meinem Gastvater auch noch früher verabschieden, weil er Anfang Juli nach Weißrussland zu Freunden gefahren ist. Alles in allem war das Jahr einfach super, ich empfehle es sehr nach England - Lancaster zu gehen. Ich persönlich würde es jederzeit noch mal machen. Ich hoffe dass ich den Kontakt zu meiner Familie nie verlieren werde. Christina Plass Lancaster, England 2007/08