Hallo. Ich heiße Alba Schulz, bin 15 Jahre alt und habe im letzten Winter 5 Monate in Cranbrook, BC, verbracht. Obwohl ich jetzt fast drei Monate wieder in Deutschland bin, bin ich immer noch so voll von diesen ganzen Erlebnissen und Eindrücken, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Aber schon mal vorweg genommen: Dieser Aufenthalt war die beste Zeit meines Lebens bisher und ich spare schon jetzt für einen Flug zurück in mein zweites Zuhause!
Ich hatte schon ziemlich lange davon geträumt, einen Teil der Oberstufe in Canada zu verbringen, ich wusste nur noch nicht, wo genau ich hingehen sollte. Dann hat iSt mir kurz nach dem Vorstellungsgespräch Cranbrook vorgeschlagen und im Nachhinein hätte ich keine richtigere Wahl treffen können:
Cranbrook ist überschaubar, in einer wunderschönen Gegend von Canada gelegen, eine der sonnigsten Städte von ganz BC, nicht weit weg vom nächsten Skigebiet und der Grenze zur USA, die Schule hat eine riesige, bunte Auswahl an Fächern und das Programm organisiert richtig coole Trips und Aktionen.
iSt hat mit während der Vorbereitungsphase immer wieder nützliche Informationen geschickt – z.B. diese Infobriefe oder Broschüren über meine Schule und die Stadt -, ich musste mein “Application Package“ ausfüllen und abschicken und dann hieß es warten: Darauf, dass ich eine Gastfamilie bekommen würde und darauf, dass es endlich losgehen würde.
Am Tag der Abreise haben wir uns alle am Gate getroffen und schon mal unterhalten, was cool war, weil man sich austauschen konnte und nicht die einzige war, die aufgeregt und ein bisschen unsicher war.
Als ich schließlich im Flugzeug nach Canada saß wurde ich, je näher wir Cranbrook kamen, immer nervöser. Aber diese ganze Nervosität löste sich von einer Sekunde auf die andere in Luft auf, als ich endlich vor meiner Gastfamilie stand. Mein Koffer war zwar in Vancouver geblieben, aber der würde in ein, zwei Tagen ankommen. (Kleiner Tipp am Rande: Solltet ihr euch für Cranbrook entscheiden, dann müsst ihr damit rechnen, dass euer großer Koffer erst ein bisschen später nachkommt, also packt auf jeden Fall ein paar Klamotten und so in euer Handgepäck!)
Meine Gastfamilie nahm mich dann total lieb auf, auf der Rückfahrt vom Flughafen findet man schnell ein Gesprächsthema und die Gastfamilien sind auch total geduldig, wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht. Also macht euch keine Sorgen! Die Leute da erwarten ja nicht, dass ihr schon mit perfektem Englisch dahin kommt; lieber drauflos reden und ein paar Fehler machen, als nur was zu sagen, wenn ihr euch hundert Prozent sicher seid, dass es grammatikalisch korrekt ist!
In den nächsten Tagen war ich rund um die Uhr beschäftigt, meine kleinen Gastschwestern zeigten und erklärten mir alles, wir machten eine Stadtrundfahrt – die bei der Größe von Cranbrook nicht allzu lange dauerte ;-) – und ich lebte mich in meine Gastfamilie ein. Ich hatte auch eine mexikanische Gastschwester, was der Hammer war, weil man weiß, dass sie einen genau versteht und man über alles reden kann.
Nach ein, zwei Wochen ist auch das mit dem Englisch kein großes Problem mehr, ihr bekommt ein Ohr dafür und müsst euch nicht mehr so beim Reden und Zuhören anstrengen.
Kurz nachdem ich ankam, bin ich auch zum ersten Mal in die Schule gegangen und ich muss sagen, ich habe die Schule da wirklich gern gemocht.
Ich vermisse die Einstellung von Schülern und Lehrern in Canada, weil sie so viel offener und lockerer sind und weil die Schüler da wählen, was sie interessiert und was sie mögen, und nicht nur, was ihnen vorgeschrieben wird. Die Lehrer sind viel entspannter und persönlicher, was der ganzen Schule ein sehr angenehmes Klima gibt.
Mit diesen ganzen Lockern/s/was auch immer und damit, dass die Türen sich auf die Sekunde genau öffnen, wenn es klingelt, und die Schüler rausströmen, wirken die Schulen da schon fast wie aus einem klischeehaften amerikanischen Highschoolfilm entsprungen… ;-)
Man hat 4 verschiedene Fächer und die jeden Tag circa 1 ½ Stunden lang. Das heißt, man verbringt jeden Tag mit den neu gewonnenen Freunden und lernt sie so viel schneller besser kennen.
Zuerst hatte ich French Immersion 10, Photography 11 (der Hammer!), English 11 und Pre-Calculus 12 (das entspricht so ungefähr dem Mathelevel der 11. hier), aber nach ungefähr einem Monat habe ich Französisch in „Drama/Film/Television11“ umgewählt, weil ich in Französisch so ungefähr gar nichts verstanden habe.
Ich kann euch nur raten, „kommunikative“ Kurse zu wählen, weil es erstens viel einfacher ist, da die Canadier kennenzulernen, als wenn man die ganze Zeit auf seinem Stuhl sitzt und der Lehrer vorne was erzählt, zweitens, weil an deutschen Schulen die Noten in Canada meistens sowieso nicht zählen und drittens, weil es in Deutschland so etwas kaum gibt und man die Chance nicht an sich vorbeiziehen lassen sollte!
Trotzdem: Die Canadier sind zwar total offen und nett, aber ihr könnt nicht erwarten, dass sie sofort auf euch zugehen werden. Ihr müsst euch vorstellen: Die haben jedes Jahr so 40 Internationals, sind daran schon voll gewöhnt, und gleichzeitig haben die ja noch ihren eigenen Freundeskreis und sind nicht immer auf der Suche nach Freunden. Aber mit der Überwindung zum ersten Schritt ist auch schon der größte Schritt getan! Setzt euch einfach in den Kursen zu irgendjemandem, der nett aussieht und sprecht ihn ein bisschen an.
Viel leichter war es da schon, sich mit den Internationals (zum Großteil Mexikaner, Japaner, Brasilianer und Deutsche) anzufreunden. Mit dem Programm sind wir gleich am Anfang River Raften gegangen, was richtig lustig war und wo man sofort schon Freunde gefunden hat. Eine Woche später sind wir nach Banff in den berühmten National Park gefahren und auch sonst haben wir viele Ausflüge gemacht. Die Leute vom Programm haben sich richtig gut um einen gekümmert, man wusste immer, wen man ansprechen konnte und auch in der Schule hat jemand von dem Programm gearbeitet, die man zu jeder Zeit alles fragen konnte.
Über die Monate hinweg entwickelte sich zwischen den Internationals ein richtiger Gemeinschaftssinn, so eine Art Verbundenheit; man kannte sich und unternahm öfters Sachen zusammen.
Mit meiner Gastfamilie hatte ich nie große Probleme, wenn, dann Kleinigkeiten, z.B. wenn ich etwas vergessen hatte oder so ähnlich. Die möglichen Gastfamilien werden sehr sorgfältig ausgewählt, und dann werden die Gastschüler ihrer individuellen Hobbys und Wünsche entsprechend einer Gastfamilie zugeteilt.
Wenn man sich allerdings nicht so gut mit seiner Gastfamilie versteht, kann man auch ganz einfach wechseln, das ist überhaupt kein Problem. Kleinere Probleme lassen sich aber auch einfach vermeiden: Das wichtigste „Gesetz“ bei Gastfamilien ist, immer die Wahrheit zu erzählen. Meine Gastmutter hat das immer so auf den Punkt gebracht: Wenn ihr Mist gebaut habt und es mit euren Gastfamilien klärt und damit alles wieder gut wird, ist es okay. Wenn ihr allerdings Mist baut, eure Gastfamilien darüber irgendwelche Lügen erzählt… Dann ist es schwer, alles wieder gut zu machen.
Ich habe mich also echt schnell in die kanadische Lebensweise eingelebt und kaum war ich angekommen, raste die Zeit auch schon an mir vorbei wie nichts. Zu Thanksgiving fuhr ich mit meiner Gastfamilie nach Spokane in die USA und wir hatten das berühmte und unglaublich leckere Turkeydinner.
Kurz danach verwandelte sich ganz Cranbrook in eine einzige Halloweenlandschaft, wir schnitzten Kürbisse und schmückten das Haus mit allem möglichen. Mit dem Programm sind wir für Halloween nach Fort Steele gefahren, einem Dorf, das so restauriert wurde, dass es aussieht wie im 19. Jahrhundert. Der Abend da war einfach nur amazing!
Im November wurde ich zum Assistant Stage Manager und habe bei dem Theaterstück mitgeholfen, was sehr viel Zeit beanspruchte, aber danach war ich mir sicher, dass es die ganze Mühe wert gewesen war. Hier noch mal der Tipp: Ergreift solche Chancen, wann immer ihr könnt, denn so knüpft ihr leicht Freundschaften mit Canadiern, die sich für ähnliche Sachen interessieren wie ihr.
Anfang Dezember ging endlich los, worauf ich so lange gewartet hatte: Das Skifahren. Nicht weit von Cranbrook entfernt liegt ein ziemlich großes Skigebiet mit einmaligen Bedingungen, wie ihr sie in Österreich und in der Schweiz nur selten finden könntet: Puder, Puder, Puder. Dazu kommen diese unglaublich schönen Ausblicke und Landschaften Canadas und die ganzen sonnigen Tage. Einfach INCREDIBLY AWESOME.
Ungefähr zur selben Zeit verwandelte sich Cranbrook dann noch einmal: Diesmal jedoch in ein Winterwonderland. Mit zahllosen Lichterketten, Santa Clauses, Rentieren und noch mehr Lichterketten werden die Häuser und Straßen geschmückt, sodass wirklich alles leuchtet. Natürlich haben auch wir unser Haus dekoriert und dieses Weihnachtsfeeling steigerte sich immer mehr. Meine Gastmutter hat die ganze vorweihnachtliche Zeit durch Christmas Songs gehört, weshalb man sich fast noch mehr auf Weihnachten gefreut hat.
Am 24. sind wir schließlich in die Kirche gegangen, haben dann ein sehr leckeres Essen gegessen und einen Film geguckt. Dann mussten meine kleine Gastschwestern ins Bett gehen und wir haben Santa Claus gespielt: Die Stockings gefüllt und an den Kamin gehängt, die größeren Geschenke unter den Tannenbaum gelegt und den nächsten Tag schon mal vorbereitet.
Am 25. bin ich ganz früh von meinen aufgeregten Gastschwestern geweckt worden und dann haben wir die Geschenke ausgepackt und ein Weihnachtsfrühstück gegessen, mit Smoothie, Croissants, Bacon, Weihnachtsplätzchen und allem anderen, was man noch so zum Überleben braucht … Sooooo lecker!
Viele Mexikaner sind für Weihnachten nachhause geflogen, was ich ein bisschen schade fand, weil sie dadurch die Chance verpasst haben, Weihnachten mal ganz anders zu erleben.
Kurz danach haben wir Silvester gefeiert, was in Canada gar keine große Sache ist, aber nach Silvester war mir klar, das ich bald wieder fahren müsste. Der Januar verging noch schneller als die ganzen Monate davor und bevor ich es überhaupt glauben konnte, musste ich schon packen und mich von allen und allem verabschieden. Das Programm veranstaltete eine Farewell-Party für alle, die nachhause gingen und ich verbrachte noch mal viel Zeit mit meinen Freunden und bei Tim Hortons.
Kurz bevor ich gefahren bin, musste ich noch die Final Exams in der Schule schreiben und danach hat es mich erst so richtig heftig getroffen: Mein Aufenthalt in Canada war vorbei.
Am Tag meiner Abreise habe ich mich unendlich tränenreich von meiner Gastfamilie und meinen Freunden verabschiedet und doch war es schwer, sich umzudrehen und durch die Security-Zone zu gehen. Schon als ich in das Flugzeug gestiegen bin, fasste ich den Entschluss, das alles einmal wiederzusehen.
Die letzten fünf Monate, in denen ich so viele tolle Erfahrungen gemacht, Freunde fürs Leben gewonnen und verrückte Sachen veranstaltet hatte, sollten jetzt zu Ende gehen.
Wenn ich jetzt zurückschaue, ist dieses Semester in Cranbrook so schnell vergangen, aber trotzdem hat sich so viel verändert. Als ich in Cranbrook aus dem Flugzeug ausgestiegen war und mir Canada entgegengeblickt hat, war ich eine andere Person als die, die jetzt am Gate stand und ihren Freunden für eine lange Zeit ein letztes Mal zuwinkte.
Cranbrook hat mich verändert und gerade deshalb lege ich es jedem so dringend ans Herz, sich für ein Auslandssemester zu bewerben. Ihr werdet Monate in einem völlig neuen Umfeld erleben und Freunde aus aller Welt kennenlernen, Erfahrungen machen, die ihr in eurem Leben nie vergessen werdet und, mal ganz praktisch gesehen, sehr gut Englisch lernen.
Ich kann nicht dafür garantieren, dass alles immer wunderschön und rosarot sein wird, aber gerade das prägt einen ja auch für immer, oder? Auch wenn ich manchmal Heimweh hatte, habe ich es nie auch nur eine Sekunde lang bereut, nach Canada gegangen zu sein.
Jetzt will ich euch noch ein paar praktische Tipps geben:
- Wenn ihr euch für Cranbrook interessiert, könnt ihr auf facebook euch die Seite des „Southeast Kootenay International Education Program – Canada“ angucken!
- In Canada sind die Steckdosen anders! Vergesst auf keinen Fall einen Adapter und guckt auch schon zuhause, ob euer Laptopnetzkabel und was ihr sonst noch mitnehmt darein passt!
- Wie schon gesagt: Wenn ihr nach Cranbrook oder irgendwo da im Umkreis gehen solltet, dann packt auf jeden Fall ein paar Klamotten etc. ein, denn die Koffer bleiben wegen der Größe des „Flugzeugs“ da oft einen Tag oder so liegen!
Also, noch mal empfehle ich euch, so ein Auslandsjahr zu machen, besonders empfehle ich natürlich Cranbrook.
AND NOW ENJOY YOUR STAY ABROAD :D
Saanich: Pia H.
Mein Name ist Pia und ich war 4 Monate auf der Insel Vancouver Island in Kanada. Vor meiner Abreise war ich sehr nervös,…