Sechs Monate Kanada Ein halbes Jahr, von August bis Anfang Februar, war ich in Vancouver, Kanada. Es war die aufregendste Zeit meines bisherigen 16-jährigen Lebens. Die Zeit an der kanadischen High School und in meiner Gastfamilie hat Spaß gemacht, mich herausgefordert und sicherlich sehr viel selbstständiger werden lassen. In meiner Gastfamilie, einem Lehrerehepaar, habe ich mich sehr wohl gefühlt. Das eigene Kind war aus dem Haus, jedoch war zur selben Zeit wie ich ein gleichaltriger Mexikaner in dem großen Haus, der auch zur selben Highschool ging und mit dem ich gleich meine Englischkenntnisse an den Mann bringen konnte. Mein Gastvater war ein begeisterter und begnadeter Koch. Das habe ich sehr genossen, da mir vorher viel über die Fast- Food- Mentalität Nordamerikas erzählt worden war. Die Schule erreichten wir jeden Morgen zu Fuß oder mit dem Bus – eine Strecke von ca. fünf km. Die Anforderungen der High School waren gut zu bewältigen und Freunde fanden sich schnell. Französisch, Bio, Mathe und Sport hatte ich mir ausgewählt, da man an der kanadischen High School nur vier Fächer belegt, die man dann täglich jeweils zwei Stunden hat. Im zweiten Halbjahr hätte ich dann vier andere Fächer belegen müssen. Die gesamte Organisation der Schule hat mich sehr beeindruckt. Die Ausstattung, die Anzahl der Lehrer und die Räumlichkeiten, die zu Verfügung standen, waren sehr viel großzügiger, als ich dies von Deutschland her kannte. Auch die Integration von behinderten Schülern in den normalen Unterricht lief sehr selbstverständlich ab. So hatte ich beispielsweise im Mathe-Unterricht einen blinden Mitschüler, der mit einem speziellen Gerät gut mithalten konnte. Das Beste an diesem Halbjahr in Kanada war jedoch das Skifahren in den „Rockies“. Nicht nur, dass dies als Sportdisziplin in meinem Stundenplan enthalten war. Sondern auch die Begeisterung meines Gastvaters am Skifahren brachten mir unvergessliche Erlebnisse auf der Piste ein. Schnell war man mit dem Bus in Whistler oder Blackcomb. Diese Ski- und Naturerlebnisse waren gewaltig. Das Leben in der Gastfamilie war unkompliziert. Ich habe weiterhin E-mail-Kontakt zu meinen Gasteltern und meinen dortigen Freunden. Der Abschied fiel mir nach sechs Monaten schwer, aber um mein Latinum hier in Deutschland zu bekommen, musste ich zur zweiten Hälfte wieder vor Ort sein. Die Erfahrungen, allein in einem fremden Land zu leben, haben sicher Spuren hinterlassen, die mich für mein späteres Leben prägen. Eines weiß ich schon sicher – die Zivildienstzeit nach dem Abi wird bestimmt mein nächster Auslandsaufenthalt! Felix Klostermeyer New Westminster Secondary School, Vancouver, British Columbia August 2006 – Februar 2007