Aller Anfang war schwer. Da wo früher Mama und Papa immer geholfen haben, musste ich halt alleine klar kommen. Waren es Probleme mit der Bank oder Post, dem Handyanbieter oder einfach den doofen Busverbindungen. Doch alleine war ich nie. Gastfamilie und Freunde haben mir immer zur Seite gestanden und ich habe so gut wie jedes Problem lösen können. Kommt das Heimweh ist Land unter, sodass man sich einfach nur denkt: „Wieso hab ich das getan?“ Bei mir kam das Heimweh erst 2 Monate, nachdem ich angekommen war. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass ich zuhause noch gar nicht so sehr vermisst hatte, doch glaube ich das lag auch daran, dass ich so viel vor hatte, sehr beschäftigt mit Sport und Schule war und einfach auch keine Zeit hatte mich dem Heimweh hinzugeben. Was ich rausgefunden habe: Das beste Mittel gegen Heimweh ist eine Menge Schokolade und Ablenkung. Dann ist alles ganz schnell wieder okay. In den ersten Tagen in der Schule ist es sehr wichtig, dass man immer freundlich und nett zu den Leuten ist. In meinem Fall war es so, dass die Kanadier sehr interessiert an den Deutschen waren, dies aber unterschiedlich gezeigt haben. Manche kamen direkt auf einen zu, verloren dann aber so nach einer Woche das Interesse, andere haben sich vorsichtiger ran getastet, was nicht bedeutete, dass sie nichts mit einem zu tun haben wollten, sondern erst mal auch nicht wissen, wie sie einen einschätzen sollen. Das Allerwichtigste ist: Reden! Auch wenn man am Anfang Angst hat Fehler zu machen, muss man zeigen, dass Interesse auf Gegenseitigkeit beruht. Dann geht eigentlich alles wie von selbst und manchmal findet man Freunde, die für immer bleiben. Ein guter Tipp wäre einem der vielen Angebote der Schule beizutreten. Sei es Sportteams, Chor, Orchester etc. Ich habe meine ersten und engsten Freunde in meinem Volleyballteam gefunden und durch das meist mehrmalige Training in der Woche, sowie Spiele wächst man sehr zusammen und verbringt viel Zeit miteinander. Vor allem am Anfang ist dies sehr gut, weil man ja kaum Leute kennt. Was man als Gastschüler nicht erwarten sollte, ist, dass die Gastfamilie die richtige Familie ersetzt. Ich habe gedacht, dass ich meine Freunde viel mehr vermissen würde, doch man lernt so viele Leute kennen, die auch schnell zu sehr guten Freunden werden. Schwerer dagegen ist es eine Familie ersetzt zu bekommen, denn obwohl man mit seiner Gastfamilie in einem Haus wohnt, und es auch nach einer Zeit als Zuhause betrachtet, benimmt man sich doch anders als wenn man bei seinen Eltern wohnen würde. Pflichten, wie der Abwasch oder Bad und Zimmer saubermachen, habe ich in einer viel mehr ausgeprägten Pingeligkeit ausgeführt, als ich es je in Deutschland getan hätte. Auch achtet man darauf, dass man nicht gleich den ganzen Kühlschrank leert, fragt ob Freunde rüberkommen dürfen und hält sich mehr an Regeln und Grenzen, über die man bei den richtigen Eltern vielleicht diskutieren würde. Alles in allem, ist man nun mal nicht bei seinen Eltern und behandelt alles mit sehr viel mehr Respekt. Das alles heißt nicht, dass gammelig mit Schlafanzug und Riesenpulli auf der Couch liegen, Spaß mit der Gastfamilie, Witze auf die Kosten des anderen oder ein lockeres Zusammenleben bei dem man sich wohlfühlt, tabu waren- im Gegenteil. Ich kann nur sagen, dass ich sehr dankbar für die fünf Monate bin, die ich in Maple Ridge, Canada verbringen durfte. Ich hatte eine wundervolle Zeit, wenig Heimweh und habe sehr viel über mich selber gelernt. Alle Leute, die aus dem Ausland wiederkamen und erzählt haben, dass sie teilweise gar nicht mehr nach Hause wollten, habe ich immer verwundert angeschaut, weil ich mir nicht vorstellen konnte, das man sich in einer fremden Umgebung und ohne seine Familie und Freunde so wohl fühlen kann. Nach den fünf Monaten muss ich feststellen, dass es mir nicht anders ging und ich am liebsten sofort die Zeit zurück drehen würde, wenn ich könnte, um alles noch einmal erleben zu können.