Nach langen Überlegungen, ob ich mir einen Auslandsaufenthalt zutraue oder nicht, meldete ich mich im November/Dezember für ein 3 monatiges High School Programm in Kanada an. Da meine Schwester ebenfalls mit iSt ihren Traum vom Aufenthalt in Kanada verwirklicht hatte und sie in allem super zufrieden war, stand auch schnell die Organisation fest. Recht schnell nach meiner Bewerbung kam auch schon die Bestätigung und damit auch gleich der erste Infobrief. Ich sollte eine Collage mit Fotos von mir, meiner Familie und meinen Freunden und meinen Hobbies erstellen und einen Brief schreiben, um mich möglichst genau vorzustellen, damit ich in meiner neuen Heimat auch eine passende Familie finden würde. Über die Zeit bekam ich immer öfter Post von iSt und die Vorfreude, aber auch ein wenig Angst, alles zurück zulassen stieg von Tag zu Tag. Im Juni wurde ich dann zu dem Vorbereitungswochenende eingeladen, wo ich auch schon die ersten Austauschschüler, die mit auf meine High School gehen sollten, kennen lernte. Nun war es nicht mehr lange und ich musste mir Gedanken über mein Gepäck machen: Was brauche ich – was kann ich hier lassen? Weil irgendwie hat ja jeder seine persönlichen Sachen die unbedingt mit ins Ausland müssen. Dann kam der Abschied. Natürlich fiel er mir nicht leicht und alle vergossen ein paar Tränen, aber wir wussten ja alle, dass ich wiederkommen würde, somit war es halb so wild! Der Flug! Ich war total aufgeregt, als mein Opa mich mit meiner Familie am 21.Juli zum Düsseldorfer Flughafen brachte. 9 Stunden Flug ist so das Längste, was ich je geflogen bin, aber selbst die vergingen wie im Handumdrehen. Dann war ich also in Kanada gelandet! Es waren 27°C, was erheblich wärmer war als in Deutschland, was mich doch ziemlich überrascht hatte. Unsere Rundreise begann in Vancouver und endete nach ca. 2 ½ Wochen in Maple Ridge, meiner zukünftigen Heimat. Wir lernten dann schon einmal meine Gastfamilie kennen und dann folgte der Abschied meiner Eltern, die aber beruhigter waren als zuvor, da sie die Familie jetzt schon einmal kennen gelernt hatten. Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmama Lori(47), meinem Gastpapa Pat(52),meinen Gastgeschwistern Amanda(24),Katie(22),Matthew(21),Josh(19) und unserem Hund Molly(1). Meine Schwester und ich verbrachten 2 weitere Wochen bei einer Freundin, die uns letzten Sommer in Deutschland besuchen kam. In der Zeit lernte ich schon einmal Maple Ridge’s wunderschöne Umgebung kennen, die Seen, Berge und generell viel Natur beinhaltete. Der Abschied meiner Schwester fiel mir mit am schwersten, aber auch das ging schnell vorbei, da jetzt so viel Neues auf mich wartete. In den 2 Wochen, die ich noch Ferien hatte, nahm meine Gastfamilie mich mit nach Victoria und ich hatte auch schon die Chance, kanadische Jugendliche kennen zu lernen. Dann kamen die anderen Austauschschüler und es wurde richtig spannend. Jeder suchte erst einmal nach Personen, die die eigene Sprache sprechen und auf dieselbe High School gehen. In der ersten Woche unternahmen wir Aktivitäten, wie Kanu fahren oder eine Fahrt in die Landeshauptstadt von British Columbia, Victoria. An dem Freitag dieser Woche bekam meine Gastfamilie noch eine zweite Austauschschülerin Gina(18), die mit ihrer vorherigen Gastfamilie Probleme hatte. Sie wechselte innerhalb von nur 3 Tagen aus der Familie raus und fand ihr Glück in meiner. Es ist häufiger der Fall, dass man eine/n andere/n Austauschschüler/in als Familienmitglied bekommt, was aber, wie in meinem Fall einfach super ist. Meine mexikanische Schwester und ich sind uns in den Monaten meines Austausches sehr nah gekommen und verstehen uns super. Ich bin mir sicher, behaupten zu können, dass es das Beste war, was mir hätte passieren können. In meiner Familie hatte ich ein eigenes, relativ großes Zimmer und ein Badezimmer direkt nebenan für die ich zuständig war, sie zu putzen. Außerdem sollte ich meine Wäsche selber Waschen und bei Gelegenheit manchmal die Spülmaschine ausräumen helfen, was also wirklich nicht viel war. Montag, den 10. September fing dann unsere Schule an. Ich war so aufgeregt: neue Leute, neue Schule, andere Sprache…aber meine Nervosität war recht unbegründet, da alle super nett waren. Als erstes bekamen wir unseren Stundenplan, einen Planer und ein Schloss für unseren Spind. Danach bekamen wir eine Tour durch unsere Schule und wurden dann in den Unterricht geschickt. Die Lehrer waren super und haben alles so erklärt, dass man es verstanden hat. Auch das Büro war super flexibel und hat meinen Stundenplan auch 3-mal geändert bis er gepasst hat. Die erste Woche war schon ziemlich anstrengend aber das legte sich auch bald. Obwohl die Schule riesig war(2500 SchülerInnen) hat man sich ziemlich schnell zu Recht gefunden und sonst war auch jeder bereit einem den Weg zu zeigen, man musste nur fragen. In meiner Schule hatte man montags dieselben Fächer wie mittwochs und dienstags dieselben Fächer wie donnerstags. Freitags war es immer unterschiedlich von Woche zu Woche. Jede Stunde dauerte 90 Minuten. Montags hatte ich als erstes Mathe (Klasse 11), Spanisch (Klasse 11), Kunst (Klasse 12) und Englisch (Klasse 12). Dienstags war meine erste Unterrichtsstunde Science (Klasse 10), Textiles (Klasse 10), Yoga (Klasse 11) und Socials (Klasse 10). Als Austauschschüler hat man viele verschiedene Möglichkeiten seinen Stundenplan zu füllen, er muss allerdings die Pflichtfächer Englisch, Mathe, Socials (bestehend aus Geschichte und Politik) und Science (zusammengesetzt aus Biologie, Chemie und Physik) beibehalten. Da die Leistungsanforderungen etwas unterschiedlich sind kann es dann auch sein, das man in höheren Kursen landet. Da ich mich ebenfalls noch für Chor und Band angemeldet hatte musste ich von Dienstags-Freitags um 7 Uhr anstatt um halb 9 in der Schule sein. In Yoga lernte ich ziemlich schnell meine Freundinnen, mit denen ich von da an alles zusammen gemacht habe, kennen. Es kostete mich ein wenig Überwindung, die Mädchengruppe anzusprechen, aber als man erst mal ins Gespräch kam war alles halb so schlimm wie befürchtet. Danach ging alles ganz schnell: man lernte sich kennen, man aß zusammen Mittag, man tauschte Handynummern und Freundschaften schlossen sich. Das erste, was ich mit ihnen unternahm war ein Abendessen in einem Restaurant (Red Robins). Danach folgten unzählige Unternehmungen neben der Schule. Vancouver, Shopping, Sushi, Lebkuchenmänner backen, Sleepovers, Kino… ich verbrachte die meiste Zeit mit ihnen. Die Monate vergingen wie im Flug und ich entschied mich bis zum 22. Dezember zu verlängern. Während meines Aufenthalts in Kanada hatte ich sogar die Möglichkeit nach LA zu kommen, was einfach ein Hammer war. Der Abschied fiel mir sehr schwer, weil ich nicht genau weiß, wann ich alle wiedersehen werde. An meinem letzten Abend gingen wir noch einmal in das Restaurant, in welches wir zum Anfang im September gegangen waren. Ich glaube, dass mein Aufenthalt in Kanada das Beste war, was ich hätte machen können und ich empfehle es jedem, der die Möglichkeit hat. Nicht nur, dass es den Sprachgebrauch fördert, die Erfahrungen, die man dort macht, sind für das ganze Leben und man findet Freunde mit denen man hoffentlich auch noch Jahre später in Kontakt steht.