Mein Name ist Nike. Ich habe von Januar bis Juli die West Vancouver Secondary School (WVSS) in British Columbia, Kanada, besucht. Ehrlich gesagt weiss ich überhaupt nicht wo ich anfangen soll. Wie bin ich auf die Idee gekommen einen Auslandsaufenthalt zu machen? Meine beiden älteren Geschwister in Deutschland haben beide ein Internat in England besucht und ich habe Anfang der 9. Klasse begonnen mich über Möglichkeiten zu informieren. Da eine Freundin von mir gerade aus West Vancouver kam und nur Positives über ihren Aufenthalt, ihre Gastfamilie und die Organisation erzählt hat, bin ich gleich auf die Internetseite von iSt gegangen und habe mich über alle Angebote erkundigt. Wo würde ich gerne ein halbes Jahr verbringen? Nun diese Frage zu beantworten viel mir anfangs nicht leicht, aber da meine Freundin auch überwältigt war von der Stadt Vancouver und den vielen Möglichkeiten dort, habe ich mich letztendlich auch dafür entschieden. Das erste Gespräch mit der Organisation lief super und bald blieben auch nur noch wenige Tage bis zum Vorbereitungswochenende. Zugegeben, ein bisschen nervös war ich schon, aber ich kann es im Endeffekt nur jedem empfehlen, der einen Auslandsaufenthalt vor sich hat, da ich schon mal ein paar der anderen zukünftigen "Internationals" in Kanada kennen gelernt habe, echt Spaß hatte und mir die Angst vor der Abreise etwas genommen wurde. Klar wusste ich, dass ich bald für ein halbes Jahr ins Ausland gehen würde, aber so richtig realisiert habe ich es erst als meine Mama anfangen wollte zu packen. Und auch schon bald stand ich mit zwei Koffern und einem riesigen Skisack am Flughafen und habe meine Freunde und Familie zum letzten Mal für die nächsten sechs Monate gedrückt. Dieser Gedanke hat mir ehrlich gesagt ziemlich Angst gemacht und als ich dann die ganzen Geschenke und Briefe im Flugzeug geöffnet habe, lief mir auch die ein oder andere Träne über die Wange. Auf der anderen Seite konnte ich es auch überhaupt nicht mehr abwarten meine neue "Familie" kennen zu lernen. Nach 9 Stunden Flug, viel zu viel Filmen und Lufthansa-Essen war ich endlich in Vancouver! Im Taxi zu unseren Gastfamilien hatten wir dann doch alle ein mulmiges Gefühl. Da der Taxifahrer leider nicht so viel mit uns kommunizieren wollte, wusste niemand so recht wer als nächstes dran war. Auf einmal hielt der Wagen nach zwei Stunden Fahrt vor einem großen schönen Haus, das ich schon von Google Maps kannte. Meine Gastmutter hat mich total herzlich begrüßt und mich der ganzen Familie vorgestellt. Ich hatte zwei Gastschwestern, Sarah (15)ging in die gleiche Stufe wie ich und Juliette (21) wohnte mehr oder weniger noch zu Hause, verbrachte aber auch viel Zeit bei ihrem Freund. Außerdem hatte ich noch einen Bruder Philip (22) der aber schon ausgezogen ist und die Uni besucht hat. Es mag sich total schnulzig anhören, aber ich hätte mir keine bessere Familie vorstellen können. Sie paßte perfekt zu mir. Auch mein Zuhause hat mir super gefallen, Mein Zimmer befand sich in der untersten Etage. Mein Zimmer war sogar größer als das meiner einen Gastschwester und ich hatte auch ein eigenes Bad, alles in super Zustand! Die ersten Tage liefen recht entspannt und ich habe ziemlich schnell total nette Leute kennen gelernt. Am ersten Schultag haben wir einen Test gemacht, der den Lehrern geholfen hat, uns in die richtigen Kurse einzuteilen. Danach haben uns Deutsche, die schon seit sechs Monaten da waren und bis zum Ende des Schuljahres blieben, den Campus gezeigt. Sie halfen uns unsere Klassenräume zu finden und auseinander zu halten und das mit den Zahlenkombinationen und Schliessfächern hatten sie selbst noch nicht so ganz raus. Ich habe mich total schnell eingelebt und habe mich auch super mit meiner Familie verstanden. Meine gleichaltrige Schwester wurde auch während dieser sechs Monate sozusagen meine beste Freundin und ich schätze es immer noch total, dass ich einen so besonderen Menschen kennen lernen durfte. Bald hat sie mir auch alle ihre Mädels in der Schule vorgestellt. Ich habe mich mit fast allen sehr schnell angefreundet und war ein Teil eines kanadischen Freundeskreises. Was mir schnell auffiel und mich auch beeindruckt hat, ist, dass man sich bei Kanadiern immer direkt willkommen fühlt und jeder ist total herzlich und freundlich. Und jetzt mal etwas zu meiner Schule (ja muss auch mal sein):
Ich bin direkt in "Gr. 10" also in die 10. Klasse gegangen, da meine Freundin gesagt hat, dass man das deutsche und kanadische Schulniveau nicht vergleichen kann. Ich hatte nur Probleme in Science und Social Studies, da ich mich am Anfgang nicht mit den ganzen Fremdwörtern zurecht gefunden habe. Socials habe ich dann nach zwei Stunden abgewählt und dafür durfte ich ein anderes Fach dazu wählen. Außer Science hatte ich dann also noch Mathe, Sport, Französisch, Englisch, Komposition, Kunst und Nähen. Vielleicht ist es peinlich als Teenager zuzugeben, aber mir hat die Schule oft echt Spaß gemacht und besonders auf Sport, Nähen und Kunst habe ich mich immer gefreut. Mit meiner Gastfamilie habe ich jeden Abend zusammen gegessen und in meiner Freizeit unter der Woche war ich eigentlich jeden Tag im Fitnessstudio und danach oft in der Sauna oder im Whirlpool mit Freunden. Am Wochenende waren wir oft in der Stadt shoppen, am Strand oder bei Freunden und abends war ich eigentlich jedes Wochenende auf einer Party. Das lag auch daran, dass ich mit einigen 11 und 12 Klässlern befreundet war und in Deutschland auch gerne ausgehe. Was ich auch sehr an meiner Familie geschätzt habe, war, dass ich ein Teil der Familie geworden bin. Ich kannte schon die ganzen Verwandten und auch die besten Freundinnen meiner Gastmum. Außerdem war das Hobby meines Gastdads das Segeln. Er besaß auch ein Segelboot mit dem wir oft rausgefahren sind. Wir übernachteten auf dem Boot an den verschiedensten Küsten. Das Wochenende vor meinem Geburtstag, in dem "Springbreak" also Osterferien, sind wir nach Seattle gefahren. Nach meinem Geburtstag habe ich für eine Nacht eine Freundin in Whistler besucht, da sie dort mit ihrer Gastfamilie für eine Woche war. Deswegen liebe ich Vancouver, man hat so unendlich viele Möglichkeiten etwas zu unternehmen - ich bin von meinem Haus aus zwei Minuten zum Strand gelaufen, konnte den Bus nach Whistler nehmen oder die Fähre nach Vancouver Island. Während diesem halben Jahr habe ich anfangs recht viel Kontakt mit meinen Freunden und mit meiner Familie aus Deutschland gehabt und am Ende so alle zwei bis drei Wochen "Facetime" genutzt. Ich habe mich mit meiner Familie zu Hause super verstanden, auch wenn es manchmal ärger gab, da meine Mutter mir ziemlich Freiraum gelassen hat was das Taschengeld betraf und ich dann doch ein zwei mal zu oft Sushi essen oder shoppen war.. Nun hieß es auch bald Abschied nehmen, was ich leider überhaupt nicht wahrnehmen wollte. Als kleine Abschiedsfeier habe ich in meinem recht großzügigen Garten eine BBQ-Party geschmissen. Meine ganzen kanadischen Mädels und meine beste Freundin aus Hamburg, die ich dort kennen gelernt habe, kamen zu mir und wir haben Burger selbstgemacht, Marshmallows gegrillt, viel gelacht und die letzten Fotos zusammen gemacht. Mir viel es unglaublich schwer Abschied von allem zu nehmen. Aber auf der anderen Seite habe ich mich sehr auf meine Mama gefreut, die mich in der letzten Woche besuchen kam. Wir sind zusammen mit meiner Gastschwester nach Tofino, Victoria und Whistler gefahren und ich konnte ihr mein Zuhause dort in West Van zeigen. Was ich nur jedem empfehlen kann, nehmt so wenig wie möglich an Gepäck mit. Ich hatte dann doch etwas Probleme meine ganzen Klamotten und Geschenke wieder nach Hause zu bekommen. Ich hatte eine unfassbar schöne Zeit in West Vancouver. Mein Englisch hat sich unglaublich verbessert. Ich bin noch viel selbständiger geworden und habe so viele ganz besondere Menschen kennen gelernt, zu denen ich immer noch Kontakt habe. Ich weiss noch wie meine Gastschwester bei meinem Abschied sagte, dass ich immer ein Teil der Familie bleiben werde. Mir ist es noch nie in meinem Leben so schwer gefallen Abschied zu nehmen und ich kann es nur jedem ans Herz legen, wenn ihr die Möglichkeit habt, dann macht ein Auslandsjahr. Es wird euer Leben verändern und ihr werdet eure Erfahrungen, die ihr dort gemacht habt, nie vergessen!
Ich hatte die beste Zeit meines Lebens.
- Julian B.
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Golden: Julian B.
Ende August letzten Jahres flog ich für ein Jahr mit iSt nach Kanada. Durch die interessanten Storys meiner Bekannten…