Liebe Leser, seit fast vier Monaten bin ich nun hier in Québec, Kanada. Meine ersten Monate waren echt sehr spannend. Ich bin etwas überrascht wie gut es mir dabei geht, weil ich gedacht habe, dass ich schneller Heimweh bekommen werde, da dies sonst sehr schnell bei mir vorkommt. Ich weiß nicht wie ich es erklären soll; ich vermisse meine Familie und Freunde in Deutschland sehr, aber hier ist es so schön und spannend, unter anderem auch wegen den Kids zuhause, dass ich nicht wirklich Zeit habe an mein Zuhause zu denken. Ich skype ab und zu mit meinen Eltern und mit meiner Mama schreibe ich oft in FB. Das jedoch hindert nicht, mich gut in die Familie hier einzufügen. Ich bin in einer Familie mit fünf Kindern, was für mich ein sehr großer Unterschied ist, da ich in Deutschland ein Einzelkind bin. Es ist eine sehr schöne Erfahrung. Meine Gastgeschwister sind zwar noch klein (alle unter 10), also bin ich hier sozusagen die große Schwester und so werde ich auch von allen behandelt. Die ganze Familie hat mich sofort als Mitglied aufgenommen. Es ist ein sehr schönes Gefühl, wenn mein kleiner Bruder (4 Jahre alt) mal hinfällt und die Mama gerade nicht da ist, dass er zu mir gerannt kommt und ich Ihn trösten darf. Ich habe mit meiner Gastfamilie schon viele unterschiedliche Sachen unternommen... Bei so einer großen Familie, ist immer was los! Meine Gastfamilie hat drei Pferde, mit denen wir auch oft Ausritte mit der ganzen Familie machen, da kommt sogar die Großmutter mit. Erfahrungen... Erfahrungen habe ich schon viele gemacht, nicht nur dass mein Französisch schnell viel besser wurde, was mich doch erstaunt hat. Sondern ich dachte auch nicht, so schnell so VIELE neue tolle Freunde zu finden. Als ich in Kanada ankam und es so gut mit der Familie geklappt hat, dachte ich mir: "Lisa, das war´s mit dem Glück. Du kannst ja nicht alles haben“. Ich hatte echte Angst vor der neuen Schule und wollte erst gar nicht hingehen. Marie, meine Gastmutter, hat das bemerkt und hat mich, ohne etwas zu sagen, mit einem warmen Lächeln in die 30 Minuten entfernte Schule gefahren. Eigentlich hätte ich die Strecke mit dem Bus zurücklegen müssen. Als ich dann mit riesigem Herzklopfen zusammen mit Marie in die neue Schule gelaufen bin, mich ein bisschen verloren umgeschaut habe, sind sofort, echt SOFORT, fünf Mädchen auf mich zugelaufen und haben mich fast von Marie "weggerissen" weil sie so aufgeregt waren und mir alles zeigen wollten. Da die Schule hier sehr klein ist (nur 300 Schüler), wussten alle schon Bescheid wer ich bin und haben Rücksicht darauf genommen, dass mein Französisch noch nicht so gut ist. Was ziemlich nett war, denn ich war so aufgeregt, dass ich fast kein französisches Wort rausbekommen habe. Die Mädels haben mich gleich den anderen in der Klasse vorgestellt und auch hier habe ich habe mich sofort wohlgefühlt. In der Schule wird es auch immer besser. Natürlich gab es ein paar «Anfangsschwierigkeiten» da ich nicht alles verstanden habe. Das war aber auch gar nicht so schlimm, eigentlich oft nur lustig. Einmal, zum Beispiel, sind alle aufgestanden und aus dem Klassenzimmer gelaufen. Ich dachte die Stunde ist zu Ende und fing an meine Sachen zu packen. Dabei wollten sie aber nur in die Bibliothek gehen. Da war ich schon sehr froh mein Freunde zu haben, die mir sagten was wir machen. Jetzt verstehe ich viel mehr, auch alle Lehrer sagen dass ich große Fortschritte mache. In der Schule sind fast alle Mädchen musikalisch sehr begabt und manchmal gehen wir in den Pausen in der Klavierraum und spielen ein bisschen. Da ich selber Klavier spiele, habe ich mich gleich gut einfügen können Das einzige Fach in dem ich immer noch ein paar Schwierigkeiten habe ist Mathe, was meine Noten allerdings nicht so runterzieht, da ich in den anderen Fächern gut zu recht komme. Die Lehrer, meine Freunde und meine Gasteltern helfen mir dabei. In meiner Schule wird als Sport Hockey angeboten und da Hockey ein typisch kanadischer Sport ist habe ich mich natürlich sofort dafür angemeldet, ohne zu bedenken, dass ich nicht sehr gut Schlittschuh fahren kann! Am Anfang war es sehr schwer weil meine Mannschaftskameraden schon sehr lange Hockey spielen und dementsprechend auch echt gut sind. Aber jetzt klappt es super gut, da ich jeden Tag eine Stunde Hockey habe. Wenn es bei euch in der Schule also angeboten wird, sagt ja!!! Es macht nämlich sehr viel Spaß. Hier ist derzeit „hunting season“ und sie schießen auf "alles was sich bewegt". Letzte Woche zum Beispiel hat Martin (mein Gastvater) einen Waschbären geschossen, weil dieser den Müll vor dem Haus gegessen hat und alles Mögliche um das Haus kaputt macht. Mein Gastvater ist im Hunting Camp um Elche und Wapitis zu schießen. Dies ist in der Familie eine lange Tradition, die Väter gehen jagen, während die Frauen und die Kinder das Haus schön weihnachtlich schmücken. Die Jungs zählen schon die «Jahre» bis sie endlich mit den Männern jagen gehen können. Manchmal gehen wir auch mit den „Quatre roues“/Quads raus, das gefällt mir schon besser. Alles in allem kann ich euch nur empfehlen ein High School Jahr in Kanada zu machen, denn es ist ein wunderschönes Land und diese aufregende Erfahrung werde ich sicherlich immer in Erinnerung behalten. Liebe Grüße aus Kanada, Lisa Ann D. Guérin, Québec