Es begann alles am Frankfurter Flughafen. Man freut sich auf eine schöne Zeit, will sich gerade von der Familie verabschieden, und plötzlich kommt der Realitätsschock. Ich werde alleine ein halbes Jahr in einer Gastfamilie in Neuseeland verbringen, kenne keinen einzigen Menschen, weder in meinem Flugzeug noch vor Ort in der Millionenstadt Auckland. Selbst nach 35 Stunden Flug konnte ich mir noch nicht vorstellen, nun so lange von meinen Freunden und meiner Familie getrennt zu sein. Später jedoch, auf dem Weg in mein neues Zuhause, konnte ich mich nur immer wieder umschauen und die wunderschöne Landschaft bewundern. Die Pflanzen sind größer, grüner und sehen aus wie aus dem Urwald. Die Fahrt über die Harbour Bridge und der erste Blick aufs Meer mit den vielen Segelbooten und Schiffen ließen mich das Heimweh erst mal vergessen. Die Tatsache, dass ich vom tiefsten Winter in Deutschland direkt in den neuseeländischen Sommer geflogen war, war natürlich auch ein ganz großer Pluspunkt für meine neue Heimat. Die einzige Überraschung war, dass ich, so sehr ich auch Ausschau gehalten habe, die ganze Fahrt über kein einziges Schaf gesehen habe. Schnell stellte sich heraus, dass ich einen wirklichen Glücksgriff mit meiner Gastmutter und ihrem Sohn gemacht hatte und dass auch die Verständigung nach ein paar Anfangsschwierigkeiten ganz gut klappte. Dazu bekam ich auch noch eine thailändische große Schwester, auch eine Austauschschülerin. Leben in einer fremden Familie mit ganz anderen Angewohnheiten ist zunächst natürlich schwierig, aber die Gastfreundschaft und Offenheit meiner Familie machten es mir von Anfang an leicht, mich dort einzuleben. Als nach ein paar Eingewöhnungstagen mit meiner deutschen Gruppe dann die Schule anfing, fühlte ich mich wie in einem amerikanischen Highschool- Film. Hier das beliebte Head Girl, dort der angesagte Rugby Spieler, in einer anderen Ecke die Intelligenzbestien, daneben die Cheerleader- es fehlten eigentlich nur noch Zac Efron, Vanessa Hudgens und ein bisschen Musik im Hintergrund. Anders ist an neuseeländischen Schulen auch, dass man hier mindestens bis zur zwölften Klasse eine Schuluniform anziehen muss- ein Grund mehr, warum ich unbedingt in die 13.Klasse wollte und schließlich auch so eingestuft wurde. Natürlich haben auch die Schulfächer am anderen Ende der Welt ganz andere Schwerpunkte. Weder Mathe noch Französisch ist dort Pflicht, dafür kann man sich für praktische Fächer wie Kochen, Modedesign, Kinderbetreuung und sogar Boote bauen einschreiben. Trotz allem wird hart gearbeitet und die Schule wird von den meisten sehr ernst genommen. Durch außerschulische Aktivitäten wie Sport und Musik findet man nach und nach schließlich auch viele neuseeländische Freunde. Das Schöne am Glenfield College ist, dass man außer den Neuseeländern auch einen großen Anteil an Maoris, Asiaten und Philippinen hat, das heißt man fällt als Deutscher überhaupt nicht groß auf. Die Schüler sind es gewohnt, andere Kulturen und Nationalitäten zu respektieren und lernen früh, damit umzugehen. Mir persönlich hat es wirklich Spaß gemacht, mit Philippinern und Afrikanern Sport wie Volleyball und Fußball zu treiben und mit einer Gruppe Maoris in einer Band zu spielen. Als meine Zeit auf der Schule und in meiner Gastfamilie zu Ende ging, fiel mir der Abschied von Familie und Freunden sogar noch schwerer als erwartet. Ich weiß jedoch ganz sicher, dass ich Momente wie Bungee-Jumping von einer Brücke, Delfinschwimmen, den traditionellen „Haka-Tanz“ von einer Gruppe Maoris, Gletscherwanderungen und Spaziergänge durch den Urwald nie vergessen werde. Auch der Geschmack von „Marmite“, ein typischer neuseeländischer Brotaufstrich, der aussieht wie Nutella, jedoch schmeckt wie Essig, bleibt mir sicher noch lange in Erinnerung. Mein Fazit: Ein Auslandsaufenthalt ist eine unvergessliche Erfahrung, aus der man viel lernt, selbstbewusster wird und sich weiterentwickelt.