Meine Zeit in Neuseeland
oder: Einmal ans Ende der Welt und zurück
Ein halbes Jahr lang habe ich darauf hin gefiebert, Formulare ausgefüllt, die Beurlaubung von der Schule beantragt, Vorbereitungen getroffen…und dann war es endlich soweit: Im Juli begann meine Reise ans andere Ende der Welt, ins Land der Kiwis, nach Neuseeland. Einige Freunde von mir waren bereits dort gewesen, nach dem Abi (Work & Travel), oder für ein Auslandsjahr während der Schulzeit, und jetzt war ich dran in Hamburg in den Flieger zu steigen und nach Frankfurt, Singapur und Christchurch in Queenstown wieder auszusteigen, bereit für das bisher größte Abenteuer meines Lebens: Eine einwöchige Rundreise die Westküste der Südinsel entlang, gefolgt von einem fünfwöchigen Aufenthalt bei einer Gastfamilie mit Besuch der Pukekohe High School auf der Nordinsel, in der Nähe von Auckland.
Gemeinsam mit meiner Freundin trat ich also den langen Flug bis nach Queenstown, Neuseeland, an.
Dort angekommen wurden wir von einem Shuttle abgeholt und zu unserem ersten Hostel gebracht, wo wir Amy und Steely von Flying Kiwi kennengelernt haben, die die Rundreise leiten sollten. Außerdem trafen wir auch den Rest der Gruppe: einige Chinesen, eine Italienerin und einige Deutsche, alle ungefähr in unserem Alter. Abends waren wir zum Kennenlernen bowlen und aßen Pizza. Alle waren sehr nett und es versprach eine schöne, interessante Rundreise zu werden.
Insgesamt sind wir die Woche über sehr viel Bus gefahren, haben jedoch auch dementsprechend viel gesehen. Die Westküste der Südinsel ist auch wirklich sehenswert, obwohl es, da wir ja zur Winterzeit dort waren, zum Teil sehr kalt war. Zudem hatten wir die Möglichkeit, an vielen optionalen Aktivitäten teilzunehmen. Zum Beispiel haben wir an einem Ausritt teilgenommen, der uns durch Landschaften führte, in denen Teile der „Herr der Ringe“ Filme gedreht wurden, haben einen echten Kiwi (Vogel) gesehen, ich war Segeln , und einige von uns haben sogar einen Skydive gemacht, oder waren Paragliden. Aber auch ohne an den optionalen Aktivitäten teilzunehmen, lohnte sich die Reise, da es auch viele gemeinsame Aktivitäten gab: Wir haben die bekannten „Pancake Rocks“ und die „Blue Pools“ gesehen, waren an schönen Seen („Lake Wanaka“, „Lake Marahau“), und haben einiges über die Geschichte der Westküste zur Zeit des „Gold Mining Rush“ gelernt.
Es war eine anstrengende aber auch wirklich tolle Woche mit unglaublichen neuen Erfahrungen, bevor es für meine Freundin und mich in unser nächstes Abenteuer ging: Gastfamilie und High School.
Also stiegen wir eine Woche nach unserer Ankunft wieder in ein Flugzeug, das uns diesmal von Nelson nach Auckland bringen sollte. Das lief auf Grund der Wetterverhältnisse etwas chaotisch ab, aber letztendlich landeten wir früher als geplant in Auckland und wurden auch gleich von der Beauftragten für die „international students“ an der Pukekohe High School abgeholt und zu unseren Gastfamilien gebracht.
Ich kam – wie ich es mir gewünscht hatte – zu einer Gastfamilie außerhalb der Stadt, die auf einer Farm lebt und eigene Pferde hat. Von Beginn an habe ich mich dort wohl gefühlt und mich schnell eingelebt. Ich hatte zwei ältere Gastbrüder, von denen allerdings nur noch einer im Haus wohnte, und eine Gastschwester in meinem Alter, mit der ich gemeinsam zur Schule gegangen bin.
In der Schule wurden wir, da gerade ein neuer Term begann und deshalb relativ viele internationale Schüler ankamen, mit Band in der Aula begrüßt, bekamen einiges an Papierkram auszufüllen und gingen schließlich in unsere erste Unterrichtsstunde an der Pukekohe High School. Ich hatte Kurse in der 12. (Chemie, Drama, Englisch) und der 13. (Drama, Law, Sport Leadership) Klasse.
Allgemein sind die Lehrer und damit der Unterricht wesentlich entspannter als in Deutschland. Die Leute sind alle sehr freundlich und offen, ich habe schnell Freunde gefunden, zu denen ich zum Teil noch immer Kontakt habe.
Mit meiner Gastfamilie habe ich noch einen Wochenendausflug nach Rotorua unternommen und war auf einem Schulreitturnier, an dem meine Gastschwester teilgenommen hat. Außerdem habe ich viele typische Kiwi-Gerichte, wie „Shepherds Pie“ und „Pavlova“ probiert, habe gelernt, Quod und Bagger zu fahren, und bin häufig mit meiner Gastschwester ausgeritten.
Ein weiteres Highlight war, meinen Geburtstag am anderen Ende der Welt zu feiern. Meine Gastfamilie ist mit mir, einer befreundeten Familie und meiner Freundin Essen gegangen und wir hatten einen schönen Tag.
Die sechs Wochen gingen viel zu schnell vorbei und ich stand schneller, als es mir lieb war wieder mit gepackten Koffern am Flughafen. Eine 30-stündige Reise von dem Land entfernt, das mir so unglaublich ans Herz gewachsen ist.
Doch was mir geblieben ist, sind circa 1000 Fotos, ein Notizbuch mit Einträgen von Leuten, die ich in Neuseeland kennengelernt habe und nun stolz meine Freunde nennen darf, eine große Begeisterung für Rugby (Quasi die Nationalsportart Neuseelands), sowie unvergessliche Erinnerungen an eine wunderbare Zeit mit tollen Menschen und unglaublichen Erfahrungen am anderen Ende der Welt.