Kia Ora! - Das heißt sowas wie Herzlich Willkommen, oder hallo auf Maori, der Sprache der Ureinwohner Neuseelands. Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie ich überall im Internet am suchen war, wo ich meinen Auslandsaufenthalt verbringen soll und mit welcher Organisation. Nach langem Überlegen und nach langen Diskussionen mit meinen Eltern fiel letztendlich die Entscheidung. Es geht für 3 Monate ans andere Ende der Welt, ins wunderschöne Neuseeland! Und ich muss sagen es war eine sehr gute Entscheidung. Aufgrund des Vorbereitungstreffens und den vielen Informationsblättern über Neuseeland war ich über mein Austauschland schon im Vorraus von iSt bestens informiert worden. Nach schlaflosen Nächten und nach vielen Tränen bei der Verabschiedung meiner Freunde war es endlich soweit und der ersehnte 21. Januar war gekommen. Der Tag an dem meine bisher größte Reise losging. Früh am morgen brachten meine Eltern mich zum Flughafen wo ich auf ungefähr 50 andere Austauschschüler gestoßen bin, denen es ähnlich ging wie mir. Wir alle waren nervös und aufgeregt was uns am anderen Ende der Welt erwarten wird. Als ich mich dann von meiner Familie verabschiedet habe konnte ich mir kaum vorstellen, dass ich sie die nächsten 3 Monate nicht mehr sehen werde. Dann begann meine Reise! Aus dem kalten Deutschland -10°C ins sommerliche Neuseelandwetter 25°C. Nach 32 schlaflosen Stunden und Aufenthalt in London und Los Angeles kam ich schließlich am Morgen in Auckland an. Ich konnte es kaum erwarten meine Gastfamilie kennen zu lernen, mit denen ich bisher nur durch Facebook, E-Mails und Telefonanrufen Kontakt hatte. Als ich meine Gastmutter und meinen Gastvater schließlich sah war meine Freude riesig und meine Müdigkeit verschwunden. Schon auf dem Weg nach Hause zeigten sie mir Stadtteile Aucklands und ich war hin und weg. Es ist so sauber, es ragen überall kleine mit Gras bedeckte Berge in die Luft und alles ist grün. Ganz anders als man es hier aus Großstädten gewohnt ist. Als ich in meinem neuen zu Hause angekommen war, lernte ich meine gleichaltrige Gastschwester (16) und meinen 22 jährigen Gastbruder kennen, die schon mit Austauschülern aus Deutschland vertraut waren, denn meine Gastfamilie nimmt schon seit 1999 Austauschüler aus aller Welt (hauptsächlich Deutschland) auf. Das Haus war ziemlich groß und sehr schlicht gehalten. Teilweise sogar ziemlich kahl und trist. In der 1. Woche teilte ich mir mein Zimmer mit einer anderen deutschen Austauschschülerin, da sie mit mir zusammen den Vorbereitungskurs über 5 Tage besuchte. Nach einer Woche fuhr sie dann allerdings in den Süden nach Whangarei, wo sie in ihre richtige Gastfamilie gekommen ist. Sofort am nächsten Tag ging der Kurs los und mein Gastvater brachte uns in die Stadt, weil sein Weg zur Arbeit da sowieso langführte. Der Kurs war im Allgemeinen sehr hilfreich. Man tauschte Erfahrungen mit den anderen deutschen Austauschschülern, die sie bisher in ihren Familien gemacht haben und man lernte viel über Land, Sprache, Schule und die Kiwis (Einwohner Neuseelands) kennen. Am Nachmittag machten wir dann Ausflüge und fuhren zum Museum, zum Piha Beach, zur Rangitoto Island und wir waren oben im Skytower. Nach dieser Woche wurde es dann ernst, denn die langen Schulferien waren vorbei und mein 1. Schultag in Neuseeland stand bevor. Während des Vortreffens in Düsseldorf und dem Vorbereitungskurs in Auckland hatte ich schon Kontakt zu anderen Deutschen, die mit mir auf das Northcote College gehen würden. Wir trafen uns an einem schönen Dienstagmorgen vor der Schule. Es war ein Schultag nur für die Internationals und schnell wurde mir klar, dass aus den vermuteten 5 deutschen auf der Schule plötzlich 20 geworden waren. Allerdings waren dort auch Schüler aus ganz vielen verschiedenen Ländern unteranderem aus Chile, Brasilien, Kolumbien, Panama, China, Japan usw. Nachdem uns die Schule gezeigt wurde konnten wir endlich unsere Fächer wählen. Ich war ziemlich erstaunt als ich die Fächerauswahl sah. Es gab sooo viele unterschiedliche und außergewöhnliche Fächer, die es in Deutschland nicht gibt und am liebsten hätte ich noch mehr gewählt. Letztendlich wählte ich dann: Englisch (war Pflicht), Mathe, Erdkunde, Sport, Hospitality (Kochen) und Fashion & Design (Nähen). Es gab jedoch auch Fächer wie Tourismus, Journalismus, Fotografie, Holzarbeit und und und. Da an meiner Schule, wie fast an jeder Schule in Neuseeland, Uniformpflicht ist, kaufte ich mir noch an dem Tag meine Schuluniform. Am Anfang habe ich auch gedacht „Ohh nein Schuluniform, wie soll ich das nur 3 Monate lang aushalten?“. Doch als ich die Uniform gesehen habe war es eigentlich halb so schlimm. Ich musste eine hellblaue Bluse einen dunkelblauen Rock und schwarze Lederschuhe tragen. Schmuck (Armbanduhr ausgeschlossen) und auffällige Schminke war nicht erlaubt. Aber einen Vorteil hat die Uniformpflicht auf jeden Fall, man muss nicht überlegen was man morgens anzieht! Meine Schule war mit dem Tragen der Uniform außergewöhnlich streng und wenn man dagegen verstoßen hat, bekam man Detention (20min Nachsitzen in der Mittagspause). Detention bekam ich sofort in der 2. Woche, als ich im Schatten meinen schwarzen schlichten Cardigan mit einer anderen Freundin übergezogen habe. Das war allerdings auch das letzte Mal. Ansonsten war die Schule echt super, es war ein riesiges Gelände mit Tennisplätzen, einem großen Pool, riesigen Grasflächen und vielen Computerräumen sowie eine große Bibiliothek. Zudem gab es 2 Sporthallen und es wurden viele Sportarten vor und nach der Schule angeboten. Am Donnerstag ging dann mein richtiger Schultag um 9 Uhr los. Man hat täglich 5 Fächer à 60min, eine Pause nach der 2. Stunde und eine lange Mittagspause nach der 3. Stunde. Die Schule endet um halb 4. Leider war es sehr schwer Anschluss mit den Kiwis zu bekommen, da die Schüler an meiner Schule an die Austauschschüler gewohnt waren und ziemlich Abstand von uns gehalten haben. Schließlich wollen die auch nicht unbedingt mit jemandem befreundet sein, der nach 3 Monaten schon wieder weg ist, was man auch irgendwie verstehen kann. Hier in Deutschland würde man sich wahrscheinlich „kloppen“ um mit Austauschschülern aus anderen Ländern befreundet zu sein, weil es an deutschen Schulen nicht viele Internationals gibt und es was besonderes wäre. In Neuseeland gibt es davon allerdings haufenweise, sodass man nichts besonderes ist. Allerdings kommt es glaube ich auch auf die jeweilige Schule an. Wir haben ziemlich viel mit den anderen Internationals gemacht, sodass man im Endeffekt auch fast nur Englisch gesprochen hat. Der Unterricht in Neuseeland ist im Gegensatz zu Deutschland auch wesentlich relaxter und nicht vergleichbar. Man bekommt wenig Hausaufgaben auf, die Schüler haben nicht so viel Respekt und die Lehrer sind um einiges lockerer. Für mich war es wie 3 Monate Ferien. Am Wochenende und nach der Schule habe ich ziemlich viel mit meinen Freundinnen gemacht. Aufgrund des guten Wetters haben wir unsere Zeit am Wochenende oft am Strand verbracht, wir waren ziemlich oft shoppen (es gibt so gut wie in jedem Wohnviertel eine kleine Shoppingmall!), oder sind die Queenstreet (Hauptstraße in der Innenstadt) entlanggelaufen. Partys durften natürlich auch nicht fehlen! Es gibt in Auckland allerdings sooo viel zu tun, sodass so schnell keine Langeweile auftritt. Zum Beispiel gibt es einen Freizeitpark, der einzige in ganz Neuseeland, den man allerdings nicht mit den deutschen Freitzeitparks vergleichen kann, ist nämlich relativ langweilig, einen Zoo, Snowplanet (Schneehalle, wo man skifahren kann), New Market... Schnell habe ich gemerkt, dass ich eine Top Gastfamilie bekommen habe. Ich wurde sofort als Familienmitglied akzeptiert, die haben mich wie ihr eigenes Kind behandelt und mit meinen Gastgeschwistern kam ich auch super zurecht! Zudem haben die mir wirklich alles gezeigt. In den ersten Wochen sind die mit mir in der Woche und auch am Wochenende rum gefahren und haben mir Auckland und die Umgebung gezeigt. Sofort am Anfang bin ich mit meinem Gastvater, meiner Gastschwester und 2 Freundinnen zu den Waitomo Caves gefahren. Das ist eine Höhle mit tausenden von Glühwürmchen südlich von Hamilton. Über ein längeres Wochenende sind wir in den Norden gefahren und dort haben wir glaube ich alles gesehen, was man hätte sehen können. Bay of Islands, 90 Mile Beach, Cape Reinga mit dem bekannten Leutturm und dem Schild, Whangarei, Rainbow Falls... Wenn man in Neuseeland ist, ist das meiner Meinung nach ein absolutes Muss! Außerdem bin ich für 5 Tage nach Sydney geflogen. Eine sehr schöne Stadt, jedoch habe ich glaube ich das schlechteste Wochenende des ganzen Jahres erwischt. Es hat nämlich leider komplett nur geregnet, sodass man das Opera House, oder die Harbour Bridge fast immer nur im Regen gesehen hat! Von meiner Schule habe ich dafür problemlos 3 Tage frei bekommen. In den Osterferien habe ich mit der Reiseorganisation NZET eine Südinseltour mit 40 anderen Schülern über 10 Tage gemacht. Ich flog mit meiner besten Freundin von Auckland nach Christchurch und dort trafen wir uns mit der Gruppe. Noch an dem Abend ging es hoch nach Kaikoura, dort war es möglich mit Delfinen zu schwimmen, mit Robben zu schnorcheln, oder eine Waltour zu machen. Außerdem haben wir eine Seelöwen-Kolonie gesehen. Unsere Reise ging weiter zur Nordspitze der Südinsel nach Motueka und zum Abel Tasman Nationalpark. Es ist dort wunderschön. Wir waren Kajak fahren und ziemlich viele waren Fallschirmspringen. Ich unter anderem auch. Neuseeland ist für Bungy-jumping, Fallschirmspringen und solche Sachen bekannt von daher ist es ein Muss sowas zu machen. So ein Vergnügen hat allerdings auch seinen Preis... Danach ging es nach Franz Josef zum Gletscher und vorbei an wunderschönen Seen und Bergen nach Wanaka. Das Highlight der Tour war die Übernachtung auf einem Boot im Doubtful Sound. Die Tour endete in Queenstown. Da wir nur 10 Tage auf der Südinsel waren und wir fast einmal komplett rumgefahren sind, saßen wir bis zu 8 Stunden täglich im Bus, was auf die Dauer echt nervig und ziemlich anstrengend war. Hätte ich das im Voraus gewusst, hätte ich vermutlich eine Reiseorganisation genommen, die eine längere Tour anbietet, um das lange Busfahren zu vermeiden. Alles in allem war es allerdings eine sehr schöne Tour und die Landschaft ist unbeschreiblich schön! Meine letzte Tour führte an meinem vorletzten Wochenende mit meiner ganzen Gastfamilie nach Coromandel (berühmte Cathedral Cove), Rotorua und Lake Taupo (größter See Neuseelands). Dann war mein wundervoller Aufenthalt an dem schönsten Ende der Welt auch schon wieder vorbei. Meine Gastfamilie war mit mir an dem letzten geimsamen Abend noch Essen und man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass man schon am nächsten Tag im Flugzeug sitzen würde. Am 9.5. um 22.20 hieß es dann Abschied nehmen. Es war furchtbar, man hat einfach so viel miteinander unternommen und sich gerade richtig eingelebt. Wo war die Zeit geblieben? Trotz meiner kleinen Verlängerung von 2 Wochen, ging mein Neuseelandaufenthalt leider schneller rum als gewollt. Am liebsten hätte ich auf 6 Monate verlängert, doch dann hätte ich mein Latinum nicht mehr bekommen. Ich kann jedem nur eines empfehlen. MACHT ES! Man sammelt so viele neue Erfahrungen und Eindrücke und nebenbei verbessert man noch seine Englischkenntnisse. Und eins ist ganz wichtig genießt jeden Augenblick, den ihr da unten seid! Ich bin jetzt schon genau seit 2 Wochen wieder zu Hause und bin schon wieder im Alltag angelangt. Außerdem habe ich meine Armbanduhr immer noch nicht umgestellt, weil ich die ganze Zeit an meine Familie und meine Freunde in Neuseeland denken muss. Ich bin mir sicher, dass ihr nicht enttäuscht werdet. Es war mit Abstand meine schönste Zeit, die ich bis jetzt hatte!