Mein Aufenthalt in Neuseeland „Oioioi- jetzt bin ich weg. Es gibt kein Zurück mehr, keiner kann mir mehr helfen und ich bin jetzt auf mich allein gestellt.“ Ja- das waren so cirka meine Gedanken, als ich im Flugzeug nach Frankfurt saß. Erst jetzt war mir nämlich so richtig bewusst geworden, dass meine Entscheidung sozusagen endgültig gemacht worden war, denn den Flieger zum Umdrehen bringen würde mir wohl trotz Überredungskünsten schwer fallen und höchst wahrscheinlich nicht gelingen. Ich beschloss also mich damit abzufinden jetzt bald für ein halbes Jahr lang von zuhause fort zu sein und wischte mir mit meinem Ärmel die letzten Tränen aus den Augen. Es war ja schließlich auch nicht so, dass ich es nicht gewollt hätte. Ich hatte mich ja schon cirka 5 Monate lang auf genau diesen Augenblick gefreut und hatte meinem Abflug regelrecht entgegengefiebert. Ich überwand also mein unangebrachtes Selbstmitleid und versuchte die Nervosität in Grenzen zu halten (was leichter gesagt als getan ist- ich kann euch versprechen, ist es erst wirklich so weit, ist man einfach nervös!!!). Angekommen in Frankfurt stieß ich dann ja auch auf all die anderen Austauschschüler und als ich sah, dass es keinem anders ging als mir, war ich dann sehr beruhigt.Nun aber genug der Anreise- ich will euch ja über ein halbes Jahr berichten- nicht nur über den Flug. In Neuseeland angekommen, empfingen mich gleich die netten Sonnenstrahlen, die mich und meine müden Glieder ordentlich zu schwitzen brachten- denn vom winterlichen Österreich war ich hier im Sommer gelandet. Ich wischte mir also den Schweiß von der Stirn und hoffte nur dass ich wenigstens nur halb so schlimm aussah wie ich mich fühlte, denn sonst, so redete ich mir ein, würde mich meine Gastfamilie wohl anstatt in die Arme zu schließen gleich wieder in Richtung Heimat schicken. Doch so kam es nicht. Entweder musste mein Deodorant seine Wirkung getan haben, meine Gastmutter keinen Riechsinn mehr haben oder mein sympathisches Antlitz den „Duft“ überdecken, denn ohne mit der Wimper zu zucken nahm mich meine Gastmutter entgegen. Ojeoje- Sofia, halte dich etwas kürzer oder die armen Leser sind in hundert Jahren noch nicht fertig.Gut ich werde nun also zusammenfassender berichten. Es kam so, dass ich mich in meiner ersten Gastfamilie leider Gottes nicht wirklich wohl fühlte. Ich war viel traurig, fast ständig und nach etwa einem Monat glaubte ich dann zu wissen, dass das in einer anderen Gastfamilie anders sein könnte. Ich überlegte noch lange hin und her, ob ich wirklich wechseln sollte und war mir einfach nicht sicher… Irgendwann brachte ich dann aber den Mut auf mich bei iST zu melden und dort wurde mir dann auch geholfen. Gemeinsam fanden wir eine neue Familie für mich, in der es mir von Anhieb an gefiel. Hier also schnell ein gut gemeinter Rat von mir- traut euch was zu sagen, sagt wenn ihr unglücklich seid, lasst euch helfen, versucht eure Situation zu ändern, denn ich sage euch- 6 Monate- so eine Zeit ist schnell vorbei und es wäre schade, wenn ihr am Ende zurückblicken würdet und das Resümee wäre, dass ihr nicht glücklich gewesen seid. Also Leute- falls ihr euch entschließen solltet zu einem Auslandsaufenthalt, dann behält meine Worte in Erinnerung. Ich kann nämlich nur sagen, dass Familie zu wechseln das beste gewesen ist, was ich hätte tun können, denn bei der neuen Familie ging es mir blendend! Ich hatte 5 Gastgeschwister (was vielleicht nicht ganz so toll klingt) aber es waren wirklich alle lieb und ich kann sagen, dass ich in ihnen wirklich 5 echte- nicht nur Gast- Geschwister gefunden habe. Jetzt aber zur Schule. Ich bin ja in das Rosehill College gegangen und muss sagen, dass es mir im Großen und Ganzen recht gut gefallen hat. Man kann seine Fächer zwar wählen und das ist auch toll, aber es ist und bleibt eben doch nur Schule und Schule ist sowohl in Neuseeland, als auch in Österreich (und ich schätze auch in Deutschland) ab und zu einfach langweilig, manchmal auch nervig und ja manchmal würde man sich wünschen, wo anders zu sein. Aber wie gesagt, da ist das Rosehill College glaub ich keine Ausnahme. Was mir am Rosehill College aber sehr gefiel, war die „School Production“, das war ein Theaterstück, was die Schüler der Schule einstudierten und am zweiten Term Ende dann performten. Dieses Jahr war es Narnia. Und so etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Man musste sich so richtig bewerben für eine Rolle, so mit Audition und alles. Das heißt du musstest einen vorgegebenen Text einstudieren und dann vor den Dramalehrern vorspielen. Nach langem Zögern und Zaudern, ob ich mich das auch wirklich trauen würde, beschloss ich es einfach zu tun und- hört, hört- ich schaffte es sogar ins Stück. Also was wollt ihr wissen? Nun ja… Als Baum… Zugegeben, das hört sich wenig spektakulär an und hmm… Ich muss auch zugeben, dass ich nicht einmal Text hatte- aber ich hatte trotzdem eine unheimlich gute Zeit das Stück einzustudieren. Ja. So viel also zu der Schule. Da dieser Bericht bereits eh schon recht lang ist möchte ich mich nun langsam dem Ende zuneigen und da fühle ich mich jetzt gezwungen euch noch einmal einen gut gemeinten Rat zu geben. Überlegt euch gut, ob ihr das alles auch wirklich wollt. Es ist eine lange Zeit, die ihr von zuhause fort seid (ganz egal ob 3 Monate, 6, 9 oder 12) und es wird euch nicht nur immer gut gehen. Ihr werdet Momente haben, in denen ihr traurig sein werdet, in denen ihr eure Freunde, Familie einfach zuhause vermissen werdet und ihr werdet eure Entscheidung manchmal vielleicht sogar bereuen. Zumindest ist es mir manchmal so gegangen, aber eine Garantie dafür, dass es euch deswegen auch so gehen wird, gibt es natürlich nicht. Ich will nur gesagt haben, dass man die Entscheidung nicht zu leicht nehmen soll und brav drüber nachdenken muss. So und jetzt bleibt nur noch eins- nämlich: Dass man auf alle Fälle ganz viele Erfahrungen sammelt, reifer wird und auf ewig etwas haben wir an das man sich gern zurück erinnern wird. Sofia Falzberger, Rosehill College, Januar bis Juli