Hallo ihr Lieben, Kia Ora!
Hier spricht Pia und ich habe 9 Monate im wunderschönen Kiwiland verbracht. Neuseeland, Aotearoa – das Land der langen weißen Wolke. Dieser Aufenthalt war die größte Erfahrung für mich, ich werde diese wunderbare Zeit nie nie wieder vergessen.
Wenn ihr also Interesse an Neuem habt, kann ich nur hoffen, dass euch alles was ich hier sage nur darin bestärkt, ins Ausland zu gehen!
Gelebt habe ich in Auckland, einer der flächenmäßig größten Städte der Welt. Mein Leben am anderen Ende der Welt war der Gegensatz zu dem, was ich hier habe. Die Stadt aber auch die Familie mit einer Gastmutter im Alter meiner Schwester, drei kleinen Gastschwestern und mehreren Schwestern aus Südamerika und Asien.
Schon von Anfang an fühlte ich mich richtig wohl und zu Hause in meiner holländischen Gastfamilie. Sie begrüßten mich sehr warm, freundlich und offen. Meine Gastmutter Wendy war wie eine richtig gute Freundin für mich, wir erzählten uns alles.
Meine Gastschwestern aus Brasilien (Camila, 17) und Chile (Josefina, 18) wurden mit der Zeit immer und immer wichtiger für mich, beides wunderbare junge Frauen, voller Leben und vor allem Energie.
Dass viele Internationals die Gastfamilie gewechselt haben, hat mich geschockt. Jeder zweite oder dritte wechselte. Aber es ist nicht so schlimm wie es sich anhört! Man findet sehr schnell Freunde und alle helfen, sobald man nur etwas zweifelt. Also keine Sorge darüber!
Die Sprache fiel mir nicht weiter schwer. Meine „Schwestern“ und ich hatten uns so viel zu erzählen, es musste viel geplant werden und auch die Kiwis hatten viele Fragen an uns. Der Slang war für mich auch schnell normal, Worte wie „like“ „Sweet as“ (Super!), „Sup?“ (What's up? - Was ist los?), „Choice Bro“ (choice=geil, super;bro/brother= freund) oder „Hard out G“ fielen alle Nase lang (oder auch „24 7“=24 hours 7 days a week, also immer).
Meine Schule, Western Springs College, war die einzige Schule ohne Uniform auf der Nordinsel von Neuseeland. Zur Schule kam jeder wie er wollte, ob im Schlafanzug, Minirock und Springerstiefeln oder auch Jandals (Flip-Flops) mit Socken.
An der Schule war alles möglich. English, Calculus (Mathe), French, PAT (Performing Arts Technology, Licht und Sound im Theater), Painting, Art Desgin (Photoshop am Computer), Photography und Media waren die Fächer, für die ich mich entschied.
Der Unterricht startete jeden Tag um 9 Uhr und endete um 15.15 Uhr nach 5 Stunden Unterricht täglich.
Die Schüler empfingen mich wirklich freundlich und offen. Die ersten zwei Quartale wurde ich in Year 12 eingestuft, hatte allerdings auch Unterricht in Year 13 Klassen.
In Fächern wie Mathe und Französisch war uns die Schule hinterher, in den anderen Fächern allerdings deutlich voraus da sie alle Kurse 4-5 mal die Woche haben. Der English Unterricht war wirklich anspruchsvoll. Wir nahmen Shakespeare durch; also in etwa so, wie der Deutsch Unterricht in der Oberstufe in Deutschland.
Es gibt unglaublich viele Gruppen an der Schule, Sport wird groß geschrieben, es gab sicher 20 verschiedene Sportarten die man probieren konnte, und auch Musik wurde mit kostenlosen privaten Gesangs- oder Instrumentalstunden gefördert. Wer in Neuseeland etwas macht, der macht es mit Leidenschaft.
Am Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern war auffällig, dass die Schüler vor den Lehrern und auch die Lehrer vor den Schülern viel viel mehr Respekt hatten. Im Unterricht wurde nicht geredet, und wenn geredet wurde guckte der Lehrer einmal oder sagte nur „Excuse me, that's really rude.“ (Entschuldigung, dass ist wirklich unhöflich.) und es war still. Nimmt man im Gegensatz Deutschland dazu, sind wir hier alle sehr respektlos... Ich finde das sehr schade.
Ich schätze, ich hatte wirklich Glück, dass ich im September in Auckland war. Denn hier war der Schulball! Dass wir so etwas nicht in Deutschland haben ist richtig schade. Es war genau, wie man es in allen amerikanischen Filmen sieht.
Ich traf meinen Partner (einen Maori, der mich im Matheunterricht gefragt hatte) vor dem Gebäude. Mit Anzug hatte ich mir niemanden der Schule vorstellen können. Da das Motto „Moulin Rouge“ war, gab es Mädchen mit Netzstrumpfhosen, viel zu viel Lippenstift und sehr sehr kurzen Kleidern. Trotzdem sahen alle wundervoll aus!
Im Eingang wurde jeder nach Waffen durchsucht, Kaugummi und selbst Kugelschreiber mussten draußen bleiben. Danach war eine Art Sektempfang und man ging zusammen mit dem Partner eine Treppe runter, wo einen die beiden Schulleiter mit Rosen erwarteten.
Während des ganzen Abends waren die Jungen richtig zuvorkommend, der Stuhl wurde fürs Hinsetzen nach hinten gezogen, man wurde zum tanzen aufgefordert und einfach total verwöhnt. Und natürlich gab es auch einen professionellen Fotografen, bei dem man sich fotografieren lassen konnte!
Nach dem Ball ging es für viele auf den „Afterball“, eine Veranstaltung, bei der erst während des Balls der Ort bekannt gegeben wird (sonst würde die Polizei kommen). So musste man innerhalb von 30 Minuten umgezogen zu einen bestimmten Ort rasen um den Bus zur Location zu bekommen. Kein Vergnügen, aber der Afterball scheint gut gewesen zu sein.
Die Kiwi-Kultur unterscheidet sich in vielen Aspekten von der Deutschen. Gesehen habe ich Unglaubliches. Man sieht Jungen vor der Mall Rugby spielen, man kann sich kleiden wie man will (Flip-Flops mit Socken) und auch mal mit dem Schlafanzug im Supermarkt einkaufen gehen. Zum Busfahrer wird selbstverständlich „Danke“ gesagt, außerdem gibt es nur in manchen Bussen Stop-Knöpfe – bei den anderen ist eine Art Wäscheleine, an der man ziehen muss, auf Parties kann praktisch alles passieren. Auch sind die Kiwis in jeder Hinsicht recht offen. Du kannst mit der Frage „D'you wanna have sex?“ abgetippt werden, freundlich lächeln und „No.“ sagen, dann hast du deine Ruhe. Nicht das es immer und überall passiert ;)
Die Kiwis sind überfreundlich, im Laden fragt jeder wie es dir geht oder wie dein Tag ist und jeder lädt dich überall hin mit ein. Jeder würde dich am liebsten den ganzen Tag umarmen, Schreie wie „I love you“ und Umarmungen für alles, ein Arm um die Schulter oder Händchen halten sind alltäglich und bedeuten nur, dass man sich nett findet und echt mag.
Das Beste ist einfach, dass die Leute dich nehmen genau wie du bist.
Die Maori (die Ureinwohner des Landes) sind unglaublich stolz auf ihre Kultur. Ein Freund hat mir erzählt, dass sein Vater (aus Europa) noch immer, nach 30 Jahren Ehe mit einer Maori Frau, kein richtiger Maori ist, sondern, dass man entweder als einer geboren wird oder man sich nach jahrelanger „Arbeit“ gewisse Eigenschaften aneignen kann, aber nie einer wird.
Die Maori haben noch immer ihre eigene Sprache, die in der Schule gelehrt wird, und führen ihre Bräuche fort. So zum Beispiel auch der Haka. Wer die All Blacks (die neuseeländische Rugby Mannschaft, die nur schwarz trägt) kennt, hat ihn sicher schon mal gesehen. Im Prinzip geht es hierbei darum, dass zwei Stämme gegeneinander kämpfen und davor eine Art Tanz aufführen um dem anderen Angst zu machen. Hierbei wird gestöhnt, geschrieen, Fratzen geschnitten, die Augen aufgerissen und die Zunge soweit wie möglich ausgestreckt.
An sich haben die Maori Stimmen, da kann mancher Chor nicht mithalten. Ein Mädchen läuft alleine in einen Raum und singt erschreckend laut auf Maori – man bekommt Gänsehaut! Es ist fesselnd.
Das Land ist wirklich wie man es immer im Fernsehen oder in den „Herr der Ringe“-Filmen sieht. Auf der Südinsel werden die Träume jedes Fotografen wahr. Die Landschaften wechseln wirklich wenn man um eine Kurve fährt, von Dschungel über Palmen und Strand zu Bergen und Gletschern. An manchen Orten klappte uns der Mund schließlich auf.
Das Land schien perfekt für mich.
Im Fjordland (einer Gegend im Süden) fährt man mit einem Boot zwischen steilen Steinwänden durch, man sieht die Wolken zwischen ihnen durchziehen und Wasserfälle überall. Stunning – einfach atemraubend.
Im Norden gibt es natürlich auch wundervolle Orte, Rotorua und Bay of Islands zählen hierzu. Rotorua ist der „most smelly place on earth“ mit einem immerwährenden Schwefel-Gestank (hier kann man auch das berühmte Zorb machen) und die Bay of Islands und Paiha ganz im Norden erinnern an das perfekte Urlaubsdomizil mit traumhaften Stränden.
Ich konnte sein wie ich bin, Barfuß sein, reisen und andere Kulturen kennen lernen. Ich habe dieses Land geliebt und liebe es immer noch. Vielleicht war mein Aufenthalt etwas zu erfolgreich ;)
Ich will unbedingt zurück!!
Wenn hierdurch irgendwelche Fragen aufgekommen sein sollten, könnt ihr mir gerne mailen, ich bin für alle Fragen offen und würde mich sicher freuen, noch mal in Neuseeland Gedanken zu schweben!