Ich bin nach Neuseeland um etwas Neues zu sehen und mal raus aus dem deutschen Trott zu kommen. Meiner Meinung nach war es die beste Entscheidung, die ich überhaupt treffen hätte können. Meine Gastfamilie bestand aus einem älteren Ehepaar, das 3 erwachsene Kinder hatte, die dann das ein oder andere mal zum Essen oder am Nachmittag vorbei gekommen sind, und noch 2 weiteren internationalen Gastschülern. Ein 16-jähriger aus Japan, der ein Jahr bei unserer Familie geblieben ist und ein 17-jähriger Thailänder, der seine gesamte High-School Zeit in NZ verbracht hat und zwei Jahre bei unserer Familie war. Meine Gasteltern haben schon seit Jahren Internationals bei sich und sind daher sehr offen und verständnisvoll für andere Kulturen gewesen, aber auf der anderen Seite war man auch nichts so Besonderes mehr… ich wurde trotz allem sehr lieb aufgenommen. Am Abend war immer der Zeitpunkt, an dem sich die ganze Familie zum Abendessen getroffen hat und da wurde dann erzählt was jeder am Tag so gemacht hat. Nach dem Abendessen wurde dann manchmal noch zusammen ferngeschaut oder ich bin mit meinen Gastbrüdern noch mal raus gegangen um uns zu unterhalten oder einfach ein bisschen frische Luft zu kriegen. Ich habe mehr mit meinem thailändischen Gastbruder gemacht, da der japanische nicht so gut englisch gesprochen hat und sich daher immer eher zurückgezogen hat. Ganz am Abend bin ich aber dann auch immer wieder in mein Zimmer gegangen um Fotos zu sortieren - ich habe insgesamt ungefähr 5000 Fotos gemacht, weil ich diese wunderschöne Zeit festhalten wollte - oder an meine deutschen Freunde zu schreiben. Leider hat meine Gastfamilie nicht wirklich etwas mit mir unternommen, was die Beziehung zwischen uns nicht sehr eng hat werden lassen, doch es hat mir auch die Chance gegeben selbst Dinge zu unternehmen. Die Schuluniform an der Schule war blau und flaschengrün und als ich dort hin gekommen bin war ich etwas skeptisch wie ich die Schuluniform finden würde. Aber schlussendlich fand ich sie klasse, denn es gibt einem so unendlich viel mehr Zeit, z.B. in der Früh… Es gab das sogenannt „Buddy-System“, was bedeutet, dass ein „Kiwi“ (Neuseeländer) einen internationalen Schüler zugeteilt bekommt und sozusagen der „1. Freund/in“ für ihn/sie ist. Das war für mich das Beste, was mit hätte passieren können, denn wir haben uns von Anfang an total gut verstanden. Viele von ihren Freunden hatten auch internationale „Buddys“ und somit war die ganze Atmosphäre etwas lockerer, da man nicht der/die einzige war, die sich neu einfinden musste. Doch es war im Nachhinein glaube ich auch sehr wichtig, dass ich einfach drauf los geplappert habe. Auch wenn’s dann vielleicht mal falsch ist oder es falsch verstanden wird. Und ich war einfach ich selbst was sich als viel einfacher rausgestellt hat, da man ja niemanden kennt und deswegen die Leute von einem auch nichts Besonderes erwarten sondern dich so nehmen wie du bist. Durch meinen Buddy habe ich auch ihre Freunde kennengelernt und ich wurde dort sehr, sehr freundlich aufgenommen. Nach einer Zeit sind wir alle zu einer sehr großen, guten Freundesgruppe zusammen gewachsen, die aus Kiwis, Brasilianern und Deutschen bestand. Es gab zu der Zeit, in der ich an der Papanui High-School war noch 20 weitere Deutsche. Das hat natürlich viele dazu verführt sich mit denen anzufreunden, weil es einfach leichter ist sich in einem fremdem Land, wo man niemanden kennt, mit Leuten zu unterhalten denen es genauso geht. Aber ich hatte das Glück, dass ich die Kiwis sympathischer fand und das hat mich davon abgehalten dort sozusagen einer deutschen, isolierten Gruppe unter lauter Englisch-sprechenden Leuten anzugehören. Später habe ich mich mit manchen von den Deutschen natürlich auch angefreundet, aber meine besten Freunde waren eigentlich fast nur Kiwis oder eine Brasilianerin was bedeutet, dass ich Englisch sprechen musste. Ich habe auch mit meinen deutschen Freunden die meiste Zeit Englisch gesprochen, da eigentlich immer noch englischsprachige Leute dabei waren und deshalb wurde einfach Englisch gesprochen. Es hat eine Zeit gedauert bis ich mehr mit den Kiwis gemacht habe, weil diese ja auch für die Schule lernen mussten, aber in dieser Zeit bin ich mit Internationals zum Beispiel in die gleich neben der Schule gelegene Mall gegangen oder in die Stadt. An den Wochenenden haben wir dann als große Gruppe Ausflüge gemacht und uns die Stadt angesehen, sind auf einen Markt gegangen, an den Strand oder zu jemandem nach Hause. Ich habe insgesamt viel mehr unternommen als ich in Deutschland tue, was aber auch daran lag, dass ich nicht so viel mit der Schule zu tun hatte. Die Atmosphäre in der Schule, zum Beispiel auch die Beziehung zum Lehrer, ist viel entspannter und es ist wie eine große Gemeinschaft. Die Schüler müssen im Gegensatz zu dem wie es in Deutschland ist mehr selbst darauf achten wie sie in der Schule mitkommen. Doch wenn man um Hilfe bittet bekommt man sie auch- Als Fächer hatte ich Englisch (verpflichtend), Mathe, Nähen (Textiles), Icreate (Photographie), Outdoor Education und Maori. Ich habe diese etwas anderen Fächer deshalb gewählt, da man es einerseits bei uns in Deutschland so nicht machen kann und andererseits wollte ich etwas über das Land lernen. Das bedeutet zum Beispiel die Maorikultur, das sind die Ureinwohner die eigentlich aus Polynesien kommen. Mich persönlich interessieren andere Kulturen sehr und da war es eine einmalige Chance diese Sprache wenigstens ansatzweise zu lernen. Und des Landes wegen war es gut Outdoor Education zu nehmen, denn obwohl man im direkten Unterricht vielleicht nicht unbedingt die spannendsten Dinge gelernt hat, hat es sich für das Camp, das wir im 4. Term gemacht haben, gelohnt. Das waren 3 Tage in purer Natur von Punkt A zu Punkt B wandern. Und normalerweise bin ich nicht unbedingt ein Wanderfan aber das hat mir riesig Spaß gemacht und diese Natur, die so gewaltig, weit und groß ist wie man es in Deutschland niemals sehen würde, ist einfach nur verzaubernd. Mehr Natur habe ich auch dadurch gesehen, dass alle Internationals am Ende des Schuljahres ein 2wöchiges Spezialprogramm hatten. Da haben wir eine Woche an zwei etwas außerhalb gelegen Orten verbracht und 2 Nächte davon in Gastfamilien, die auf Bauerhöfen (farm) oder einfach in dieser Gegend gewohnt haben. In diesem halben Jahr habe ich gelernt, dass es am einfachsten, aber auch am besten ist, wenn man einfach man selbst ist und seinen eigenen Stiefel durchzieht. Denn die anderen Leute, die sich wirklich für einen interessieren werden sich dann irgendwie einem anschließen. Ich habe auch gelernt, dass man auf andere Leute im Einzelnen achten muss und vielleicht ein ganz stiller Typ eine wahnsinnige Persönlichkeit hat und dass Dinge, die bei uns gleich mit Ärger, Stress oder einer negativen Stimmung verbunden sind oder Ereignisse so etwas auslösen nicht überall auf der Welt so schlimm und ernst genommen werden. Diese gelassene Lebensart war eines der schönsten Dinge dort.