Am 08. Juli begann meine Reise zur anderen Seite der Erde. Als ich nach dem langen Flug in Wellington ankam, wo alle iSt-Schüler an einem einwöchigen Vorbereitungskurs teilnahmen, wurde mir bewusst, dass auch ein neuseeländischer Winter ziemlich kalt sein kann, besonders wenn man ein paar Tage zuvor in Deutschland noch Temperaturen um 35°C hatte. Die Woche in Wellington hat mir einen ersten Einblick in die Kiwi-Kultur gegeben. Während wir am Vormittag in der Schule von neuseeländischen Lehrern allgemeine Dinge über Kultur, Sprache und Schulsystem erfahren haben, fanden am Nachmittag Aktivitäten in Wellington statt. Auch in Wellington haben wir in Gastfamilien gelebt. Ich wohnte mit drei anderen Deutschen in einer jungen, freundlichen Familie im Vorort in Johnsonville, und bin jeden Tag mit dem Zug in die Innenstadt gefahren. Dann ging es weiter nach Havelock North, einem schönen Wohnort in der sonnigen Hawke´s Bay. Die Ankunft auf dem Flughafen in Napier, Hawke´s Bay, war noch aufregender als die Ankunft in Wellington. Schließlich lernte ich die Familie kennen, mit der ich das nächste halbe Jahr verbringen würde. Meine Familie war groß, meine Gasteltern hatten drei eigene Söhne und noch einen amerikanischen Gastschüler. Alle waren sehr nett, und es war für mich als Einzelkind eine tolle neue Erfahrung. Außerdem hatten wir noch einen Kater und später haben wir noch einen Hund bekommen. Meine Gastfamilie hat viel mit mir unternommen und so bin ich in der Gegend relativ viel herumgekommen. Die Region hat vor allem viel Sonne zu bieten, weiterhin ist die Innenstadt von Napier, der größten Stadt in der Nähe, zu einem großen Teil im Art Déco Stil der 1930er Jahre gebaut, nachdem Napier zuvor von einem starken Erdbeben zerstört wurde, auch dadurch vermittelt die schöne Stadt ein warmes Ambiente. Landschaftlich ist sicherlich Cape Kidnappers ein Highlight, ein felsiges Kap auf dem sich eine Tölpelkolonie niederlässt. Eine kleine Wanderung von der Schule entfernt hat man vom Te Mata Peak, der sich über Havelock North erhebt, eine schöne Aussicht auf die Umgebung. Meinen ersten Schultag hatte ich zusammen mit vielen anderen internationalen Schülern, die ihren Aufenthalt so wie ich mit Term 3 begannen (Das neuseeländische Schuljahr beginnt im Januar und ist in vier Terms unterteilt). Nach einigen organisatorischen Dingen wurden wir mit einer traditionellen Willkommenszeremonie (Tradition der Maori, den Ureinwohnern von Neuseeland) begrüßt. Bereits am zweiten Schultag hatte ich dann meine ersten Unterrichtsstunden. In der Schule konnte ich mich schnell zurechtfinden, auch wenn es große Unterschiede zu Deutschland gibt. Schuluniform ist einer davon, aber auch ein in neun Tage gegliederter Stundenplan oder die Schulnoten „excellence, merit, achieved, not achieved“ statt „1,2,3,4,5,6“ können zuerst noch für etwas Verwirrung sorgen. Am englischen Unterricht teilzunehmen war dagegen einfacher als ich dachte. Mir fehlten natürlich oftmals die richtigen Worte, aber mit der Zeit gibt sich das. Den neuseeländischen Akzent empfand ich übrigens als sehr angenehm und leicht verständlich, sobald man sich an ein paar häufig gebrauchte Slang-Wörter gewohnt hat. Meine Fächer waren Englisch, Englisch für internationale Schüler, Mathematik, Erdkunde, Naturwissenschaften, und Sport. Ein Schultag zählte fünf Schulstunden á 60 Minuten. Die Schule begann um 8:45 und endete um 15:25 Uhr. Auf der Schule sind alle Schüler auf vier Häuser eingeteilt, Tainui (das Beste!), Rata, Kauri und Miro. Diese Häuser konkurrieren bei sportlichen, musikalischen und anderen Schulwettbewerben. Mein Haus Tainui hat 2010 die Gesamtwertung gewonnen. In Neuseeland wird Sport, ähnlich wie man das aus den Staaten kennt, hauptsächlich in Schulteams ausgeübt. Ich bin dem Snowboard-Team beigetreten, leider war an allen drei Wettkampftagen das Skigebiet am Mt. Ruapehu wegen schlechtem Wetter gesperrt, dafür wurden andere Aktivitäten angeboten und eine lohnende Erfahrung war es trotzdem. Nur wenige Tage später habe ich meine Frühlingsferien für eine zwei Wochen Tour um die Südinsel genutzt und dabei unbeschreibliche Orte gesehen. Es war fantastisch, die abwechslungsreiche Landschaft zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Das Beste war das sea kayaking im Abel Tasman Nationalpark, wo man einsame Strände, Seehunde, Felsen, oder Höhlen ansteuern kann. Die gelungene Abrundung meines Halbjahres war das zweiwöchige Outdoor Education Programm, das für die internationalen Schüler stattfand, während die Kiwis ihre Examen schreiben mussten. Dazu zählten Dinge wie Surfen, die Bearbeitung von Knochen, Paintball, das Klettern im Hochseilgarten, und einiges mehr. Dann gab es zuerst die Verabschiedung von der Schule, bevor ich mich nach zwei Wochen Ferien dann auch von meiner Gastfamilie verabschieden musste. Das halbe Jahr verging wie im Fluge, aber es war eine unvergessliche Zeit, an die ich noch ewig zurückdenken werde.