Kia ora! Mein Name ist Alina und ich habe für ein halbes Jahr in Neuseeland gelebt!
Einige Leute sagten zu mir, "dafür bist du doch noch viel zu jung" oder auch "du bist viel zu schüchtern". Aber ich habe mich davon nicht beirren lassen, habe meine Bewerbung an iSt geschickt, bekam eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, unterschrieb den Vertrag und dann war er auch schon da, DER Tag, der 16. Januar...
Der Tag, an dem mein großes Abenteuer beginnen sollte. Meine Familie brachte mich zum Flughafen und ich habe mich gefragt, "was machst du hier eigentlich??? Du könntest jetzt mit deinen Freunden in der Schule sitzen, aber stattdessen hast du dir überlegt für ein halbes Jahr an das andere Ende der Welt zu gehen". Der Abschied war für mich echt verdammt hart; die ganze Zeit habe ich geheult. Aber als ich meine Familie dann hinter mir gelassen hatte und mit den anderen ATS (=Austauschschüler) auf unser Flugzeug wartete, hat dann auch mich wieder die Vorfreude gepackt. In Auckland (Neuseelands größter Stadt) wurden wir erstmal total nett von "N to Z" begrüßt und sind dann zu unseren "Welcome-families", bei denen wir während der "orientation week" lebten, nachhause gefahren. Mein Englisch war zu der Zeit nicht so prickelnd, deswegen war ich total glücklich, dass ich 2 deutsche ATS von iSt mit als Gastschwestern dabei hatte!!! Ansonsten bestand meine "Welcome-family" aus Gastmutter- und Gastvater, 2 Kiwi - Gastgeschwistern, einer Gastoma und 2 Gastschwestern aus Asien. Morgens hat uns unsere Gastmutter dann immer zur "Schule" gefahren, wo wir etwas über die neuseeländische Kultur, die Sprache etc. erfahren haben, nachmittags haben wir immer etwas unternommen. Danach waren wir dann entweder zuhause mit der Gastfamilie oder sie haben noch etwas mit uns unternommen! Diese Einführungswoche war für mich sehr hilfreich! Naja, und eine Woche später bin ich dann schließlich zu dem Ort geflogen, wo ich die nächsten 6 Monate verbringen sollte: Kerikeri!!! Kerikeri liegt in der Bay of Islands, weit im Norden, meiner Meinung nach eine der schönsten Ecken der Nordinsel! Im Flugzeug war ich wieder verdammt aufgeregt. Wie begrüßt man wohl eine Familie, die man noch gar nicht kennt, die einem aber für das nächste halbe Jahr sein Zuhause bieten wird??? Wie sich kurze Zeit später aber herausstellte, war meine Sorge völlig unbegründet, meine Gastmutter nahm mich nämlich herzlich in die Arme und es war, als würden wir uns schon lange kennen!
Meine 74-jährige Gastmutter kam aus England. Sie war immer total lieb zu meiner Gastschwester und mir, auch wenn es natürlich mal kleinere Auseinandersetzungen gab. Darüber sollte man sich aber keine Sorgen machen, denn es gehört im Alltag einfach dazu. Ja, und dann hatte ich auch noch eine Gastschwester. Betina war 18 Jahre alt und kam aus Brasilien. Sie war für mich eigentlich die wichtigste Person in NZ, wir konnten über alles reden und sie war nicht nur meine Gastschwester, sie ist wie eine richtige Schwester für mich geworden!
Das Haus, in dem ich lebte, war ziemlich groß und hatte 2 Etagen, was sehr ungewöhnlich für ein neuseeländisches Haus ist! Meine Gastschwester und ich hatten die obere Etage sozusagen für uns, unsere beiden Zimmer waren dort, ein gemeinsames Badezimmer und ein "Aufenthaltsraum" mit Fernseher und Sofa. Meine Schule war sehr groß und total schön! Alle Lehrer waren total nett und haben einem immer geholfen, wenn man einmal nicht weiter wusste.
Ich wurde 2 Jahrgänge nach oben gestuft und besuchte somit das year 11. Die Schule startete immer um 8.40 Uhr mit der sogenannten form time. In dieser Zeit wurde die Anwesenheit geprüft und die "daily notices", Informationen über Sportteams, Wettkämpe, besondere Veranstaltungen etc., vorgelesen. Um 9 bis 15 Uhr ging dann die "richtige Schule". Es ist üblich, dass die Schüler zu den Lehrern gehen und es herrscht ein Kurssystem, was bedeutet, dass man in jedem Fach mit anderen Leuten Unterricht hat. So hat man natürlich sehr viele Leute kennengelernt, engere Freunde zu finden war aber zunächst etwas schwieriger. Naja, zurück zum Unterricht! Die Fächer werden nach Interessen gewählt, im year 11 sind nur Mathe, Englisch und eine Naturwissenschaft vorgeschrieben. Meine Fächer waren also Mathe, ESOL 13 (meine Schule bot extra Englisch für die Internationals an, je nach Englischstärke wurde man also in die Kurse ESOL 11, ESOL 12, ESOL 13 oder ins Englisch mit den Kiwis eingeteilt), Biologie, outdoor education, hospitality und Fotografie. Fotografie war mein absolutes Lieblingsfach. Wir lernten vieles über die Technik der Spiegelreflexkamera und zum arbeiten mit dem Program "Photoshop".
Außerdem herrschte an meiner Schule Uniforms-Pflicht, nur das year 13 war davon befreit. Natürlich ist eine Schuluniform nicht das Schönste was man in seinem Kleiderschrank hängen hat, aber ich fand es eine tolle Erfahrung sie jeden Tag zu tragen. Durch die Schuluniform entstand eine Art Gemeinschaftsgefühl und niemand konnte auf Grund seiner Klamotten gemobbt werden! Eine Besonderheit an meiner Schule war das "academic-plus program". Jeder International student konnte, wenn er wollte, entweder Reiten, Surfen, Golfen oder Segeln lernen, was dann freitags anstatt von Schule stattfand. Ich wählte Surfen. Es hat echt Spaß gemacht mal auf einem Surfbrett zu stehen! In der Winterzeit würde ich persönlich dieses Programm nicht wirklich empfehlen, da es dann in einem nassen Neoprenanzug schon mal echt kalt werden kann! So, und jetzt noch einmal zum Thema "Freunde". An meiner Schule gab es sehr viele Internationals, vor allem Deutschsprachige (zwischen 25 und 30), die auch meistens gemeinsam Deutsch gesprochen haben. Die Kiwis finden dies aber, verständlicherweise, nicht so toll! Außerdem gab es bei uns in jeder Pause eine große Gruppe von Internationals, wo leider auch ich in der Anfangszeit dazu gehörte. Das finden sie logischerweise auch nicht so pralle! Für mich war es allerdings viel einfacher dort hinzugehen, als irgendwelche Kiwis zu fragen, ob man mit ihnen die Pausenzeit verbringen könne. Irgendwann habe ich mich aber dazu überwunden, mich den Kiwis anzuschließen und fand so sehr schnell meinen neuseeländischen Freundeskreis! Damit möchte ich auch nur nochmal dazu raten, von Anfang an auch Kiwis zu fragen, sollten sie nicht den ersten Schritt machen, denn wenn man sie einmal gefragt hat, sind sie von Anfang an super nett und hilfsbereit zu einem!!!
In den Ferien zwischen term 1 und term 2 habe ich, gemeinsam mit meiner Gastschwester, noch mal eine Südinseltour mit active planet gemacht. Es war super schön, da die Landschaft auf der Südinsel schon noch einmal etwas anderes ist als die der Nordinsel. Natürlich war es mit sehr viel Fahrerei verbunden, aber ich kann es wirklich nur empfehlen, denn es lohnt sich auf jeden Fall!
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich total froh bin, einen Auslandsaufenthalt gemacht zu haben und es überhaupt nicht bereue! Ich habe so viele tolle Erfahrungen gesammelt, habe viele Sachen dazu gelernt (damit meine ich nicht nur meine Englischkenntnisse) und viele Freundschaften geschlossen. Mit den engsten Freunden schreibe ich sehr viel, skype manchmal und weiß schon jetzt, dass ich sie irgendwann wiedersehen werde!!! Zum anderen habe ich mich sehr verändert, zwar nicht äußerlich aber innerlich! Ich bin viel selbständiger, selbstbewusster und offener geworden!
Ich kann wirklich jedem, solange es sein eigener Wunsch ist, nur dazu raten, eine Zeit im Ausland zu verbringen und sagen, dass Neuseeland ein absolutes Paradies ist!!! Ich bin total neidisch auf alle, die ihren Auslandsaufenthalt noch vor sich haben und würde am liebsten noch einmal in den Flieger steigen!
Viel Glück an alle zukünftigen ATS, Ihr werdet eine der besten Zeiten in Eurem Leben haben und es genießen!!!
"Exchange isn't a year in a life, it's a life in a year!"
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