Die letzten Wochen vor meiner Abreise nach Neuseeland war ich so aufgeregt und nervös, dass ich mich manchmal fragte, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte oder ob es vielleicht doch noch eine Möglichkeit gab alles im letzten Augenblick abzusagen. Dann kam der Tag meiner Abreise aber doch und obwohl der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden wirklich schwer war (besonders natürlich, weil ich wusste dass es ein Abschied für ein halbes Jahr war), war ich auf einmal ziemlich ruhig, sobald ich im Flugzeug saß. Bevor wir in Neuseeland weiter zu unseren endgültigen Familien reisten, verbrachten wir zunächst eine Woche in Wellington. In dieser Vorbereitungswoche hatte man die Möglichkeit, die anderen Deutschen, die sich später auf Schulen in ganz Neuseeland verteilen würden, kennenzulernen, wurde gleichzeitig mit Kultur, Sprache und Leuten vertraut gemacht und konnte nebenbei das wunderschöne Wellington genießen. Dann flog ich mit einigen anderen, die auch das William Colenso College in Napier ausgewählt hatten, weiter. Im winzigen Flughafen von Napier wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt. Ich verstand mich von Anfang an sehr gut mit meiner Gastfamilie. Sie zeigten mir in den folgenden Monaten viele Sehenswürdigkeiten und Städte in der Umgebung. Außerdem hörten sie mir zu, wenn ich ihnen von Problemen erzählte und halfen mir sie zu lösen. Ich hatte auch ziemlich viel Freiheit. Sie hatte genug Vertrauen in mich, so dass ich auf alle möglichen Partys gehen durfte ohne zu einer bestimmten Zeit zurücksein zu müssen und trotzdem hatte ich natürlich nie das Gefühl dass ich ihnen egal wäre oder sie mich vernachlässigen würden oder so etwas. Das Fächerangebot am William Colenso College war toll, es gab außergewöhnliche Dinge wie Outdoor Education, Drama, Barrista und Photography und auch die eher gewöhnlichen Fächer wie Kunst oder Englisch waren ganz anders als in Deutschland. In den naturwissenschaftlichen Fächern war das Niveau unter dem an deutschen Gymnasien, dafür war es aber zum Teil eine ganz gute Wiederholung. Es gab zwei Lehrer die für uns International Students zuständig waren und sich sehr große Mühe gegeben haben, dass wir uns wohl fühlten. An sie konnte man sich bei Problemen, zum Beispiel mit der Gastfamilie, wenden. Nach einer Weile (man sollte ein bisschen Geduld haben und darf nicht gleich enttäuscht sein) habe ich dann auch Freunde unter den Kiwis gefunden. Ich denke es ist wichtig, von Anfang an nur Englisch zu sprechen, denn wenn die Deutschen immer zusammenhängen und untereinander Deutsch sprechen ist es ziemlich einschüchternd und abschreckend für die Kiwis. Wenn man aber auf sie zugeht und sich für sie interessiert dann sind sie sehr offen und hilfsbereit. Ich habe einige sehr gute Freunde gefunden mit denen ich immer noch regelmäßig telefoniere und die ich auch unbedingt wiedersehen möchte. In den Term Holidays habe ich eine Reise auf die Südinsel gemacht. Diese Reise war eine tolle Erfahrung, weil sie erstens unglaublich viel Spaß gemacht hat und zweitens mein Bild von Neuseeland vertieft hat, weil wir es in all seiner Vielseitigkeit kennengelernt haben. In den Ferien nach dem zweiten Term, also schon kurz vor meiner Heimreise konnte ich dann noch in ein paar tolle unvergessliche Tage in Auckland verbringen. Im Nachhinein war dieses halbe Jahr eine meiner besten Erfahrungen überhaupt und es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass man noch ein zweites Zuhause am anderen Ende der Welt hat. Luzie Gerb Colenso College, Napier 2008