Ich bin letztes Jahr im Sommer, also genau genommen am 21.Juli nach Neuseeland geflogen. Das Datum weiß ich immer noch auswendig. Nach einem schrecklich langen Flug kam ich endlich noch zahlreichen Zwischenstopps in Wellington an. Ganz verschlafen verbrachte ich dort eine Woche und obwohl es sehr kalt, windig und regnerisch war, hatte ich eine tolle Zeit mit meiner Welcome family und hatte viel Spaß mit den anderen Austauschschülern. Als ich dann total nervös in Napier ankam, empfing mich meine Gastfamilie ganz herzlich. Ich hatte eine kleine Gastschwester (7) und einen kleinen Gastbruder (4). Beide super niedlich und dazu zwei relativ junge Gasteltern, einen Hund und eine Katze. Sie wohnen ein bisschen außerhalb der Stadt, mitten in der Natur. Aus meinen Fenstern könnte ich die ewig weiten Hügel und hin und wieder auch Schafherden sehen. Das Haus meiner Gastfamilie war groß, neu und wunderschön, zudem haben sie einen gigantisch großen Garten mit Pool. Das war für mich aber nicht mal Ausschlag gebend, dafür dass ich mich so wohl fühlte. Ich verstand mich einfach gut mit meiner Familie, kam problemlos mit der englischen Sprache zurecht und liebe die entspannte Lebensphilosophie der Neuseeländer. Der Lieblingssatz von Kiwis ist ‚never mind‘ was einfach so viel heißt wie: macht nichts, irgendwie wird das schon alles wieder gut irgendwann. So ähnlich läuft es auch in der Schule ab, ich durfte 6 Fächer wählen, davon war nur eins Pflicht nämlich Englisch. Alles klar, also standen Englisch, Sport, Kunst, Mathe, Erdkunde und Theater auf meinem Stundenplan. An meiner Schule gab es zwei ganz liebe Koordinatorinnen, die sich um alle ausländischen Schüler gekümmert haben. Rund um die Uhr haben sie versucht uns zu helfen und unseren Aufenthalt bestmöglich zu gestalten. Sie haben auch viele Ausflüge mit uns gemacht z.B. an den Strand, Ski fahren oder zu Nationalparks. Wie die Schüler sehen auch die Lehrer den ganzen Hokuspokus ums Lernen nicht allzu streng und gestalten einen sehr bunten spaßigen Unterricht und versuchen ein möglichst gutes Verhältnis zu ihren Schüler aufzubauen. Von Anfang an hab ich mich gut mit meinen Mitschülern verstanden trotz der Unsicherheit die ein unbekanntes Land mit sich bringt. Die Schule ist fast ein bisschen wie Hogwarts von Harry Potter, weil auch meine Schule in vier verschiedene Häuser aufgeteilt ist. Ich war Teil des blauen Hauses, mit dem Namen Hetley und habe mit Leib und Seele in vielen Verschiedenen Wettkämpfen wie Rugby, Nudel-Wettessen, Wettschwimmen, Tauziehen, Wettrennen und Mathetests versucht die Ehre meines Hauses so gut wie nur möglich zu verteidigen. Das hat immer unglaublich viel Spaß gemacht und Kostüme in der jeweiligen Hausfarbe waren natürlich der größte Spaß. Ich habe auch verschiede Sportarten gemacht, zum einen hatte ich ein Pferd, das ich reiten und mich darum kümmern durfte, außerdem war ich Mitglied des Segelteams und habe auch Netball gespielt und Kajak fahren und Windsurfen ausprobiert. Die Kiwis sind ein sehr offenes fröhliches Volk und trotzdem habe ich einige Monate gebraucht bis ich wirklich richtig gute Freundschaften aufgebaut hatte, aber dann ging es richtig los! Wir waren viel auf Partys unterwegs und sind in den Sommerferien in das Strandhaus einer Freundin gefahren. Dazu sollte man wissen, dass Silvester in NZ mitten in den Sommerferien liegt. Und so haben wir am 31.12 eine fette Strandparty gemacht, gegrillt, waren Nachtbaden und ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Delfine gesehen! Generell ist es in NZ sehr warm und die UV Strahlung sehr stark. Da ich im sonnigsten Gebiet der Nordinsel gelebt hab, waren Sonnencreme, Sonnenbrille, Bikini und ständiges ‚in den Pool hüpfen‘ Pflicht. Kiwis würden das einfach ihren SWAG nennen. Da die Sommerferien in NZ sehr lang sind (ca. 3 Monate) hatte ich viel Zeit zum Reisen. Ich hab eine organisierte Tour für Austauschschüler gemacht. Das war eines meiner besten Erlebnisse in der ganzen Zeit. Wir sind mit der Fähre auf die Südinsel gefahren und dann mit einer vielfältigen Gruppe aus Schweden, Dänen, Norwegern, Schweizern, Österreichern, Franzosen, Japanern, Thailändern und Finnen zwei Wochen lang mit einem Bus um die Insel gefahren und haben uns alles angeguckt, viele Bungee jumps und Fallschirmsprünge gemacht. Ich hab unglaublich viele Freunde gefunden, die ich noch immer besuche. Das Highlight meiner letzten Monate war eine Art Studienfahrt, die ich mit meinem Erdkundekurs gemacht habe. Wir sind ins Mangatepopo Valley gefahren und sind die Tongariro Crossing gewandert. Das ist eine Wanderung auf einen Vulkan rauf, von da aus konnte ich in den Krater gucken und die alten Lavaströme sehen. Ein einzigartiges Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich bin sehr froh, dass ich 9 Monate in Napier geblieben bin, da ein halbes Jahr/5 Monate viel zu kurz sind und ich am liebsten noch länger geblieben wäre. Trotzdem würde ich jedem, unabhängig davon wie lange, einen Aufenthalt in Neuseeland empfehlen, weil es einfach ein einzigartiges Land mit einer wundervollen Kultur ist. Die Kiwis sind das mit Abstand netteste und aufgeschlossenste Volk, dem ich je begegnet bin.