Am anderen Ende der Welt Noch vor eineinhalb Jahren dachte ich mir: Ich würde so gerne mal nach Neuseeland gehen. Ein Jahr später saß ich auf einmal im Flieger. Ich hatte mich über High School Aufenthalte mit iSt informiert und mich angemeldet, und alles ging seinen Lauf. Die Monate vergingen mit Bewerbungen, Infoveranstaltungen und Vorstellungsgesprächen. Ich hatte immer das Gefühl, gut betreut zu werden. Danke an iSt dafür! Ich suchte mir eine Schule in Nelson aus und bekam eine Gastfamilie zugeteilt, die für die nächsten drei Monate mein zu Hause werden sollte. Im Januar dann flog ich mit den anderen Schülern los und kam ohne größere Komplikationen 24 Stunden später in Wellington an. In der Vorbereitungswoche bekamen wir wichtige Informationen für unseren weiteren Aufenthalt, lernten etwas über die Maori und sogar ein paar Worte in ihrer Sprache, und hatten jede Menge Spaß (inklusive Verlaufen beim Erkunden von Wellington auf eigene Faust). Sechs Tage später landete das winzige Flugzeug nach 20 turbulenten Minuten in der Luft in Nelson, wo wir unsere Gastfamilien treffen würden. Ich glaube, so aufgeregt war ich davor noch nie. Aber ich wurde nicht enttäuscht! Meine Gasteltern waren toll und schon nach wenigen Tagen hatte ich mich gut eingelebt. Über die drei Monate hatte ich viele gute Gespräche und lange Abendspaziergänge mit meiner Gastmutter Carol. Mein Vater John zeigte mir den Nelson Lakes National Park oder nahm mich mit zum Bowlen mit seinen Arbeitskollegen. Meinen 22-jährigen Bruder Richard bekam ich zwar nicht so oft zu Gesicht, und wenn dann nur kurz (er lernte ziemlich viel), aber auch er war immer nett zu mir. Einmal kam meine Gastschwester zu Besuch. Mit dem Englisch und dem berüchtigten Kiwi-Accent hatte ich schon nach Wellington fast keine Probleme mehr, zumindest beim Verstehen. Beim Reden musste ich anfangs noch viel nachdenken, doch auch das legte sich recht schnell. Meine Schule in Nelson war das Nayland College. Es ist sehr gut für uns „Internationals“ ausgelegt. Die Mitarbeiter und Lehrer der Internationalcrew kümmerten sich wunderbar: Sie hörten sich unsere Probleme an, halfen uns wo sie konnten, veranstalteten kleinere Ausflüge und kochten mir sogar einmal Tee, als es mir nicht gut ging.
Dementsprechend viele Austauschschüler waren auch an der Schule, was den einzigen Nachteil darstellt, den ich in den ganzen drei Monaten entdecken konnte: Wir blieben viel unter uns. Das Kennenlernen von Kiwis wurde dadurch deutlich erschwert und in der viel zu kurzen Zeit gelang es mir nicht wirklich, einheimische Freunde zu finden, obwohl ich mich gegen Ende mit dem ein oder anderen ab und zu unterhielt. Wäre ich länger geblieben und hätte mich noch offener verhalten, und hätte ich mich zum Beispiel einem Sportteam angeschlossen, hätte es auch ganz anders verlaufen können. Aber genug des Meckerns: meine deutsch- und japanisch sprachigen Freunde waren auch toll!!
Die Fächerwahl konnte sich nicht größer von meiner deutschen unterscheiden. Mathe und Englisch waren Pflicht, aber die anderen vier konnte ich frei auswählen und endete schließlich mit Photography, Marine Science, Drama und Outdoor Education. Bis auf Photography, das teilweise langweilig war (aber auch oft genug interessant), hätte es nicht besser sein können. Sogar Mathe mochte ich! (was größtenteils der Verdienst des coolsten Mathelehrers überhaupt ist: Wen kennt ihr sonst, der barfuß in seinem Klassenzimmer auf dem Teppichboden herumläuft und einen auffordert, auf dem großen Sofa vor der Tafel zu sitzen?
Aber gegen Outdoor Education kommt nichts an. Die Nachmittagsausflüge mit Kayaks auf die Flüsse der Region waren ja schon toll. Und dann der dreitägige Camping-Trip in den Abel Tasman National Park: Kajaken, wandern, schwimmen, sich von „glowworms“ faszinieren lassen, Robben entdecken, , auf dem Lagerfeuer kochen, die Sonne über dem Meer aufgehen sehen, unter den Sternen am Strand schlafen… Es war einfach wunderschön. Auch die Stadt Nelson selbst mochte ich sehr gerne. Der Strand war von meinem Wohnort in Stoke aus mit dem Bus gut und schnell zu erreichen, genau wie die Stadtmitte mit dem schönen Saturday-Market oder dem Kino. Ich bin mir sicher, ich könnte jetzt noch einiges mehr über meinen Aufenthalt schreiben, aber wahrscheinlich habe ich jetzt schon zu viel. Deshalb kann ich ihn auch ganz kurz zusammenfassen mit: die beste Zeit meines Lebens, wenn auch viel zu kurz.
Ich werde meine Familie dort, meine Eindrücke und Begegnungen nie vergessen, und eines Tages komme ich zurück.
- Franziska H.
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Nayland College: Franziska H.
Kia Ora! Seid ungefähr zwei Monaten bin ich wieder zurück in Deutschland. Hinter mir liegen 6 Monate voller…