Den Traum, einen Auslandsaufenthalt zu machen, hatte ich schon lange. Einfach mal raus kommen, neue Kulisse, neue Leute, neue Eindrücke, das alles klang für mich sehr verlockend. Ich wollte ein Abenteuer erleben, nebenbei natürlich mein Englisch verbessern und neue Erfahrungen sammeln. Die Wahl viel dann eher spontan auf Neuseeland. Und ein Abenteuer war es allemal! Die Entscheidung drei Monate nach Neuseeland zu fliegen war die beste Entscheidung, die ich je gemacht habe. Plötzlich waren die Eltern überzeugt, die Reiseorganisation gewählt, die Bewerbungsgespräche geführt und dann kam schon das Flugticket... das war der Moment wo ich realisierte: Das hier passiert wirklich! Der Tag des Abflugs kam schneller als erwartet. Man denkt man hätte soviel Zeit und plötzlich ist der Tag 46 Stunden entfernt und man merkt: Es ist noch so viel zu tun! Fangt bloß rechtzeitig mit der Planung an, überlegt euch gut was ihr einpacken wollt, denn ich persönlich habe nur die Hälfte von dem was ich mitnahm auch wirklich gebraucht. Am Flughafen war ich unglaublich aufgeregt, aber ich traf dort glücklicherweise auf eine große Gruppe anderer Jugendlicher, die sich genauso fühlten wie ich. Der Flug war eine Herausforderung, sehr lang und sehr anstrengend aber in einer großen Gruppe haben wir das viele Umsteigen als Team gemeistert. Letztendlich war es eine Erfahrung, die dazu gehört und die ich nicht hätte verpassen wollen. Die Einführungswoche in Wellington war mein erstes positives Erlebnis. Ich lernte dort auch Jugendliche kennen, die auf meine Schule, das Orewa College in Auckland, gehen würden. Besonders ein Mädchen von dieser Gruppe ist mir besonders ans Herz gewachsen und ist auch jetzt noch nach meiner Zeit in Neuseeland eine Freundin fürs Leben.
Wellington ist recht kalt und sehr windig. Für die erste Woche war ich in einer Maori-Familie untergebracht, die sehr aufgeschlossen und freundlich war. Vor der Gastfamilie muss man gar keine Angst haben, denn die haben normalerweise schon sehr viele Austauschschüler vor dir gehabt und wissen genau wie du dich fühlst. Meine eigentliche Gastfamilie in Auckland war sehr nett. Ich hatte einen kleinen Gastbruder und meine Gastmutter war Lehrerin an meiner Schule, sodass sie mich jeden morgen mitnehmen konnte, was sehr praktisch war. Ich war viel mit den anderen Austauschschülern meiner Schule und den Kiwis unterwegs. Meine Familie war freundlich aber auch etwas distanziert. Das Essen in meiner Familie war gewöhnungsbedürftig. Die Schule, die ich besuchte war super! Da ich im vierten Term ankam, wurden keine Sportaktivitäten mehr angeboten, was ich sehr schade fand. Dennoch: die Kursauswahl ist unglaublich interessant, Kochen und Design kann ich nur empfehlen sowie andere kreative Fächer. Der erste Schultag war eine Nervenprobe, ich war sehr aufgeregt. Aber es war gut zu wissen, dass meine Freundin aus dem Einführungskurs auch da sein würde. Toll fand ich, dass das Orewa College eine fantastische Betreuung für International Students bietet. Da es dort so viele Schüler aus allen möglichen Ländern gibt, machte es die Schulzeit noch viel interessanter.
Freunde zu finden ist so viel einfacher als man sich das vorstellt und mir viel es sehr leicht mich zu integrieren. Die Bindungen, die man dort eingeht sind sogar noch intensiver als zuhause, weil man größtenteils auf sich allein gestellt ist. So kommt es, dass meine Gruppe von Freunden dort in Neuseeland zu meiner Ersatzfamilie wurde. Die Zeit in Neuseeland war unvergesslich. Ich unternahm zwei Ausflüge, nach Coromandel und zu den Bay of Islands und es hat sich definitiv gelohnt! An Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolke“, kann man sich schlicht und einfach nicht sattsehen! Die Natur ist atemberaubend! Meine Schule war in der Nähe vom Strand und einfach dort mit Freunden zu sitzen, Sushi zu essen und zu reden, vermisse ich sehr.
Ich kann auch nur empfehlen eher mit Jugendlichen aus anderen Ländern etwas zu unternehmen und sich nicht nur auf Deutsche zu beschränken, denn so findest du schwieriger Anschluss zu den anderen Internationals. Ich war weniger mit Kiwis unterwegs, sondern eher mit Lateinamerikanern, was unglaublich viel Spaß gemacht hat. Es war so interessant sich mit Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen auszutauschen. Man kann viel voneinander erfahren und lernen und es gibt immer etwas zu erzählen. Nun habe ich Freunde „all over the world“, Menschen, die mir so sehr ans Herz gewachsen sind, mit denen ich Unbeschreibliches erleben durfte (zum Beispiel Skydiving).
Auch wenn ich mit Englisch noch nie Probleme hatte, hat mir Neuseeland sprachlich sehr viel Positives gebracht. Ich hätte nicht gedacht, dass man sich mit Freunden, die eine andere Sprache sprechen, irgendwann auf Englisch genauso locker unterhalten kann wie sonst Zuhause auf Deutsch. Nach zwei Wochen habe ich schon auf Englisch geträumt und sogar gedacht. Vor allem für Deutsche sind die Naturschauspiele in Neuseeland beeindruckend, tausende leuchtende Sterne in der Nacht, Palmen, wunderschöne Strände, Felder mit Schafen treffen auf tropischen Urwald, Wasserfälle.... Szenarien die dir schlicht ergreifend den Atem rauben. Und ich untertreibe keineswegs, manchmal war es einfach zu schön um wahr zu sein! Ich muss ehrlich sagen, drei Monate vergingen wie im Fluge und ich wäre so gerne länger geblieben! Wenn ihr die Chance habt, bleibt länger!
Ich habe eine Entwicklung durchgemacht, bin mutiger, selbständiger, selbstbewusster und offener geworden. Ich weiß jetzt, dass ich alleine klarkommen kann. Ich habe nun keine Angst mehr fremdes Terrain zu betreten, ganz im Gegenteil – ich kann es kaum erwarten so eine Erfahrung nochmal zu machen! Als Tipp kann ich euch noch sagen, auch wenn alles nicht immer nach Plan läuft und etwas nicht so ist wie erwartet, nehmt alles als eine weitere Erfahrung auf, eine weitere lustige Geschichte, die ihr später euren Freunden erzählen könnt. Positiv denken ist alles und in Neuseeland, wo selbst Busfahrer nett sind und du mit Unbekannten Smalltalk führen kannst, fällt positives Denken nicht schwer. Ihr seid nicht allein – ihr könnt euch immer Hilfe holen bei Freunden oder Lehrern, die übrigens in Neuseeland wirklich hilfsbereit sind.
Die Erfahrungen, die ich in Neuseeland gemacht habe, kann mir niemand nehmen, sie sind für immer in meinem Herzen und sind ein Teil von mir. Es ist so als hätte ich eine weitere Nationalität dazugewonnen. Wieder zuhause zu sein war für mich sehr hart. Ich habe die Menschen, Sitten und Orte so vermisst und das tue ich immer noch, aber meine Freunde zuhause haben mich großartig unterstützt und die Freude alle wiederzusehen war genauso groß wie die Sehnsucht zurück.
Ich bin überzeugt dass ich irgendwann wieder nach Neuseeland fliegen werde und auch meine Freunde aus Lateinamerika werde ich wiedersehen, so bald wie möglich! Und jetzt kann ich stolz sagen: Ja, ich war am anderen Ende der Welt. Das definitiv schönste und einzigartigste Ende der Welt!
- Maximilian Sch.
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Orewa College: Maximilian Sch.
Ich heiße Maximilian und bin 5 Monate am Orewa College in der Nähe von Auckland gewesen. Es war ganz einfach die beste…