Endlich stand der Tag meiner Abreise nach Neuseeland vor der Tür. Voller Vorfreude aber auch mit ein paar Zweifeln, ob das wirklich die richtige Entscheidung war, ob ich mit meiner Gastfamilie zu Recht kommen würde usw., packte ich die letzten Sachen in meinen übergewichtigen Koffer. Am Bahnhof angekommen, musste ich mich nun von meiner Familie und Freunden verabschieden was natürlich nicht einfach war, aber nach 30 Stunden Flug von Frankfurt über Singapur nach Auckland waren die Sorgen und Zweifel wie verflogen und ich freute mich, als mich meine Gastmum, eine ältere Frau, herzlich am Flughafen abgeholt hatte und wir zu ihr nach Hause gefahren sind. Schon nach wenigen Stunden in Neuseeland stößt man auf große Unterschiede: Zum Einen fahren die Neuseeländer auf der linken Seite mit dem Auto und zu Hause angekommen, merkt man schnell, dass neuseeländische Häuser lange nicht so warm sind wie die deutschen, da sie nämlich keine Heizungen haben, wenn man jedoch Glück hat, und ich hatte Glück, hat man wenigstens eine Heizdecke für die Nacht! Außerdem tragen die Kiwis selbst bei Temperaturen um 0°C noch kurzärmelige T-Shirts... Ich war sehr froh, dass ich noch eine andere Deutsche bei mir in der Gastfamilie hatte, was die Eingewöhnung wesentlich vereinfachte. Die Tochter meiner Gastmutter hatte auch 3 deutsche Gastschüler aufgenommen mit denen wir oft nach unserem Vorbereitungskurs in Auckland noch etwas unternahmen. Der erste Tag war ziemlich kurz für mich, da ich schon um fünf ins Bett ging, weil ich im Flieger nicht wirklich schlafen konnte, jedoch freute ich mich auf den ersten richtigen Tag in Neuseeland, der mit einem deutschlandgleichen Frühstück begann! Wir mussten jeden Morgen etwa eine halbe Stunde mit dem Bus zum Vorbereitungskurs fahren, da wir außerhalb von Auckland wohnten, was aber nicht weiter schlimm war, da wir einen super schönen Ausblick auf Auckland hatten (von unserem Haus aus). Ein weiterer Unterschied sind die sehr netten Busfahrer in Neuseeland. Nach einer spannenden Woche in Auckland, mit Trips u.a. auf den Skytower, ins Auckland Museum und nach Rangitoto hieß es dann am Samstagmorgen: Abfahrt nach Orewa! Die Aufregung und Anspannung aller „Orewa-Schüler“ war zu spüren. Die 30-minütige Fahrt ging einmal quer durch einen nicht bewohnten Teil Neuseelands, bis man das Meer wieder sehen konnte und wir in der Einfahrt des Orewa Colleges eintrafen. Alle waren sehr froh jetzt endlich ihre richtige Gastfamilie kennenzulernen, ich aber wurde von einer anderen Familie abgeholt, da meine richtige Family noch im Urlaub war und mich so erst am darauf folgenden Tag abholen konnte, von der ich vorher weder schriftlich gehört habe noch ein Bild gesehen habe und so musste ich warten bis Judy, die International Beauftragte, auf mich zu kam und sie mir meine Übergangsgastfamily vorstellte. Ich war froh, dass mich meine richtige Familie am nächsten Tag abgeholt hat, da ich mit dieser Familie leider nicht so gut klar gekommen bin, aber selbst das wäre kein Problem gewesen, da man ja seine Gastfamilie jederzeit wechseln kann. Schon die erste Umarmung meiner Gastmum gab mir das Gefühl endlich angekommen zu sein und von diesem Zeitpunkt an wusste ich, dass ich hier eine super Zeit erleben werde! Dem war auch so, meine Gastfamilie, die aus meinen beiden Gasteltern Kim und Mike und meinen kleinen Gastgeschwistern Seth und Tekassa bestand, war super nett und ich fühlte mich wie ihre eigene Tochter, so nett und liebevoll haben sie mich behandelt! Schließlich alles einmal ausgepackt wurde ich mit grundlegenden Kiwiausdrücken vertraut gemacht, wie z.B. „Sweet as“ was so viel wie „okay“ bedeutet.
Am ersten Schultag bin ich zusammen mit meinem Gastbruder und meiner Gastmutter zur Schule gelaufen, wo mich auch schon Judy und alle anderen Internationals, die aus allen möglichen Ländern kamen, in der „library“ erwartete. Der erste Schultag bestand aus der Fächerwahl und einem Rundgang auf dem riesigen Schulgelände. Das Fächerangebot in Neuseeland ist um einiges vielseitiger und besser als in Deutschland, da macht Schule sogar richtig Spaß! Man konnte z.B. aus Tanzen, Kochen, Nähen, Werken, Sport, New Zealand Education (dort lernt man etwas über die neuseeländische Kultur, macht Ausflüge oder muss sich mit einem Essen aus seinem Heimatland präsentieren), Englisch, Mathe, Maori, Französisch, Study (das ist ein Fach, in dem man einfach mal nichts macht ) u.v.m. wählen. Am zweiten Tag gingen wir mit all den anderen Neuankömmlingen zum sheep world, wo wir die Möglichkeit hatten kleine Lämmer zu füttern und vorhandene Fragen über den Großteil von Neuseelands Bevölkerung beantwortet zu bekommen. Dann endlich hieß es für mich zum ersten Mal Form Class, das ist eine bestimmte Gruppe, in der man sich jeden Morgen trifft um Organisatorisches zu klären, und danach Foodtech (Kochen), denn es war Mittwoch Morgen und mein ganz normaler neuseeländischer Schulalltag begann. Ich war total begeistert von der Lockerheit und Gelassenheit der Lehrer aber auch von den Schülern, die auch alle, zumindest zum Großteil sehr nett und kontaktfreundlich waren. Vorher hatte ich mir schon Gedanken darüber gemacht, wie das wohl sein mag, so als Deutsche in einer neuseeländischen Klasse zu sein, aber für die Kiwis war das total normal, da das Orewa College ziemlich viele Internationals hat, für die es sogar einen eigenen Raum gibt, in dem wir dann meistens die Pausen verbracht haben. Gegenüber davon hatte Judy ihr Büro, die uns, egal in welcher Angelegenheit, geholfen hatte. War es beim Wechsel der Gastfamilie oder bei einem Arztbesuch. Hatte man ein Anliegen ging man zu Judy! Nach der Schule, die erst um 8.40 Uhr anfängt und um 15.15 Uhr schon wieder aus ist, sind wir oft nach Orewa rein gegangen und haben uns meistens noch was zum Essen gekauft oder haben uns einfach die kleinen Läden ein bisschen angeschaut. Nicht dass es bei mir zu Hause nichts zum Essen gab, ganz im Gegenteil meine Gastmutter hat mich gemästet, aber in Neuseeland isst man automatisch viel mehr und viel öfter als in Deutschland. Der Ortskern von Orewa selbst ist nicht sehr groß, aber trotzdem gibt es einen super schönen Strand, das Meer ist bestimmt auch toll, nur als ich da war, ein bisschen zu kalt.
Auch in Neuseeland geht man am Wochenende nicht zur Schule und man hatte somit Zeit sich das Land einmal ein bisschen genauer anzuschauen. Meine Gastfamilie hat mit mir eine Wochenendreise nach Rotorua, bekannt für seine Schwefelquellen, gemacht und ansonsten hab ich mir z.B. den Bay of Islands mit meinen Freunden angesehen. In Neuseeland wird es einem am Wochenende nie langweilig, da es so viel zu entdecken gibt, was man aber in 3 Monaten gar nicht alles sehen kann. Neben der traumhaften Landschaft sollte man sich auch unbedingt ein Rugbyspiel ansehen, was dem einen oder anderen Neuseeländer sehr bedeutend sein kann. Neben den kleineren Trips nach Rotorua, z.B., bin ich zu Beginn der Ferien mit meinem Papa nach Queenstown zum Ski fahren geflogen. Queenstown ist eine sehr schöne kleine Stadt auf der Südinsel, mit vielen verschiedenen Facetten. Der Beginn der Ferien hieß für mich allerdings auch das Ende meines Auslandaufenthalts.
Ich wollte den Moment der Verabschiedung von meiner Gastfamilie und meinen Freunden gar nicht richtig wahr haben, da sie mir alle so ans Herz gewachsen sind und sie mir solch eine schöne Zeit hier bereitet hatten. Ich habe während meiner 3 Monate am Orewa College viele gute, neue Erfahrungen gesammelt, die ich nie vergessen werde. Es war eine einmalige Gelegenheit und ich empfehle es jedem, der sich gerade überlegt auch nach Neuseeland zu gehen, sich den Mut zu fassen und zu gehen. Ihr werdet es nicht bereuen, sondern euch an jedem Tag, an dem ihr wieder hier in Deutschland seid, nach Neuseeland zurück wünschen!
- Jamina H.
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Orewa College: Jamina H.
Hallo mein Name ist Jamina und ich war von Januar bis April in Neuseeland. Durch einen Katalog in meiner Schule habe…