Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht….Seit fast einem Jahr bin ich nun schon wieder zu Hause in Deutschland und es fühlt sich nach wie vor an, als ob es erst gestern gewesen wäre, dass ich mich auf den Weg in ein mir damals fremdes Land am anderen Ende der Welt gemacht habe. Ich kann mich noch genau an den 08. April erinnern, den Tag, an dem ich voller Aufregung, Vorfreude, aber auch einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch am Frankfurter Flughafen stand und es mir schwer fiel, mich von meiner Familie und meinen Freunden zu verabschieden. Doch schon gleich nach der Sicherheitskontrolle am Flughafen in Frankfurt habe ich viele andere iSt-Schüler getroffen, von denen ich manche auch schon von dem Vorbereitungswochenende in Stuttgart kannte. Wir haben uns gegenseitig ausgetauscht und so war der Abschiedsschmerz schnell vergessen. Nach einem langen und teilweise sehr anstrengenden Flug mit Zwischenstopp in Singapur sind wir dann am 10. April endlich in Neuseeland, unserem neuen zu Hause auf Zeit, angekommen und wurden auch gleich von unseren Welcome-Gastfamilien herzlich begrüßt.Die ganze Vorbereitungswoche in Wellington war einfach toll, denn wir wurden durch den Unterricht und das Leben in der Gastfamilie langsam an unseren zukünftigen Alltag und die Mentalität der Neuseeländer gewöhnt und waren dabei aber trotzdem nie allein. Vorbereitungswoche in Wellington Nach dieser aufregenden ersten Woche war ich traurig, mich von neugewonnenen Freunden und meiner liebevollen Gastfamilie verabschieden zu müssen, und ich hatte auch etwas Angst vor dem, was mich erwarten würde. Besonders auf dem Flug nach Auckland war ich hin- und hergerissen zwischen Abschiedsschmerz, Vorfreude und Nervosität. Meine Gastfamilie in Army Bay/Whangaparaoa hat mich aber super nett aufgenommen und mir den Einstieg so leicht wie möglich gemacht. Natürlich hatte ich in den ersten Tagen auch ein bisschen Heimweh. Es war eine ungewohnte Situation, mich in den Alltag einer mir damals fremden Familie einzufinden und ihre Gewohnheiten kennenzulernen. Meine Gastfamilie war während der ganzen 3 Monate immer sehr nett und hilfsbereit. Sie haben sich ständig nach meinem Wohl erkundigt und sich liebevoll um mich gekümmert, wenn ich mal krank oder einfach nur traurig war. Allerdings haben meine Gasteltern und meine Gastschwester viel gearbeitet und hatten deshalb wenig Zeit für mich. Ich war auf das Busnetz, das für neuseeländische Verhältnisse zum Glück sehr gut war, angewiesen und musste lernen, auf mich alleine gestellt zu sein und Probleme selbst zu lösen. Diese Situation hat dazu beigetragen, dass ich viel selbstständiger geworden bin und ist eine der Erfahrungen, von denen ich noch lange zehren werde. Schon am ersten Schultag am Orewa College, meiner neuen Schule, fühlte ich mich total wohl dort. Die Schule war einfach riesig und viel besser ausgestattet als in Deutschland und auch mein neuer Stundenplan sah wesentlich interessanter aus. Wo sonst kann man Fächer wie Catering, Fashion Studies oder Photography belegen?! Da am Orewa College sehr viele Austauschschüler aus der ganzen Welt sind, ist die Schule gut darauf eingestellt und alle Lehrer hatten Verständnis für unsere Situation und wussten mit uns umzugehen. Wenn es doch mal Schwierigkeiten gab, konnte man ins International Students Office zu den Betreuerinnen Judy, Joy und Marie gehen. Und die waren einfach nur spitze! Besonders Judy hatte immer ein offenes Ohr und man konnte mir ihr wirklich über alles reden. Schnell hatte ich mich an meinen neuen Alltag gewöhnt und die Zeit begann zu verfliegen. Auch weil ich „nur“ für 3 Monate in Neuseeland war, habe ich versucht aus jedem Tag das Beste zu machen und etwas zu unternehmen. Nach der Schule bin ich eigentlich immer mit Freunden in die Stadt oder an den Strand gegangen und so war es nie langweilig. Am Wochenende sind wir häufig mit dem Bus nach Auckland gefahren, was von Orewa aus total unkompliziert innerhalb von einer Stunde möglich ist. Auckland ist einfach eine super schöne Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Egal ob Sky Tower, Mount Eden oder Harbour Bridge – man findet immer etwas, das man noch nicht gesehen hat. Auckland at night Außerdem habe ich auch viele Ausflüge und Reisen unternommen, um so viel wie möglich von Neuseeland zu sehen. Zum Beispiel waren wir einen Tag in Rotorua, einer Stadt in der Mitte der Nordinsel, die das Herz der Maori-Kultur ist und wo es außerdem Geothermal-Parks mit Geysiren, Hot-Pools und andere Dingen gibt. Darüber hinaus bin ich mit Freunden eine Woche lang alleine über die Südinsel gereist, was einfach nur eine unglaublich tolle Erfahrung war. Wir haben so viel erlebt und gesehen…. Diese Reise war wirklich das Highlight meines Aufenthaltes am anderen Ende der Welt! Zum Schluss haben wir noch einen Trip nach Northland gemacht, wo es kilometerlange Strände und riesige Sanddünen gibt. Außerdem war es ein unbeschreibliches Gefühl, endlich am Cape Reinga, dem nordwestlichen Punkt Neuseelands, zu stehen, da der Leuchtturm dort das erste Bild war, das ich jemals von Neuseeland gesehen hatte. Cape Reinga Nach so vielen tollen Erlebnissen war es dann plötzlich so weit. Am 9. Juli hieß es: Abschied nehmen von einem Land, das sich irgendwie zu meiner zweiten Heimat entwickelt hatte, von liebgewonnenen Menschen, die ich vielleicht nie mehr wiedersehen würde. Auch wenn ich mich schon sehr auf Deutschland gefreut hatte, war es nun doch unglaublich schwer, traurig, aber vor allen Dingen komisch, nun zu gehen. Denn auch in dieser kurzen Zeit hatte ich mir ein Leben in Neuseeland aufgebaut. Ich hatte meine Familie, Freunde und einen (fast) ganz normalen Alltag. Und so war es fast wie ein Déjà-vu, als ich mich wieder von Familie, Freunden und meinem zu Hause verabschiedet hatte und mich ins Flugzeug, diesmal nach Deutschland, setzte. Denn auch nach diesem Abschied wusste ich nicht so genau, was mich 24 Stunden entfernt erwarten würde. Hatten sich Freunde und Familie verändert? Würde ich wieder leicht in meinen Alltag hineinfinden? Und wie fühlte es sich überhaupt an, in meinem Heimatland zu leben?! Doch all diese Bedenken waren unbegründet. Allein die Vorfreude auf meine Familie während dem Rückflug war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Ich habe mich total gefreut, alle wiederzusehen und mich relativ schnell wieder eingelebt. Besonders das schöne Sommerwetter war gegen den neuseeländischen verregneten Winter sehr angenehm. Wenn ich zurückblicke auf meinen Aufenthalt im für mich schönsten Land der Erde, war es eine unvergessliche Zeit. Es gab viele schöne, aber auch schwere Zeiten. Es gab Momente, in denen ich Heimweh hatte, am liebsten vor meinen Problemen davongelaufen wäre und mich ins nächste Flugzeug nach Deutschland gesetzt hätte, und solche, in denen alles perfekt war und ich für immer in Neuseeland bleiben wollte. Ich habe Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und gelernt, mich auf ungewohnte Situationen einzustellen und offen gegenüber Neuem zu sein. Und genau das hat meinen Aufenthalt meiner Meinung nach so besonders und erfahrungsreich gemacht. Nun sitze ich in meinem vertrauten Zimmer und denke wieder einmal über meine Zeit in Neuseeland nach. Auch wenn ich schon lange wieder zurück in Deutschland bin, sehne ich mich oft nach Neuseeland und den Menschen dort. Ich bin mir sicher, dass mich die wundervollen Erinnerungen an meinen Aufenthalt am anderen Ende der Welt, und die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, immer begleiten werden!