„Stell dir vor du nimmst eine Schaufel und gräbst ein Loch, immer immer tiefer, quer durch die Erde, dann wirst du irgendwann im Ozean vor Neuseeland wieder an die Oberfläche stoßen.“ Das sagte mein Vater, als wir im Auto auf dem Weg zum Flughafen saßen. Und er hat recht, Neuseeland ist auf der andere Seite der Erde. Doch irgendwie war das für mich der Grund nach Neuseeland zu gehen. Ich wollte hinaus aus meinem Alltag um etwas Neues erleben. Der dreißigstündige Flug von Frankfurt nach Auckland mit Zwischenlandung in Singapur kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit und ich hatte genug Zeit nachzudenken. Natürlich fragt man sich immer, ob das jetzt die richtige Entscheidung war, aber meine Vorfreude überwog eindeutig. Ich wusste, dass ich mit drei anderen deutschen Mädchen in der Vorbereitungswoche in einer Gastfamilie war, doch als ich in Auckland landete, erfuhr ich dass ich für diese Nacht alleine in meiner Gastfamilie sein würde, da die Flüge meiner Gastschwestern gecancelt wurden. Na gut dachte ich, das schaffst du auch alleine, mit deinem Jetlag und deinem gebrochenem Schulenglisch. Die Sonne knallte vom Himmel, als mein Gastvater für die erste Woche meinen schweren Koffer und mich abholte. Und natürlich stieg ich erst einmal auf der falschen Seite ein (um ehrlich zu sein, ich brauchte einen Monat um mit dem Linksverkehr klar zukommen, und zu wissen, von wo die Autos kommen). Auf der einstündigen Fahrt erzählte ich viel von mir und er von Neuseeland, meiner neuen Heimat. Komischerweise hatte ich überhaupt keinen Jetlag, und als ich am nächsten Morgen zum Vorbereitungskurs kam, fühlte ich mich total ausgeschlafen. Auckland war zu meinem Erstaunen ziemlich hügelig (ich würde gerne wissen wie viele Höhenmeter ich in der ersten Woche zurückgelegt habe). Insgesamt lernte ich in dieser Woche, neben Neuseeland, vor allem Auckland kennen, den Skytower, den Harbour, Devonport und einen wunderschönen Beach. In dieser Woche fand ich viele neue Freude, von denen ich viele während meiner Reise wieder gesehen habe. Meine Gastschwestern gingen alle, genauso wie ich, nach Orewa und wir wurden später ziemlich gute Freunde. Nach der ersten Woche ging es dann nach Orewa. Orewa ist eine wunderschöne kleine „Town“ direkt am Meer und noch am ersten Tag konnte ich dieses genießen: Meine Gastmutter nahm mich mit zum Jetski fahren. Ich hab mich sofort wunderbar mit ihr und meiner Gastschwester verstanden. Mein neues Zuhause war superzentral gelegen, nur 10 min zu Fuß zur Schule und zum Beach! Nachdem ich das erste Wochenende genossen hatte, kam der erste Schultag, aber aufgeregt war ich gar nicht, ich kannte ja schon einige Leute. Er bestand aus der Fächerwahl und einer Führung. Insgesamt gibt es am Orewa College so ein vielfaltiges Facherangebot, mein Lieblingsfach war Photography. Auf dem College sind immer viele „Internationals. Ich wusste erst nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte, aber im Nachhinein fand ich es gut, denn da nicht alle aus Deutschland kamen, sprachen wir meistens Englisch und ich konnte Kontakte in der ganzen Welt knüpfen. Judy war für uns zuständig, Herz und Seele aller „Internationals“, kümmerte sich wirklich gut um uns, man konnt bei Problemen immer zu ihr kommen. So wie ich, als ich gleich nach zwei Wochen ein ziemlich tiefes Loch in meinem Zahn hatte. Ehrlich das ist kein Vergnügen! Und der Zahnarzt in Neuseeland ist ziemlich teuer, aber Judy half mir, mit der Rechnung und der Versicherung. Vieles in Neuseeland ist teuer, abgesehen von Busfahren und Kino. Meine Freizeit, genoss ich mit meinen Freunden am Strand, oder auch mal in Auckland zum shoppen. Mit dem Bus braucht man nur eine Stunde bis in die City, deswegen besuchte ich die größte Stadt Neuseelands des Öfteren. Am Wochenende wurde es nie langweilig, es gab immer etwas Neues zu entdecken. Neben meinen neuen internationalen Freunden lernte ich auch ein paar Kiwis kennen, und wir verbrachten einige Nachmittage und Wochenenden am Strand. Mit dem Wetter hatte ich total Glück, dass ich im Sommer kam und das Wetter wohl lange nicht mehr so gut war, wie in diesem Jahr. Und ich wurde braun, ich, die sonst nie braun wird! Das College organisierte einige Trips für die Internationals einen Trip vom Muriwai Beach zum Surfen, ein outdoor camp bei Pakiri, zu einer Marae für „Maoriculture“ und viele mehr. Mit anderen Organisationen machte ich Touren zum Bay of Islands, Cape Reinga, Hobbiton und last but not least verbrachte ich meine letzten zwei Wochen auf der Südinsel. Wenn ihr die Chance habt, kann ich diese nur empfehlen, meine Gastfamilie schwärmte immer von der Südinsel und sie hatten recht. Die Natur dort unten ist einfach „awesome“! In Queenstown, dem Highlight der Tour machte ich dann einen Bungy jump! Dieser war definitiv einer der Highlights auf meiner ganzen Reise. Am Ende war es wirklich hart, goodbye zu sagen! Goodbye zu meinen neuen Freunden und zu meiner neuen Familie, sozusagen zu meinem neuen Leben! Mit vielen Tausenden von Fotos, und noch mehr Erinnerungen an die beste Zeit meines Lebens trat ich die Heimreise an. Und als ich in Frankfurt aus dem Flugzeug stieg, stieg eine andere Lisa aus dem Flugzeug, als die, die dreieinhalb Monate zuvor eingestiegen ist. Eine Lisa mit neuen Erfahrungen. Ich kann nur jedem empfehlen, diese einmalige Erfahrung zu machen. Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen, denn ihr könnt so viel erleben, Also geht hinaus in die Welt und lebt euren Traum!