"Ein Austauschjahr ist wie eine Fahrt mit der Achterbahn. Zuerst will man unbedingt damit fahren und ist sehr fasziniert von der Vorstellung, dann geht es schnell. Man muss einsteigen und dann kommen die ersten mulmigen Gefühle. Dann gibt es Hochs und Tiefs. Aber es wechselt dann sehr schnell. Am Ende ist man ein bisschen traurig, dass es schon vorbei ist, ein bisschen stolz, dass man es überlebt hat, erfreut wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und eigentlich würde man am liebsten sitzen bleiben und noch mal fahren.“ ♥
Genau mit diesen Gefühlen habe ich meine Reise im April dieses Jahres an das andere Ende der Welt angetreten. Ich wollte schon immer Deutschland verlassen um etwas Neues zu erleben, neue Erfahrungen zu machen und vor allem um mein Englisch zu verbessern.
Gemeinsam mit meinen Eltern entschloss ich mich, solch einen Austausch zu absolvieren und schon bald darauf, fing ich an, die Tage bis zu meinem Abflug zu zählen. Am Anfang schien es für mich, als sei dieser Tag in weiter Ferne und ich zweifelte, ob dies überhaupt die Wirklichkeit ist. Doch je schneller die Tage vergingen, desto nervöser wurde ich und ich konnte es nicht realisieren, dass ich bald von Zuhause weg bin, in einer anderen Umgebung wohne und nicht mehr meine Familie und Freunde habe, die mir bei Rat und Tat zur Seite stehen.
Schließlich war der Tag gekommen und ich stieg mit einem vollgepackten Koffer und Tränen in den Augen in den Flieger in Richtung Singapur um von dort aus weiter nach Wellington zu fliegen. Nach einem langen und aufregenden Flug, spürte ich zum ersten Mal neuseeländischen Boden unter meinen Füßen und ich war so überwältigt davon, dass ich es überhaupt nicht glauben konnte. Noch nie in meinem Leben war ich so weit weg, doch schon beim ersten Anblick auf das Meer und die wunderschöne Umgebung spürte ich, dass es die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte.
Gemeinsam mit zwei anderen Austauschschülern unserer Gruppe verbrachte ich die erste Woche in Wellington, denn dort fand unsere Vorbereitungswoche statt. Uns wurde eine tolle Abwechslung aus Spiel und Spaß geboten, indem wir neben Unterricht auch viele spannende Ausflüge unternahmen. Schon nach einer Woche flog ich zurück nach Auckland und ich musste mich von meinen neugewonnenen Freunden und einer erlebnisreichen Woche verabschieden.
Ein paar Stunden später durfte ich schon meine nette Gastfamilie in Orewa in die Arme nehmen, bei denen ich für die nächsten 5 Monate untergebracht war. Von Anfang an habe ich mich mit meinen Gasteltern, mit meinem 13-jährigen Gastbruder und mit meiner 11-jährigen Gastschwester gut verstanden und sie haben mir in jeder Situation geholfen.
Montags war dann auch schon mein erster Schultag am Orewa College. Wir wurden sofort von Judy und Joy, die Betreuerinnen der internationalen Schülern, gut betreut und dies blieb bis zu meinem letzten Schultag im September so. Judy ist die Retterin aller Internationals am Orewa College und ich weiß nicht, was ich ohne sie gemacht hätte. Sie hat mir bei allem geholfen und sie hatte auch für jedes Problem eine Lösung. Ich bin so dankbar, dass es sie gab, da sie immer ein offenes Ohr für mich hatte.
Desweiteren durfte ich Fächer wählen, die wir hier in Deutschland überhaupt nicht haben. So genoss ich Photography, Catering oder auch New Zealand Experience, was mir sehr viel Spaß bereitet hat.
Auch nach der Schule, die im Verhältnis länger ging als in Deutschland, genoss ich meine freie Zeit am wunderschönen Strand mit meinen neugewonnenen Freunden.
Über ein Wochenende fuhr ich gemeinsam mit einer Gruppe zum nördlichsten Teil Neuseelands, die „Bay of Islands“. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön und so konnte ich neben Sandboarding auch Delfine beobachten. Diese Kurzreise war definitiv ein Highlight meines Aufenthaltes und wer solch einen Sprung an das andere Ende der Welt wagt, der darf so etwas auf keinen Fall verpassen.
In den Ferien hatte ich außerdem die Möglichkeit, die Südinsel zu erkunden und ihr könnt euch überhaupt nicht vorstellen, wie unterschiedlich diese zwei Inseln sind. Dort kann man kilometerweit fahren und dir kommt kein einziges Auto entgegen. Eine wunderschöne Hügellandschaft mit vielen Wasserfällen wartete auf mich und ich bin so froh, dass ich diese Chance genutzt habe.
Auch das Orewa College organisierte immer wieder Ausflüge, an denen man teilnehmen konnte.
Nach 5 Monaten hieß es für mich schließlich Abschied nehmen von meinem neuen Zuhause, von meinen liebgewonnenen Freunden aus der ganzen Welt, die ich während meines Aufenthaltes kennengelernt habe und auch von meiner zweiten Familie. Der Abschied war alles andere als leicht, denn man weiß nie, wann man wieder dorthin zurückkehren kann und es wird nie wieder so sein, wie es war. Schließlich heißt es auch:
„Exchange means leaving home ... twice!“
Ich bin immer noch von meinem Austausch so begeistert und würde am liebsten die Zeit zurückdrehen, damit ich alles noch einmal erleben kann. Während den letzten Monaten habe ich gelernt, was es heißt Verantwortung zu übernehmen und auf seinen eigenen Beinen zu stehen und ich werde meine Entscheidung niemals bereuen. Es war bis jetzt die beste Entscheidung meines Lebens und wenn ihr solch eine Möglichkeit habt, nutzt sie auf jeden Fall, denn oftmals hat man nur einmal in seinem Leben diese Chance an das andere Ende der Welt zu reisen.