Als ich mich im September dazu entschloss ein viertel Jahr in Neuseeland zu verbringen, war ich mir noch nicht allzu bewusst auf was ich mich einlassen würde. Erst bei dem zweitägigen Vorbereitungstreffen in Düsseldorf im Januar wurde mir meine Entscheidung langsam klar. Trotz der vielen Infobriefe und sehr hilfreichen Beratung, stand ich meiner Reise immer noch etwas ungewiss und unsicher gegenüber, weil man eben doch nicht wissen konnte, was man zu erwarten hätte, und so stieg ich mit ungefähr 30 anderen Jugendlichen am 23.April in Frankfurt total aufgeregt ins Flugzeug. Nach einem mehr oder weniger angenehmen 40-Stunden-Flug kamen wir dann völlig erschöpft in Wellington an, wo wir von unseren Begleitern mit Bussen zum Wellington Girls College gefahren wurden, wo unsere Gastfamilien für die erste Woche uns dann abholten. Unsere erste Woche verbrachten wir damit, jeden Tag mit einem heftigen Jetlag morgens um 6.30 Uhr aufzustehen, in die Schule zu fahren, und dort morgens Unterricht zu typischen "Kiwi-slang" Wörtern zu erhalten, oder Vokabeln die man für die Schule brauchen würde. Am Nachmittag unternahmen wir dann als Gruppe immer etwas, wie zum Beispiel ein Besuch in einer "maori marae", einem Haus der neuseeländischen Uhreinwohner, oder Busfahrten zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. In der zweiten Woche wurden wir dann am Wochenende zu unseren richtigen Gastfamilien gefahren, und ich war abermals richtig aufgeregt darüber, ob sie nett wären, und ob ich mich wohl fühlen würde. All diese Fragen blieben unbegründet, weil sich herausstellte dass ich erst ihre zweite Gastschülerin war, und sie sich deshalb immer noch super freuten und selber total aufgeregt waren, was wohl für ein Mädchen kommen würde. Wir verstanden uns sehr schnell sehr gut, und sie vertrauten mir vollkommen was die Küche, das Haus und eigentlich alles andere anging. Der erste Schultag war nicht ganz so interessant wie ich ihn mir vorgestellt hätte, da wir nur den Schuldirektor trafen, alles Formale abklärten, aber noch keinen Unterricht hatten. Am zweiten Tag ging es dann mit den sechs gewählten Fächern los. Ich hatte 5 Stunden a 60 Minuten am Tag. Vor allem Spaß gemacht haben mir Kochen, Musik und Sport. Man findet eigentlich relativ schnell auch Kiwi-Freunde, wobei man sich wirklich trauen sollte sie anzusprechen, denn es lohnt sich. Nach der Schule habe ich mich dann mit Freunden getroffen, wir sind zum Einkaufscenter oder in die Stadt gefahren, oder haben uns zu hause getroffen. An den Wochenenden hat auch meine Gastfamilie öfter etwas mit mir unternommen, wir sind zum Beispiel in Tierparks, auch mal zum Shoppen oder an tolle Strände oder Aussichtsorte gefahren. Nach etwa 2 Monaten gewöhnt man sich total an die Sprache, und es ist schon echt seltsam mit seinen Eltern auf Deutsch zu telefonieren. Außerdem habe ich in den 6 Monaten auch noch zwei Touren gemacht, um ein bisschen mehr vom Land zu sehen. Eine ging mit 5 anderen Jugendlichen, leider alle deutsch, nach Auckland und zum East Cape für 4 Tage. Die andere Tour war 10 Tage lang um die komplette Südinsel, und trotz des schlechten Wetters hat sie uns alle echt von der Landschaft fasziniert, und wir hatten super viel Spaß auch wenn es wieder fast nur Deutsche waren. Jetzt komme ich also langsam mal wieder zum Schluss: Der Aufenthalt in Neuseeland hat mich geprägt, ich habe sehr viel über andere Kulturen gelernt, die mich weltoffener gemacht haben, bin selbstständiger geworden, habe super viele coole Leute kennengelernt und viele neue Erfahrungen gesammelt. Neuseeland war nicht wie Ferien, denn wenn man dort nach einem halben Jahr wieder geht, fühlt es sich so an, als ob man ein anderes Leben zurücklässt. Also wenn ihr die Möglichkeit habt, so einen Aufenthalt zu machen, dann nehmt das Abenteuer an!