Aus irgendeinem Grund standen wir zu Zehnt am Frankfurter Flughafen, während sich neben uns Grüppchen von 4-5 Menschen bildeten. Es ging alles so schnell: Im einen Moment stand ich da mit meinen Freunden und meiner Familie und im nächsten Moment kam eine Frau auf uns zu und sagte: ”Sind sie von iSt und wollen nach Neuseeland? Dann müssen sie jetzt mitkommen!” Fragt mich nicht warum, aber wir hatten uns vorher nicht wirklich verabschiedet. Also blieb nur noch Zeit für eine kleine, tränenreiche Umarmung für jeden und dann ging ich mit der Frau und den anderen Austauschschülern mit. Nie in meinem Leben war ich so verwirrt und gleichzeitig aufgeregt gewesen wie in diesem Moment (außer vielleicht beim Rückflug). Im Flugzeug war dann reichlich Zeit um über alles nachzudenken und mir Pläne für dieses halbe Jahr zu schmieden. Klar war: es sollten meine 6 Monate werden und die wollte ich mir von nichts und niemandem vermiesen lassen. Nach 30 Stunden Flug und 2x umsteigen kam ich in Wellington an. Dort verbrachte ich dann 1 Woche (die sogenannte Vorbereitungswoche) und lernte viele andere Schüler kennen, die auch nach Christchurch/Rangiora gingen, was sehr gut war, da ich mir dann nicht mehr so alleine vorkam und man schon mal sein Englisch ein Bisschen üben konnte. Nach dieser Woche ging es dann endlich wirklich los! Ich nahm den Flug nach Christchurch und konnte mich während des ganzen Fluges nicht konzentrieren. Gleich würde ich auf die Familie treffen, mit der ich wahrscheinlich ein halbes Jahr zusammenleben würde. Wie würde die Familie sein? Werde ich mich wohlfühlen? Nun gut, ich glaube es stellte sich ziemlich schnell sowohl bei mir, als auch bei meiner Gastfamilie heraus, dass wir nicht so gut miteinander konnten. Ich probierte es 1-2 Wochen und erzählte dann der Lehrerin, die für die internationalen Schüler zuständig war, davon. Es war überhaupt gar kein Problem zu wechseln und im Nachhinein sehe ich es als eine gute Erfahrung an, dass ich auch mal einen komplett anderen Haushalt besuchen und miterleben konnte. Trotzdem bin ich froh, dass ich die Familie gewechselt habe und die restlichen 5 Monate bei meiner Gastfamilie gelebt habe, bei der ich super glücklich war. Mein erster Schultag! Ich war so aufgeregt und es war so toll. Wir durften unsere Fächer wählen, haben die Uniform bekommen und wurden rumgeführt und ich habe sofort gemerkt: Rangiora Highschool ist riesig! Nach dieser Rundführung war ich glaube ich mehr verwirrt, als dass ich wusste wo ich bei meinen Fächern hingehen sollte. Aber mit einem Schulplan ausgestattet brachte ich mich, wenn auch mit ein Paar Verspätungen, durch die erste Woche. Und ab da an hatte ich schon ein Paar Schüler aus meinen Klassen kennen gelernt, die mir, falls ich mal etwas nicht fand, den Weg zeigten. Meine Fächer waren Englisch, Ernährung & Kochen, Maori, Drama, Tecnology (Holzarbeit - das beste Fach auf der Welt, wenn ihr mich fragt!) und Sport. Jetzt glaube ich, dass es besser gewesen wäre, wenn ich Mathe mit eingebracht hätte, aber ich wollte mich nicht mit diesem Fach abquälen, wenn ich es jetzt in Deutschland sowieso den Rest meiner Schulzeit nehmen muss. Und eigentlich war es gut so! Die Chance solche Fächer zu belegen, bekomme ich nie wieder und das musste und wollte ich nutzen! Die Schule und die Leute sind superlieb und toll und ich vermisse sie schon total. Es hat so einen Spaß auf meiner Schule gemacht, weil das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern einfach nur super war! Insgesamt ist der Zusammenhalt auf der Schule um einiges besser als in Deutschland. Alleine wegen der Schuluniform hat man ein viel größeres Zusammengehörigkeitsgefühl. In meiner Freizeit (und am Wochenende!) traf ich mich mit Freunden und wir gingen zum Strand oder in die Stadt zum Shoppen, unternahm etwas mit meiner Gastfamilie oder ging mit der Schule mit den anderen Internationals auf Trips. Zum Beispiel waren wir an der Westcost und haben atemberaubende Landschaften gesehen. Auch bei meiner Südinseltour mit NZET sah ich unglaublich schöne Dinge. Bei dieser Tour war ich im Nationalpark im See schwimmen, machte einen Bungeesprung (falls ihr euch für Neuseeland entscheidet UNBEDINGT MACHEN!), lernte nette Leute kennen und diese Erfahrungen kann mir keiner mehr nehmen und das ist so ein gutes Gefühl. Die Landschaften und Sehenswürdigkeiten in Neuseeland sind echt einzigartig und unbeschreiblich schön. Was die Kiwis angeht, gibt es nicht viel zu sagen. Wenn ihr nicht nur deutsche Freunde haben wollt, dann traut euch einfach! Traut euch sie anzusprechen ihr könnt ja nichts verlieren! Am Anfang dachte ich auch, dass die Kiwis uns überhaupt nicht wollen, aber wenn man sich ein bisschen um eine Freundschaft bemüht geht das auch! Ich habe dort Freunde fürs Leben gefunden, die ich nie wieder verlieren will und wenn ich nochmal nach Neuseeland gehe, dann weiß ich, dass sie da sind und mich nicht vergessen haben. Ich habe auch supergute deutsche Freunde gefunden, mit den ich in Kontakt bin und die mich bald besuchen kommen und auch bei ihnen weiß ich, dass ich sie nie verlieren werde, weil wir so eine tolle Zeit hinter uns haben und das wird uns für unser ganzes Leben lang verbinden. Neuseeland war wirklich die beste Erfahrung , die ich in meinem Leben bisher gemacht habe. Irgendwann war die Zeit bei der für mich besten Gastfamilie und einer super Schule leider auch zu Ende. Ich habe so viele Sachen gelernt und dieses halbe Jahr hat mich für mein Leben ein großes Stück weiter gebracht. Die Erfahrung wird immer in meinem Herzen bleiben und irgendwann... Irgendwann komme ich zurück, denn ich bin seit 1 Monat zu Hause und vermisse meine Zeit dort schon so sehr, dass ich am liebsten sofort ins Flugzeug nach Christchurch steigen würde um für immer dort zu bleiben.... Wenn ihr vor der Entscheidung steht und euch nicht sicher seid. Macht es!! Ihr könnt nichts verlieren, sondern nur an Erfahrungen gewinnen und euch weiterentwickeln. Habt keine Angst und traut euch!