Erfahrungsberichte aus Rangiora
Rangiora High School: Julia B.
So, jetzt bin ich schon seit 3 Monaten wieder zurück in Deutschland und möchte euch gerne ein bisschen über mein Austauschhalbjahr an der Rangiora High School in Neuseeland erzählen! Alles begann damit, dass ich an einem schönen Tag im Juli als einzige in Düsseldorf am Flughafen stand und auf meine Mitreisenden gewartet habe. Nach und nach sind die dann auch eingetrudelt und gemeinsam haben wir dann den schlimmsten Teil des ganzen, den nicht enden wollenden Flug hinter uns gebracht. Gelandet bin ich dann in Wellington, der zweitgrößten Stadt Neuseelands. Da es in Neuseeland im Juli Winter ist, wurde ich von Nieselregen und niedrigen Temperaturen empfangen: Der kälteste Winter Wellingtons seit mehr als 20 Jahren. Als meine Gastfamilie mich für die Vorbereitungswoche abgeholt hatte, bin ich aufgrund des Jetlags auch schon fast direkt ins Bett gefallen. Dann begann am nächsten Morgen eine sehr abenteuerliche Woche. Morgens nahm ich an einem speziellen Unterricht für die Austauschschüler teil, nachmittags wurde immer etwas zusammen unternommen, wie Museumsbesuche, Paintball spielen oder Hot Yoga. Bei den Aktivitäten und in der Gastfamilie konnte man direkt schon mal seine Englischkenntnisse testen. Dieser Test ist bei mir zunächst nicht sonderlich positiv ausgefallen, und das sollte sich auch in den ersten Wochen nicht ändern. Trotzdem habe ich mit den anderen Deutschen eine unvergessliche Zeit erlebt! Nach einer Woche ging es dann mit dem nächsten Flieger weiter: Nach Christchurch. Dort wartete meine “richtige” Gastfamilie schon ganz gespannt am Flughafen auf mich. Die bestand aus meiner Gastmama und meinem Gastpapa, Geschwister hatte ich keine, was aber nie ein Nachteil war, im Gegenteil, ich war super zufrieden! Aber der Reihe nach: Mit dem Auto fuhren wir dann ins ca. 45 Minuten entfernte Rangiora, bzw. noch ein Stück weiter zum Haus meiner Gastfamilie. Ich werde nie den Moment vergessen an dem meine Gastmama nach minutenlangem Schweigen sagte, wir wären jetzt “zuhause”, und es mir so komisch vorkam, einen Ort, an dem ich noch nie vorher gewesen war, “zuhause” zu nennen. Die ersten Tage waren schon ziemlich anstrengend, besonders die Sprache. Sprechen konnte ich es wohl immer ziemlich gut wie mir meine Gastmom am Ende meines Aufenthalts erzählte, aber durch den starken Kiwi-Akzent habe ich zunächst nichts verstanden und musste immer wieder nachfragen. Aber auch das hat sich wie von selbst nach einer Zeit gelegt und jetzt weiß ich gar nicht mehr warum ich sie damals nicht verstehen konnte. Am zweiten Tag dort ging auch direkt die Schule los, die ein bisschen anders ist als in Deutschland. Zunächst einmal gibt es eine riesige Fächerauswahl mit Sachen, die in Deutschland undenkbar wären. Daraus konnte ich mir dann meinen Stundenplan zusammen stellen, der wie folgt aussah: Englisch, Maori, Equine Studies, Animal Care, Family Home & Society und Drama. Außerdem hatte ich jede zweite Woche von der Schule reiten, was mir sehr entgegen kam. Auch habe ich am ersten Tag meine Schuluniform bekommen. Zuerst habe ich gedacht: Oh mein Gott, sowas kann man doch nicht anziehen! Aber wenn man einmal in “Mufti” (so nennen die Neuseeländer die normale Alltagskleidung) über den Schulhof gegangen ist während alle anderen die Uniform tragen, tut man es dann doch, und irgendwann ist es genau so normal wie Englisch zu sprechen. Nach der Schule wollte ich auch nicht unbeteiligt herum sitzen, also habe ich mich zum Volleyball angemeldet, wo ich letztenendes auch in der Schulmannschaft gespielt habe. So einen Sport kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, man lernt so viele neue Leute kennen! Irgendwann wurde von der Schule auch angeboten, dass die Internationals Polo spielen könnten. Die anderen und ich haben sofort begeistert mitgemacht und so einen ganz neuen Sport kennengelernt. Und neue Sachen kennenzulernen und auszuprobieren ist ja auch der Sinn eines Schüleraustauschs! Da ich begeisterte Reiterin bin und ich glücklicherweise in einer Gastfamilie mit Pferden gelandet bin, wurde das aber natürlich zum Hobby Nummer 1. Meine Gasteltern hatten einen unglaublichen Spaß daran viel mit mir zu unternehmen, sodass wir fast jedes Wochenende auf Turnieren, Wanderritten, Pferderennen oder Pony Club Rallyes waren. Meine Gastmom und ich sind dadurch richtig enge Freunde geworden, einfach weil man ein gemeinsames Hobby hat. Bei diesen Veranstaltungen habe ich auch einen Großteil meiner Freunde kennengelernt. Aber auch außerhalb des Pferdesports haben wir mehr unternommen, als andere Menschen es je in ihrem Leben tun werden. Wir haben Wochenenden in Hanmer verbracht, sind nach Auckland geflogen, waren Bungee Jumpen und Fallschirm springen und noch so vieles mehr, dass es zu viel wäre das hier alles aufzuzählen. Ich liebe meine Gastfamilie einfach, sie haben aus meiner Zeit in Neuseeland wohl die beste meines Lebens gemacht. Mit meinen Freunden haben wir auch den einen oder anderen Tag einfach nur in Rangiora verbracht. Hier gibt es eine kleine Einkaufsstraße mit netten Cafés, sodass man stundenlang über Gott und die Welt reden kann. Im nicht weit entfernten Christchurch gibt es außerdem noch ein paar große Shoppingmalls, in denen wir auch den einen oder anderen Tag verbracht und viel zu viel Geld ausgegeben haben. Ein weiteres Highlight meines Aufenthalts waren die von der Schule organisierten Ausflüge für die Internationals. Zusammen waren wir an der West Küste, sind mit Delfinen geschwommen oder waren surfen. Aber nach unvergesslichen 5 Monaten war meine Zeit dann auch schon wieder vorüber, und das ging schneller als ich zunächst gedacht hatte. Irgendwann war es einfach soweit: Meine Gasteltern und ich standen uns am Flughafen gegenüber und keiner wusste so richtig, was er sagen sollte. Nach einem kurzen Abschied bin ich dann in meinen Flieger gestiegen wo ich zum ersten Mal alles realisiert habe, was mir zuvor vorgekommen war wie ein Traum. Das war dann auch der Moment wo die ersten Tränen über den Abschied kamen, weil ich wusste, dass ich all die wundervollen Leute so schnell nicht wieder sehen würde. Insgesamt war es wohl wirklich die beste Zeit meines Lebens. 5 Monate Abenteuer pur- wer hat das schon? Natürlich gibt es immer wieder Höhen und Tiefen, aber es gibt auch immer Leute die euch helfen, und am Ende will man einfach nicht mehr gehen. Also, traut euch! Es ist eine Erfahrung, die man nur einmal macht! Ich wünsche euch viel Spaß dabei, Eure Julia