Ich war von Juli bis Oktober in Neuseeland auf der Nordinsel in Warkworth – und es war einfach eine richtig tolle Zeit. Doch in der Vorbereitungswoche und auch danach hatte ich leider schreckliches Heimweh. In meiner Welcome Family waren noch zwei weitere deutsche Gastschülerinnen, die mich seelisch etwas aufgebaut haben, sodass auch ich die Sightseeing- Tour in Auckland genießen konnte. Übrigens ist der Skytower eindeutig nichts für Leute (wie mich), die Höhenangst haben. Vor allem der Englischunterricht hat mir in dieser Woche wirklich Spaß gemacht, weil man einfach viele Leute kennen lernt, die mit einem auf die Schule gehen und gleich Kontakte schließen kann. Als es dann zu meiner richtigen Hostfamily ging, war ich unglaublich aufgeregt. Ich hatte im Vorfeld schon mit Family Shaw telefoniert und auch ein paar Emails geschrieben, aber sie endlich vor sich stehen zu sehen – das ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Ich war glücklich, nervös und irgendwie auch besorgt, ob ich die drei Monate durchhalte (beeinflusst durch das Heimweh). Ich muss sagen: Neuseeländer sind cool. Und meine zwei Gastschwestern supersüß! Ich war sofort Teil der Familie und noch am ersten Tag haben sie mir einen der schönsten Strände der Umgebung gezeigt. Als Gastgeschenke gab es für meine Family Gummibärchen, einen Schwarzwald-Reiseführer und für die Mädchen Tintenkiller und Diddleblöcke. Wenn ihr nach Neuseeland geht, dann bringt den Kids Tintenkiller! Ich hatte meinen Füller dabei und das Gesicht der Mädels war göttlich, weil sie es einfach nicht verstehen konnten, dass die Schrift plötzlich weg war (in Neuseeland benutzt man für gewöhnlich nur Kugelschreiber). Direkt den Sonntag bin ich mit in die Kirche gegangen, auch das war eine Erfahrung wert. Kirche dort ist gaaaaaaaaaanz anders als Kirche in Deutschland, lockerer und rockige Lieder (wir hatten unsere eigene Band). Ich kann nur raten, mindestens einmal dort mit in die Kirche zu gehen. Zumal es auch bei der Family gut ankommt, wenn man ihnen sagt: Wartet auf mich, ich will doch mit in die Kirche! Übrigens hat man in Neuseeland kaum bis gar keine Verständigungsprobleme. Mit dem Schulenglisch kommt man gut voran und wenn man erst ein paar Wochen dort verbracht hat, hat man auch keine Hemmungen mehr, mit den Menschen zu plaudern (ob sie einen jetzt verstehen oder es nicht sollten. Der erste Schultag war ein weiteres, größeres Hindernis für mich, mit viiiel Aufregung verbunden. Ich wurde den ersten Tag zur Schule gefahren, einfach, da ich Gefahr lief, den Weg nicht zu finden. Warkworth ist zwar nur ein kleines Städtchen, rund eine Autostunde von Auckland entfernt, doch nicht gerade der übersichtlichste Ort. Wir waren rund 20 Deutsche auf dem Mahu und uns wurde zuerst alles Mögliche von unserem Ansprechpartner Mr. Johnston erklärt, wir mussten unsere Stunden wählen (meine endgültigen Stunden waren: Biologie, Mathe, Maori, Geschichte und New Zealand Studies). Und dann das Wichtigste: Whanau-Einteilung und Schuluniform. Das Mahurangi College kann man ein bisschen mit Hogwarts vergleichen: es gibt den Schulleiter und 8 Häuser (nach Farben benannt) mit den jeweiligen Unterhäusern (die jeweiligen Zahlen), den sog. Whanau (Maori= Familie). Mein Whanau war Purple 8. Jeden Morgen gibt es im Whanau eine Tagesbesprechung und nach der Mittagspause trifft man sich dort noch einmal zum SSR, eine Viertelstunde in der man liest oder Spiele spielt und dergleichen. Zum ersten Mal in der Schuluniform war… interessant. Man gewöhnt sich schnell daran und einen großen Vorteil hat die Kleiderordnung: man hat morgens einfach mehr Zeit zum Schlafen, weil die Kleiderfrage ausbleibt. Ich fand den Schulalltag dort anfangs sehr angenehm. Weil man nur fünf Fächer hat und die Schule dort erst um 9 Uhr beginnt. Allerdings habe ich mir gegen Ende sehnlichst den deutschen Schulalltag zurückgewünscht: alle Fächer sind Hauptfächer und jede Arbeit zählt, das ist anstrengender, als man denkt. Doch von der Schule wieder zurück zu meiner Hostfamily. Meine Gasteltern sind mit mir an einem Wochenende nach Rotorua gefahren. Ja, der Schwefel stinkt ein bisschen nach faulem Ei… Ich habe oben erwähnt, dass ich Höhenangst habe, ich habe mir geschworen, niemals Bungy Jumping zu machen. Nun, nicht weit von Rotorua gibt es eine Stadt Taupo. Was mache ich Verrückte also? Mich beim Taupo Bungy zu einem Sprung anmelden. Ich kann es jedem empfehlen! Wenn ihr Bungy springen wollt, dann dort! Es ist traumhaft, man springt 43m in den Fluss und die Kulisse, das Team, dort passt einfach alles. Nur wird geraten am Abend danach keine Nachos mit Chili con Carne zu essen, tut dem Magen nicht gut. Was kann ich denn noch erzählen? Ich bin leidenschaftliche Reiterin und war Stammgast auf dem dortigen Reiterhof. Ich durfte gegen Ende meines Aufenthaltes auch die Ausritte führen, habe so im Betrieb immer am Wochenende mitgeholfen und auch viele Work & Travel Mädchen aus Japan kennen gelernt. Wenn ihr Gelegenheit habt, neben der Schule noch in einen Verein zu gehen, oder einfach nur eurem Hobby nachzugehen: Macht‘s! Und im Nu waren die drei Monate auch rum. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass ich die Zeit dort hätte viel mehr schätzen und den Schüleraustausch Neuseeland hätte mehr genießen müssen und, dass ich das blöde Heimweh einfach hätte vergessen sollen. Ich wünsche euch viel Spaß in Neuseeland! Das schönste Land auf der ganzen Welt! Aylin Hoffmann Mahurangi College, Warkworth