Kia Ora! Mitte Januar 2013 ging es endlich los, mein dreimonatiges Abenteuer ans Ende der Welt, nach Neuseeland. Wegen eines Streiks am Hamburger Flughafen mussten wir alle, die zusammen von Hamburg aus in einer Gruppe von etwa 15 Schülern fliegen sollte, noch zwei Tage länger angespannt und nervös warten. Da war es umso aufregender, als wir uns zum zweiten Mal am Flughafen trafen und es wirklich losgehen sollte.
Noch ein letztes Mal tschüss sagen, den Eltern versichern, dass man sich meldet, sobald man gut angekommen ist, ein paar (oder auch mehr) Tränen vergießen, dann ging es ab durch die Sicherheitskontrolle und das Abenteuer fing so richtig an. Es viel leicht, den Abschied zu vergessen und sich auf die kommende Zeit zu freuen. Es war schön, sich mit den anderen Austauschschülern zu unterhalten, über ihre Schule, ihre Gastfamilie, und was sie sich von der Zeit erhofften.
Nach 37 Stunden Flug kamen wir alle völlig erschöpft in Auckland an. Einige flogen noch weiter nach Wellington, wo ihre Vorbereitungswoche stattfinden würde, ich blieb mit den anderen in Auckland.
Vor dem Flughafen wartete schon meine Welcome-Gastfamilie auf mich, bei der ich für die Zeit der Vorbereitungswoche mit drei anderen Mädchen wohnte.
Die Vorbereitungswoche war interessant, wir lernten einiges über Land und Leute, und nachmittags machten wir Ausflüge, zum Beispiel zum Auckland Museum und dem Piha Beach (der gefährlichste Strand Neuseelands).
Die Woche half auch, sich erst einmal an das Wetter zu gewöhnen (dort herrschten sommerliche 25-30°C während es in Deutschland ja Winter war) und den Jetlag zu überwinden. Die ganze Zeit über wartete ich aber aufgeregt auf das Wochenende, wo ich nach Whakatane fliegen würde, eine Kleinstadt in der Bay of Plenty. Ich wollte endlich meine „richtige“ Gastfamilie kennenlernen, eine Kleinfamilie (die Eltern und eine Tochter), mit denen ich vorher schon viel durch Email in Kontakt gewesen war.
Nach einem kurzen Flug landete ich in Whakatane. Meine Gastfamilie holte mich vom Flughafen ab und wir verstanden uns auf Anhieb. Es war ein komisches Gefühl, das erste mal das Haus zu betreten, ich dachte nur „Hier wirst du die nächsten Monate leben, das wird dein neues 'zu Hause'“.
Ich hatte dort mein eigenes kleines Zimmer mit allem was man braucht, neben mir das Zimmer meiner Gastschwester, zusammen teilten wir uns ein Bad.
Wir hatten noch für ein paar Tage Sommerferien, den darauffolgenden Donnerstag kam dann aber die „Einschulung“ an der Whakatane High School (WHS). Die drei anderen neuen Internationals und ich (insgesamt waren wir 15 Internationals an der WHS) bekamen die Schule in einem Rundgang gezeigt, ich dachte noch „das ist so groß hier, ich werde mir nie merken können, wo alles ist“. Es gibt viele einzelne Gebäude, nicht ein großes wie an den meisten deutschen Schulen. Den nächsten Tag ging die Schule dann richtig los und ich durfte meine Fächer wählen. Man wählt sechs Fächer, die immer in derselben Reihenfolge unterrichtet werden. Ich wählte eher außergewöhnliche Fächer, denn meine neuseeländischen Noten zählten nicht in Deutschland, da ich ja nur für kürzere Zeit im Ausland war. Das nutze ich aus, ich wählte Englisch (denn dafür war ich ja da), Hospitality (wo wir kochten und in Theorie lernten, wie man richtig mit Messern umgeht und anderes), Media Studies (dort guckten wir Filme und sprachen danach über Kameraeinstellung und andere technische Dinge), Design (wir mussten das Layout eines Magazins selbst gestalten), Photography (dort lernten wir, mit alten Schwarz/weißfilm Kameras umzugehen und die Filme und später auch die Fotos selbst zu entwickeln) und Outdoor Education (wir machten einen Rafting Trip, gingen surfen, schwimmen, Mountainbiking und wandern). Es hat sich echt gelohnt, diese außergewöhnlichen Fächer zu wählen! Ich empfehle jedem, der es kann, vor allem Outdoor Education zu wählen, denn bei den Trips, die man in diesem Fach macht, lernt man das Land von einer ganz anderen Seite kennen und sieht unglaublich viel von der Natur! Man muss jedoch beachten, dass einige Fächer extra kosten, in Hospitality und Photography musste man zum Beispiel für Materialkosten selbst aufkommen, die Trips in Outdoor Education mussten ebenfalls selbst bezahlt werden.
Nachmittags ging ich mit der Internationalen Koordinatorin meine Schuluiform kaufen, die ich von der Schule bekam und nicht selbst bezahlen musste. Ich durfte sie sogar mit nach Deutschland nehmen. Zu der Koordinatorin konnte ich auch jederzeit mit Fragen oder Problemen kommen, sie half einem bei allem. Die anderen Lehrer waren ebenfalls sehr nett und immer verständnisvoll, falls man mal etwas nicht verstand. Allgemein ist die Schule dort ziemlich anders. Sie fängt später an (um 8.30 Uhr) und vor Stundenbeginn hat man für 15min Form Class, ähnlich wie die Klassenlehrerstunde. Dann folgen zwei 60-Minütige Schulstunden. Nach 30min Interval folgen zwei weitere Schulstunden, dann für 45 Minuten Mittagspause und eine letzte Stunde. Meine Schule war um 3pm vorbei. Nach Schulschluss bleiben viele noch in der Schule, um dort Sport zu machen, man geht in die Stadt, oder auch mal an den Strand. Das Kursprinzip ist gut, um viele Leute kennenzulernen. In jeder Stunde ist man mit anderen Schülern zusammen und manche kennt man auch aus anderen Fächern, die man zusammen hat. Es gibt viele Schüler, die aufgeschlossen sind, andere sind eher zurückhaltend und kommen gar nicht auf dich zu. Ich hatte anfangs etwas Probleme, Anschluss zu finden, das gab sich aber bald, und zusammen mit einer anderen Deutschen (wir sprachen aber immer Englisch zusammen, was gut war) hatten wir bald unseren festen Freundeskreis.
Das Leben in einer anderen Familie fühlte sich anfangs etwas merkwürdig an, auch wenn ich mich total gut mit allen verstand. Man sollte sehr gut beobachten und „in sich aufnehmen“, wie die Familie „funktioniert“, welche Rituale sie haben, dann kann man auch Teil von ihr werden und es richtig genießen. Es gefiel mir auch so gut, dass ich mich schon bald dazu entschied, um 5 Wochen zu verlängern. Das war kein Problem und alles wurde von iSt bestens organisiert. Zusammen haben wir ein paar Ausflüge in der näheren Umgebung gemacht, wir waren auch zusammen Campen, was eine schöne Erfahrung war. Es half auch sehr, um sich besser kennen zu lernen. Ich habe auch noch zwei Trips mit Organisationen gemacht, die auf internationale Schüler eingestellt sind (ActivePlanet und LearningJourneys), einen ums East Cape und den anderen zur Coromandel Halbinsel; mit beiden war ich sehr zufrieden.
Außerdem besuchte ich während der Herbstferien für ein paar Tage eine Freundin in Auckland, denn da wollte ich auch unbedingt noch einmal hin.
Die viereinhalb Monate gingen ziemlich schnell vorbei, ich bin froh, dass ich noch verlängert hatte. Land und Leute gefielen mir super, ich möchte unbedingt später wiederkommen und mehr davon sehen!
Erfahrungsberichte