Für ein paar Monate von zuhause weg sein? Das konnte ich mir vor wenigen Jahren noch nicht vorstellen. Ich hatte ja sogar Heimweh, wenn ich nur eine Nacht bei einer Freundin übernachtet habe. Als ich dann aber von Auslandsaufenthalten und Austauschprogrammen hörte, dachte ich mir, dass das ja doch ziemlich cool sein könnte. Im Sommer stand ich am Frankfurter Flughafen und musste mich von meiner Familie verabschieden. Dann ging es ab in das Flugzeug nach Denver und von dort aus nach Phoenix, Arizona. Dort sollte ich 5 ½ Monate in einer fremden Familie leben, die ich bis dahin nur aus E-Mails und einem Skype- Telefonat kannte. Als ich ankam, holte mich meine Gastfamilie ab und ich verstand mich auf Anhieb gut mit ihnen. Es war am Abend, ich hatte relativ kühle Luft erwartet, aber als ich rausging wurde mir zum ersten Mal wirklich klar, dass ich dort in einem wüstenähnlichen Klima leben würde. Draußen war es nämlich, trotz der Uhrzeit von 20:30 Uhr, immer noch 40 Grad warm. Am nächsten Morgen, ich denke mit dem Jetlag hatte ich ungefähr 13 Stunden geschlafen, schien natürlich auch die Sonne. Bei Außentemperaturen tagsüber von 44 Grad kann sich dann auch der Pool im Garten schon mal eher wie eine Badewanne anfühlen. Kurz gesagt, von August bis Januar war die kühlste Temperatur, die ich draußen erlebt habe, etwa 14 Grad und es hat etwa 4- Mal geregnet. Das letzte Mal war Anfang Dezember. Wie man sich daraus schon denken kann, wachsen dort in der Natur dementsprechend nur Kakteen und Büsche. An Silvester darf nicht mal ein Feuerwerk wegen der Brandgefahr angezündet werden. Nun genug zum Wetter, jetzt zu meiner Gastfamilie: Mit zwei Kindern in meinem Alter, 14 und 16 Jahre, war das optimal. Wie ich gelernt habe, sind wichtige Voraussetzungen zum Zusammenleben vor allem gleiche Interessen. Wir haben zusammen gekocht, Musik gemacht, Filme geschaut, sind gewandert und haben Sport gemacht. Es ist wirklich einmalig, auch total normale Alltagssachen mit anderen Menschen zu erleben, als mit der Familie zuhause in Deutschland. Erst ist alles sehr ungewohnt und man fühlt sich, als wäre man nur ein Gast, aber wenn man selbst Freunde findet und alles kennenlernt, merkt man irgendwann, wie lange man auf einmal schon da ist und wie schnell die Zeit vorbeigeht. Natürlich gibt es auch nicht nur tolle Tage. Das ist genauso wie hier.
Wenn es mal Streit gibt, es in der Schule nicht so gut läuft oder man einfach ''nur'' Heimweh hat.
Es ist manchmal wirklich bedrückend zu wissen, dass man seine Familie für weitere drei oder vier Monate nicht sieht, aber da man weiß, dass man nicht einfach zurück kann, versucht man nicht so viel darüber nachzudenken. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch Tage, an denen man sich wirklich nicht gut fühlt. Meine Gastfamilie hat mir dann immer sehr geholfen und mich einfach aufgemuntert. Das ist der Vorteil einer Gastfamilie zu einem Internat. In der Schule war es, wie man es immer wieder in High-School Filmen sieht. Es gibt die traditionellen Schulbälle wie Homecoming, Prom oder Sadie Hawkins und auch die Atmosphäre in der Schule ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wenn ich jetzt gefragt werde, ob ich es bereue oder ob ich es nochmal machen würde, denke ich, dass es sich wirklich gelohnt hat, auch alles, was nicht so toll war, in Kauf zu nehmen. Natürlich kommt es auch sehr auf die Person an, die es macht. Ich denke, es könnte für jeden eine absolut tolle und auch lehrreiche Erfahrung sein, wenn man sich darauf einlässt.
- Moritz Nötzel
- ·
Prescott: Moritz Nötzel
„…ja, ich würde es wieder tun!“ Erwartet von meinen besten Freunden und meinen Eltern landete ich am 2.6. nach dem…