Ein Semester in South Carolina – Hey ya’ll! Meine Entscheidung einen Auslandsaufenthalt zu wagen traf ich als ich das erste Mal in die USA reiste. Damals war es nur ein zehntägiger Skiurlaub in Aspen, Colorado doch sofort war ich begeistert von der offenen und freundlichen Art der Amerikaner und wußte, dass ich dort einen Teil meiner Schulzeit verbringen möchte. Meine Eltern waren beide sofort mitbegeistert und so wartete ich noch ein Jahr ab, bis ich mich endlich bewerben konnte. Und ab da ging eigentlich alles ganz schnell. Online Bewerbung, ein Anruf von iSt, das Interview, ein weiterer Anruf mit der Bestätigung der Aufnahme in das Programm und schon bekam ich allerhand Informationen und Unterlagen zum Ausfüllen. Von heute aus betrachtet ging das Bewerbungsverfahren bis hin zu meinem Anruf bei der Gastfamilie blitzschnell vorbei, doch damals kam es mir vor wie die Ewigkeit als ich wochenlang jeden Tag voller Erwartungen zum Briefkasten rannte und auf einen Brief mit einer Gastfamilie hoffte. Irgendwann im Juni bekam ich schließlich meine Gastfamilie, und obwohl ich keine Erwartungen aufgestellt hatte, war ich doch überrascht: 6 eigene Kinder, 2 davon bereits auf dem College, 1 weiterer Austauschschüler aus China. Großfamilie in South Carolina, ich war gespannt auf die Erfahrung. Am 23.8. flog ich von Düsseldorf nach Greenville, South Carolina und traf dort spät abends ein. Am Flughafen wurde ich sofort herzlich von meinem Gastvater und Gastbruder begrüßt und wir fuhren in meinen Wohnort für die nächsten 6 Monate: Laurens, eine kleine Stadt mit etwa 10.000 Einwohnern. Doch erst einmal zu meiner Familie: Meine Gasteltern, 50 und 51 waren vermutlich die warmherzigsten Menschen, die man kennen kann und kümmerten sich rührend über die gesamte Zeit um mich und meine Gastgeschwister, 4 Schwestern im Alter von 11, 14, 19 und 21 Jahren und meine 3 Brüder, 8, 17 und 17 Jahre, wobei einer von diesen ein weiterer Austauschschüler aus China war. Ich habe mich bei ihnen direkt als Teil der Familie wohl gefühlt und konnte bei Problemen sofort zu ihnen kommen. Dass es bei so einem großen Haushalt häufig drunter und drüber geht, kann man sich sicherlich gut vorstellen, doch für mich hat es die Zeit nur noch schöner gemacht, da es niemals langweilig war und ich mich mit jedem Einzelnen spitze verstand. Am Tag nach meiner Ankunft ging es direkt zur Schule. Da ich mich zu Hause für eine Privatschule entschieden hatte, wußte ich in Etwa was mich erwarten wird. Laurens Academy, eine christlich geprägte Schule mit etwa 200 Schülern von Kindergarten bis zur Highschool. Doch eine genaue Vorstellung hatte ich nicht. So ging ich erwartungsvoll in die Schule und wurde sofort von allen Mitschülern herzlichst begrüßt und gut aufgenommen. Meine Area Representative war gleichzeitig Rektorin der Schule und half mir mich in den ersten Tagen zurecht zu finden. Ich wählte meine Fächer, bekam einen Stundenplan, erfuhr von den vier weiteren Austauschschülern, die hier zur Schule gehen werden, wurde durch die Schule geführt und den anderen Lehrern vorgestellt. Sofort bemerkte ich den Vorteil der Privatschule: Es war wie eine Großfamilie, in deren Herzen man sofort einen willkommenen Platz erhält. Außerdem kannte man die meisten Schüler schnell, in meiner Stufe (ich war Junior) waren wir 20 Schüler, die alle schnell zu meinen Freunden wurden. Auch die Tatsache, dass ich bereits am 2. Tag ins Volleyballteam kam, erleichterte es mir Freunde zu finden und in den ersten Wochen die Tage sinnvoll auszufüllen. Ehe ich mich versah waren 2 Wochen vergangen, der doch teils extreme Südstaaten Dialekt der South Caroliner war bereits in meinem Kopf gespeichert und verständlich geworden, ich träumte auf Englisch und im Gespräch mit meinen deutschen Freunden und meiner Familie fehlten mir teils die rechten deutschen Wörter, um zu erklären, was ich so treibe. Natürlich gab es das ein oder andere lustige Mißverständnis, ist auch schwer zu vermeiden, wenn Südstaatendialekt auf deutschen Akzent trifft, doch die Amerikaner und ich nahmen es stets mit Humor. Zu meinem alltäglichen Leben in den USA kann ich nur sagen, dass ich viel erlebt habe, dass ich nie mehr vergessen werde. Ich war ein willkommener Gast sowohl im Volleyball als auch im Basketballteam und konnte den School Spirit hautnah mitspüren, wenn die Schüler für mich jubelten, wenn ich einen Korb erzielte. Es war immer ein großartiges Gefühl mittendrin im Sportgeschehen zu sein, die Mädels aus meinem Basketballteam wurden zu sehr guten Freundinnen. Außerhalb der Schule, die täglich um 15 Uhr endete, gefolgt von 2 Stunden Training verbrachte ich viel Zeit mit meinen Gastgeschwistern. Da meine Gasteltern die lokale Zeitung führten, waren sie oft von Arbeit überhäuft und gerne nahm ich ihnen die ein oder andere Arbeit ab, auch wenn sie versuchten mich davon abzuhalten. Ich wollte ihnen auf diese Weise zurückgeben, was sie mir ermöglichten und meinen Dank zeigen. Meinen Gastgeschwistern stand ich allen sehr nahe und verbrachte viele Stunden mit ihnen. Die schönste Zeit des Tages war beinah die, wenn meine Gastmutter mit sämtlichen Arbeiten abgeschlossen hatte und wir uns abends in der Küche auf einen Tee trafen und oft bis in späte Stunden über dieses und jenes quatschten. Sie waren für mich allesamt Familie und Freunde zugleich und ich kann es jetzt kaum erwarten sie wieder zu sehen, denn durch das Gefühl von Heimat, das sie mir gaben, hatte ich nie großes Heimweh. Bei all den spannenden Erfahrungen und neuen Erlebnissen traf es mich beinah wie ein Schlag als ich einen Blick auf den Kalender richtete und erkannte, dass mein Vater aus Deutschland bereits in zwei Wochen zu Besuch käme und das bedeutete, dass ich in etwa vier Wochen abreisen würde. Natürlich war die Freude auf mein Zuhause groß, doch es war trotzdem schade, wie schnell diese sechs Monate im Endeffekt vorüberzogen. Auch mein Vater wurde von meinen Bekannten dort herzlich aufgenommen und alle freuten sich ihn kennenlernen zu können. Es half meiner deutschen Familie so außerdem besser zu verstehen, was ich tatsächlich erlebt habe. Denn Alles in Allem sehe ich meine Zeit in South Carolina als eine Zeit voller neuer Erfahrungen, eine schöne und unvergeßliche Zeit, und auch als eine Zeit, in der ich viel über mich selbst erfahren konnte. Es war für mich ein völlig anderes Leben als hier in Deutschland und ich bin froh, dass mir meine Eltern diese Erfahrung möglich gemacht haben. Ich kenne mich selbst besser und fühle mich reifer als vorher, habe ein neues Land und dessen Kultur entdeckt, neue Charaktere kennengelernt und einen Kontakt fürs Leben geknüpft. Ich kann jedem nur empfehlen vor dieser Erfahrung nicht zurückzuschrecken, denn am Ende gibt es nichts, was man daran bereuen wird. An dieser Stelle auch meinen Dank an das Team von iSt, das den reibungslosen Ablauf und diese schöne Zeit für mich organisiert hat und insbesondere für die Anregung mich für die Schule in South Carolina um zu entscheiden, es war die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe! Vielen Dank und lieben Gruß mittlerweile wieder aus Deutschland