Erfahrungsberichte aus Louisiana
Alexandria: Christina Honnef
Louisiana? Da wo gerade die Ölpest ist? Alexandria? Ist das nicht eigentlich eine Stadt in Ägypten? Zugegeben, viel wusste ich vor meiner Abreise nicht über mein Ziel, doch das sollte sich sehr bald ändern. Meine neue Heimat sollte für 5 Monate die „kleine“ Stadt Alexandria im Herzen von Louisiana werden. Als kleines, stilles Städtchen beschrieben stellte sich Alexandria als 60.000 Einwohnerstadt heraus, mit mindestens so vielen Fast-Food Restaurants wie Einwohnern. Als ich durch die Türen des kleinen Flughafens in die schwüle Hitze des Sommerabends hinaus auf meine neue Gastfamilie zutrat, fühlte ich mich sofort wie zu Hause. Mit meiner Gastschwester, einer Austauschschülerin aus Finnland, verstand ich mich auf anhieb und Inkeri und ich wurden im Laufe der Zeit wie Schwestern. Die ersten Tage waren von Jetlag, Ankommstress und einer Menge Aufregung geprägt. Die kleinsten Dinge, wie bei Walmart einkaufen gehen, in einer richtigen amerikanischen Mall shoppen oder auch nur mit meiner Gastfamilie und unseren 2 Hunden durch die Nachbarschaft spazieren, die auch das Set für Desperate Housewives hätte sein können, faszinierten mich vollkommen. Als dann auch noch die Schule anfing, fühlte ich mich endgültig in einen High School Musical Film hinein gezaubert. Alles war so anders und alles war so toll! Der „school spirit“ war ab dem ersten Schultag zu spüren und vertausendfachte sich noch, als dann endlich die Football Saison begann. Die Footballspieler, muskelbepackt und mit breiten Schultern, wurden mit viel Ansehen und Respekt und außerdem leistungstechnisch mit einer Menge Extrawürsten belohnt, um sich ganz auf Football konzentrieren zu können, wie alle sagten. Es stand ja schließlich auch der Ruf der gesamten Schule auf dem Spiel, denn Sport und vor allem Football ist das Aushängeschild einer jeden Schule. Die Footballspiele waren großartig! Auch wenn es etwas gedauert hat, bis ich die Regeln verstanden habe, wurde ich sofort ein riesiger Fan. Mitgerissen von der Begeisterung meiner Freunde und angestachelt von den Rufen der Cheerleader, feuerte ich meine Mannschaft lautstark an und die Heimspiele meiner Schule wurden schnell zum Highlight der Woche. Generell war die überschwengliche Art der Amerikaner und vor allem die Freundlichkeit und Offenheit der Südstaatler mehr als ansteckend! Meine neuen Freunde nahmen mich zu allen möglichen Veranstaltungen mit und im Handumdrehen war ich Mitglied im swim team, war in den wöchentlichen Gottesdienst der Baptisten mit einbezogen und hatte ein Homecoming-Date. Homecoming ist ein großer Schulball am Anfang des neuen Schuljahres mit Ballkleidern und allem drum und dran. Diesem Tag fieberte ich entgegen seit ich erfahren hatte, dass es ihn gab. Der Tag selbst, mit Haare und Nägel machen lassen, professionellem Make-up, wundervollen Ballkleidern, Fototermin am Nachmittag, danach großem Homecoming-Dinner und am Abend dann der Tanz war märchenhaft. Einer der aufregendsten und besten Tage meines Lebens den ich garantiert niemals vergessen werde! Neben Schule und den Verpflichtungen Zuhause, wie zum Beispiel kochen oder mit den Hunden spazieren gehen, war mein Leben von täglichem Schwimmtraining und Wettkämpfen an den Wochenenden bestimmt. Die Leute aus dem Schwimmteam wurden schnell meine engsten Freunde und meine wichtigsten Ansprechpartner. Auch wenn ich mit der konservativen Einstellung der Südstaatler und ihrer Meinung zu manchen Themen öfter einmal aneckte, verstand ich mich mit meiner Gastfamilie richtig gut und unternahm eine Menge Dinge mit ihr. Das ältere Ehepaar ohne Kinder war ganz wild darauf mir und Inkeri ihre Heimat zu zeigen und deswegen reisten wir viel herum und sahen eine Menge von Louisiana. Beispielsweise machten wir 3 Tage Urlaub in der berühmten Stadt New Orleans. Die Zeit flog nur so vorbei und schneller als gedacht wurde es Winter, Weihnachten kam, dann Neujahr und schon musste ich mich langsam von meinen Freunden verabschieden. Obwohl ich liebend gerne verlängert hätte, wollten meine Eltern mich doch zurück haben und viel zu bald stand ich wieder vor dem Flughafen, aus dem ich vor 5 Monaten in mein Abenteuer hineingestolpert war. Um 2 Koffer voller neuer Klamotten, eine Menge unbeschreiblicher Erfahrungen, eine zweite Familie und eine Menge neuer Freunde reicher, trat ich furchtbar traurig die Rückreise an. Die 5 Monate voller Aufregung und Spaß, Erfahrungen und neuen Erkenntnissen manchmal auch ein wenig Trauer und Heimweh, gingen viel zu schnell vorbei.