Ich war für 5 Monate in den USA – auf Cape Cod in Massachusetts. Cape Cod ist eine kleine Halbinsel mit wunderschönen Stränden und Häuschen und Orten – eine richtige Insel auf der man Ferien machen kann! Wie bin ich eigentlich dazu gekommen ein Austauschjahr zu machen? Ich glaube ich wollte einfach mal was Neues erleben und ich wollte so richtig gut Englisch können. Das Englisch was wir in der Schule lernen, hat mir einfach nicht gereicht. Irgendwie ging dann alles ziemlich schnell. Organisation gefunden, Gastfamilie bekommen und schon saß ich im Flugzeug nach Boston und dachte mir: ''Das war der größte Fehler deines Lebens! Warum bist du nicht einfach schön brav bei deinen Freunden und deiner Familie zu Hause geblieben!'' Aber da war es ja zum Glück schon zu spät. Und im Endeffekt weiß ich, dass es die beste Entscheidung war, die ich je gemacht habe, in die USA zu fahren und diesen Austausch zu wagen. Meine Gastfamilie habe ich durch die amerikanischen Freunde meiner Mutter gefunden. Ich hatte riesiges Glück, denn meine Gastfamilie ist die Beste auf der ganzen Welt! Ich hatte nicht nur meine Gasteltern, sondern auch eine Schwester in meinem Alter und eine, die ein bisschen jünger ist als ich. Wir haben uns alle auf Anhieb gut verstanden. In der Schule hatte ich es zu Anfang eher schwer. Wir waren nur um die 350 SchülerInnen auf meiner Highschool und jeder kannte jeden. Das jemand Neues in die Schule kam, war für die Mitschüler/-innen ganz ungewöhnlich. Neue Leute kennen zu lernen, fiel mir anfangs wirklich schwer. Jetzt rate ich all meinen Freunden, die einen Auslandsaufenthalt planen: Seid einfach offen, redet viel und versucht möglichst viele Leute anzusprechen; auch wenn das manchmal vielleicht Mut und Überwindung kostet: Einfach reden! Das ist total wichtig. Und später zahlt sich dann der Mut, den du am Anfang aufgebracht hast mit viel Spaß, neu Gelerntem und guten Freunden aus. Ich habe im Herbstsemester Soccer - also Fußball - gespielt. Das hat viel Spaß gemacht und ich bin dadurch natürlich auch fit geblieben. Ich denke, dass war genau der richtige Weg, um Leute kennen zu lernen: einfach einen Sport machen oder bei AGs nach der Schule mitmachen. Im Winter habe ich dann Theater gespielt. Das war die beste Zeit meines Austauschjahrs. Ich hatte eine ganz tolle Theatergruppe und wir hatten total viel Spaß zusammen. Weihnachten nicht bei meiner deutschen Familie zu Hause zu verbringen, fand ich anfangs wirklich schade. Ich hatte von Austauschschülern gehört, die Weihnachten nach Hause fuhren oder deren Eltern an Weihnachten in die USA kamen. Das ist Quatsch! Mir war klar, dass ich das nicht machen wollte. Und Weihnachten wurde dann auch ein wunderschönes Fest. Meine deutschen Eltern haben selbst gemachte Weihnachtskekse und Lebkuchenherzen vom Weihnachtsmarkt in die USA geschickt. Und das Beste: zur Adventszeit bekamen wir einen selbstgemachten Adventskalender, voll von typisch deutschen Weihnachtsleckereien, Marzipan zum Beispiel, das liebte meine Gastfamilie besonders. Ich habe meiner Familie auch beigebracht, Stollen zu backen (das kannten sie nämlich vorher auch noch nicht). Generell haben wir viel zusammen gekocht. Bei Kochen kann man viel miteinander reden, was sonst im eher stressigen und vollgestopften Alltag manchmal einfach fehlt. Ich habe ihnen deutsche Rezepte beigebracht und sie mir natürlich ganz viele amerikanische und auch mexikanische Rezepte. Meine Familie kannte es zum Beispiel gar nicht, Brot mit Käse zum Abendbrot zu essen. Das machen wir hier in Deutschland ja fast jeden Abend. Nach so ca. 4 Monaten hatte ich dann das Gefühl, dass ich auch in der Schule so richtig gute Freunde gefunden hatte. Nicht dass ich vorher keine Freunde hatte - aber erst nach etwa 4 Monaten habe ich mich so richtig wohl gefühlt, habe mich ständig mit Freunden getroffen und konnte davon eigentlich gar nicht genug bekommen. Im Februar musste ich dann aber schon wieder los nach Deutschland. Aber ich wollte überhaupt nicht mehr gehen! ''5 Monate, dass ist doch viel zu wenig!'', dachte ich mir, ''Gerade jetzt fängt es doch an, so richtig, richtig gut zu werden!'' Auch jetzt - wo ich schon längst wieder zu Hause in Deutschland bin, denke ich mir, dass 5 Monate in den USA für mich einfach viel zu wenig Zeit waren. Viele Aktivitäten, zum Beispiel im Softball-Team mit zu spielen, oder beim Theaterstück im Frühling (Peter Pan) mitzuwirken, dass ging alles nicht mehr, weil ich ja weg musste. Ich konnte wegen der Schule in Deutschland nicht länger bleiben, weil ich einfach die Klasse nicht wiederholen wollte. Trotzdem würde ich allen,die diese Entscheidung noch vor sich haben, ob sie 10 oder 5 Monate ins Ausland gehen wollen unbedingt empfehlen: Geht 10 Monate! Obwohl 5 Monate natürlich besser sind als gar nichts und auch wirklich Spaß bringen, ist es für die meisten einfach zu kurz. Zusammenfassend würde ich sagen, dass ich während dieses Austauschjahres noch viel mehr gelernt habe als nur Englisch. Ich habe gelernt, wie man Leute kennen lernt, wie man Heimweh los wird, Probleme löst, Small-Talks macht und alleine fliegt und reist. Eine ganz neue Kultur habe ich kennen gelernt. Und so etwas kann nicht mal der beste Englischlehrer vermitteln; so etwas muss muss man selber erleben. Ich habe für's Leben gelernt und werde meine Erfahrungen und Erinnerungen nie mehr vergessen. Und 'on top of that' habe ich jetzt eine zweite Familie auf der anderen Seite des Ozeans bekommen. Meine Gastschwester ist diesen Sommer zu Besuch nach Deutschland gekommen, und wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Ich habe ihr Berlin und andere Städte gezeigt und sie fand das richtig cool. Und irgendwann- hoffentlich bald - werde ich auch wieder zurück in die USA nach Massachusetts fahren und alle besuchen. Spätestens nach dem Abitur! Saskia Cape Cod, Massachusetts