„So what are you actually doing here?“ … war eine der meistgestellten Fragen während meines 10-monatigen High-School-Aufenthalts im US-Bundesstaat Virginia. 10 Monate? Klingt nach einer verdammt langen und harten Zeit! Eine lange Zeit in einem anderen Land, eine lange Zeit mit einer anderen Kultur, eine lange Zeit mit einer anderen Sprache, eine lange Zeit ohne die eigene Familie und die guten, alten Freunde... Was mich am meisten fasziniert hat während meiner 10 Monate, war, wie sich diese ganzen Fragen von selber zu beantworten schienen: Sei es ein grandioses Land, welches so viele Möglichkeiten, Alternativen und Chancen bietet, eine Kultur, die so abwechslungsreich und vielseitig ist, dass es schwer wird, diese in nur 10 Monaten komplett zu entdecken, eine Sprache, die nach kurzer Zeit zum alltäglichen Bestandteil wird oder ein Freundeskreis, der von täglich wächst, gespickt mit den tollsten jungen Menschen, von denen man sich nur wünscht, dass man sie schon früher hätte treffen können und noch irgendein mal sehen wird, oder eine Gastfamilie, die von Tag zu Tag vertrauter wird, die einem in schweren Zeiten hilft, mit der man sich in tollen Zeiten zusammen freuen kann und zu guter letzt am Ende eigentlich gar nicht mehr verlassen will. All diese Sachen entspringen nicht meiner Phantasie, sondern sind Erfahrungen, die ich während meines Aufenthaltes gemacht habe. Mitte August 2006 ging es los. Endstation „Airport Roanoke“, eine mittelgroße Stadt im Westen Virginias. Nach einer anschließenden zweistündigen Autofahrt war ich, dann an dem Ort angekommen, wo ich die nächsten 10 Monate verbringen sollte: Weyers Cave, VA. Ein kleines Dorf im Herzen des Shenandoah Valleys, unweit der Blue Ridge Mountains und des Shenandoah National Parks. Während meines Aufenthalts ging ich zur „Fort Defiance High School“, eine „Public School“ mit etwa 800 Schülern. Dort wurde ich als Junior (11.-Klässler) eingestuft und vom ersten Tag an so behandelt, als würde ich schon seit langer Zeit zur Schulgemeinschaft gehören. Da ich auch sonst schulisch gar keine Probleme hatte, konnte ich die viele freie Zeit mit meinen neugewonnenen Freunden genießen. Die schönste Erfahrung war für mich die Tennissaison, die Ende Februar begann und bei der ich zusammen mit der Mannschaft so einige Erfolge feiern durfte. Teamgeist und Spaß sind nur zwei von vielen Wörtern, die diese Zeit gut beschreiben. Highlight war für mich dabei der Gewinn des Bezirks am gleichen Tag wie „Prom“, dem Abschlussball, bei dem ich stürmisch gefeiert wurde! Aber auch sonst habe ich fast nur positive Erfahrungen machen können. Sei es die Offenheit, mit der Amerikaner einen begrüßen, die Erkenntnis, auf eigenen Beinen stehen und auch laufen zu können, Verantwortung übernehmen und tragen zu können oder zu merken, dass dieses „was anders machen“ gar kein so schlechter Gedanke war. Und wenn es mal nicht ganz so toll lief, ich hatte immer noch eine Menge Freunde an meiner Seite, die mir halfen, mir Mut zusprachen, mich aufbauten. Die Einstellung der Amerikaner ist mir jedoch am meisten zu Herzen gewachsen. Wie schon erwähnt die Offenheit, der Optimismus, die Einstellung, für andere da zu sein, zu helfen wo Not am Mann ist, die Fähigkeit, auch in stürmischen Zeiten einen ruhen Kopf zu bewahren... Es gibt viele Sachen, die diese einzelnen Leute auszeichnet! Was nicht passt, wird soweit passend gemacht, dass es funktioniert, was mal nicht klappt, ist auch noch kein Weltuntergang, aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man immer noch was Schönes bauen... „Just do it!“ – mehr gibt es da fast nicht zu sagen. So waren diese 10 Monate auch für mich ein durchweg unvergessliches und wahnsinnig schönes Ereignis! Und bereuen werde ich gar nix! Diese, so lang erscheinende Zeit, war am Ende gar nicht so lang, sondern eher zu kurz! Mit diesen Worten: „Just do it!... and enjoy it!” Christoph Hachmann Weyers Cave, Virginia